| |
Pilze Pilze Forum Archiv 2006
Re: Winterpilz
Geschrieben von: Andreas Antwort auf: Winterpilz (Thomas Pruß)
Datum: 19. Januar 2006, 00:43 Uhr
|
: Moin zusammen,
Hallo Thomas, im Wesentlichen hat ja Gerd schon das meiste dazu gesagt, und vor allem auch das wichtigste: Die Art wird uneinheitlich interpretiert. In der Ba.-Wü.-Flora bin ich im Wesentlichen KUYPER gefolgt und habe die Auffassung von Clemencon nur teilweise übernommen. Clemencon geht von einer hellhütigen Art aus und synonymisiert mit Clitocybe agrestis, graminicola, angustissima und marginella (siehe Beitrag von Gerd). Bei den ersten drei Arten stimme ich einer Synonymie untereinander zu, aber C. marginella ist etwas anderes und meiner Meinung nach hat KUYPER recht, wenn er brumalis zu marginella zieht. Jedenfalls ist die hell fleischbräunliche, lederfarbene bis weiße Art C. agrestis/angustissima/graminicola ein Wiesenbewohner und vor allem die weißen Formen sind absolute Doppelgänger zu Hygrocybe nivea. C. marginella/brumalis dagegen ist ein lehm- bis gelbbräunlicher Pilz mit etwas (grau-)cremebräunlichen Lamellen (gehört in die Untergattung Pseudolyophyllum!) und kommt in Au- und sonstigen Laubwäldern vor, auch in Fichtenforsten. jedenfalls kein Wiesenpilz! Hier mein Text aus der Ba.-Wü.-Flora, vielleicht interessiert es:
12.28 Clitocybe marginella Harmaja 1969
Morphologie: Hut 2-6 cm Æ, flach bis leicht vertieft, erst später trichterförmig, in der Mitte gelb- bis rötlichbraun, Rand deutlich heller, isabell- bis lederfarben, blaß beigebräunlich, jung mit weiß bereift, feucht gerieft. Lamellen hell cremefarben, bisweilen etwas rosafarben getönt, herablaufend, gedrängt. Stiel 2,5-7 x 0,2-0,6 cm, dem Hut fast gleichfarben, in jungen Stadien deutlich heller, zylindrisch, basal etwas verbreitert und mit weißem Filz behaftet, dort oft abgeknickt und ausspitzend. Trama lederblass, mit leicht süßlichem Geruch, manchmal mehr erdig (nach Kuyper in Bas et al. 1995). Sporenpulver creme- bis blaß lachsfarben Sporen 4,5-6 x 2,5-3,5 µm, in Exsikkaten meist zu Tetraden verklebt. Variabilität: Bei C. brumalis handelt es sich um eine verschieden interpretierte Art, die als nicht deutbar angesehen werden kann (z.B. KUYPER in ARNOLDS et al. 1995). So ist sie in manchen Beschreibungen geruchlos und dunkelhütig, in anderen dagegen schwach mehlartig und mit auch feucht nur lederblaßem Hut. Bei den meisten Fundmeldungen dürfte es sich um C. marginella Harmaja handeln. Es liegen jedoch mehrere Funde vor, die nicht ohne weiteres zu C. marginella gezogen werden können und daher auch nicht ökologisch ausgewertet wurden. Ökologie: Im Eschen-Schwarzerlenauwald (2) und Waldmeister-Buchenwald (1), auch in Fichtenforsten (3), in der Streu von Fagus, Alnus, Picea und Pinus. Die Art scheint nur auf alkalischen bis neutralen Böden vorzukommen. Die wenigen ökologischen Daten reichen für eine konkrete Aussage nicht aus.
Verbreitung in Baden-Württemberg: Wenige weit gestreute Fundorte in verschiedenen Gebietsteilen. Das zusammenhanglose Verbreitungsbild dürfte auf ungleichmäßige Kartierung zurückzuführen sein. - Oberrhein: 5 Standorte im Bereich zwischen Karlsruhe und Heidelberg. - Schwarzwald: 7714/2, Fischerbach, ca. 280 m NN, 05.11.1930, MAY. - Gäulandschaften: 6620/2, Mosbach-Diedesheim, Waldmeister-Buchenwald, Picea abies, 270 m NN, 28.07.1996, SENK. - Keuper-Lias-Land: 6 Standorte im Schwäbisch-Fränkischer Wald; ein weiterer im Schönbuch (7520/1, Steinlachwasen, 28.12.1989, KAUTT). - Schwäbische Alb: 7325/22, Söhnstetten, Stöckelberg, um 1990, AMO. - Südwestdeutsches Voralpenland: 8121/1, Götzenfurt, Pinus sylvestris, auf lehmigem Boden, 610 m NN, 1994, BEGENAT. - 8121/2, Grauwald-Hohenreute, Pinus sylvestris, 1995, BEGENAT. - 8325/1, Deuchelried, Picea abies, 620 m NN, 03.12.1988, FINKENZELLER. - 8326/1, Isny, Waldbad, Nadelbäume, 710 m NN, 24.10.1981, FINKENZELLER. Vertikale Verbreitung: Planare bis untere montane Stufe. Oberhalb von 700 m NN nicht nachgewiesen.
Bestand und Bedrohung: Eine wenig bekannte Art, die wohl des öfteren fehl- oder gar nicht bestimmt wird. Da der tatsächliche Bestand unbekannt ist, kann auch keine Gefährdungskategorie angegeben werden. Erstnachweis: Mittlerer Schwarzwald, Fischerbach a.d. Kinzig, 05.11.1930, MAY, Fundtagebuch. Allgemeine Verbreitung: Vermutlich meridional bis boreal. Sichere Nachweise liegen aus Süd- (Italien), West- (Frankreich, Niederlande), Mittel- (Österreich, Deutschland) und Nordeuropa (Schweden und Finnland) vor. Die wenigen deutschen Vorkommen sind weit gestreut.
beste Grüße,
P.S.: Gute Gelegenheit mal wieder zu erwähnen: Diese Darstellung ist natürlich kein FAKT, sondern MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG dazu, die ich mir immer aufgrund verschiedener Literatur, Diskussionen mit anderen und optimalerweise Eigenfunden gebildet habe. Keiner muss ihr folgen und natürlich kann jeder eine andere Ansicht haben. Nur durch die Diskussion verschiedener Ansichten kann die eigene Ansicht gefestigt werden! Darum bitte NIE so eine Darstellung als die Bibel schlechthin betrachten, wie ich leider auch schon erlebt habe, sondern kritisch überprüfen und gerne auch hinterfragen.
|
| |
Pilze Pilze Forum Archiv 2006 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.