Hallo,
Heute habe ich mich arglos auf die steile Nordflanke der Lägern begeben, um ein bischen an meinen Pilzplätzchen zu stöbern, nachschauen, was denn schon so los ist.
An den steilen Flanken liegt in Höhlungen und unter Wurzeln zum Teil noch ein Rest Schnee, kühl ist es hier, dämmrig.
Feucht und schlammig ist es auch.
Und prompt: ich rutsche heftig aus und stürze ab.
Nicht so richtig Reinhold-Messmermässig dramatisch, aber für eine blutende Schramme an der Hand langt es allemal.
Ich rappele mich auf, lecke meine Wunde und schaue an mir runter.
Kommentar überflüssig.
Einfach ignorieren und auf die Pilze konzentrieren!
Endlich - Winterporlinge! Sogar mit einem dekorativen Schneerest auf dem Hutrand. Da hat es sich doch gelohnt...
Beim Fotografieren dann der Schreck:
Ich bin grad so schön auf den Knien herumrutschend mit Scharfstellen undsoweiter beschäftigt, da beugt sich langsam von der Seite her eine schwarze Gestalt über meinen Arm.
Ich schreie vor Schreck.
Die Katze macht einen Satz und sieht mich mit glühenden, verständnislosen Augen an.
Ich brauchte eine Weile, um meinen Puls wieder herunterzukriegen.
"Was hast Du denn hier oben an der Lägern verloren?"
"Miau!"
Super, - na gut, von einer schwarzen Katze kann man wohl keinen anderen Kommentar erwarten.
Ich beschliesse, Katze zu ignorieren und endlich meine Winterporlinge richtig belichtet und von unten aufgehellt scharfzukriegen, drücke vorsichtig auf den Selbstauslöser, halte mit der einen Hand aufgestützt ganz ruhig, in der anderen, blutenden Hand den Alureflektor - 3,2,1 -
Wumm!!!
Die Katze macht einen Satz Richtung Kammera, landet auf dem Ast mit den Winterporlingen und schnellt ihn in die Luft.
Ich schreie zum zweiten Mal, diesmal vor Wut.
Wer mich beim Scharfstellen stört, hat nichts Gutes zu erwarten.
Ich werfe das nächste greifbare Stück Holz nach der Katze, stosse dabei aber unglücklich gegen meine Kameratasche, die daraufhin anfängt, sich in lustigen Purzelbäumen den schlammigen Hang runterzubewegen.
Die Katze sitzt in drei Meter Entfernung still und betrachtet die Szene mit ihren glühenden Augen.
Ich strecke ihr wütend die blutende Hand entgegen:
"Das warst wohl auch Du, was? Schnell mal von links durchgeschlichen vorhin?"
Die Katze schaut, wie Katzen schauen und verkneift sich ein "Miau!"
Ich rutsche meiner Kameratasche hinterher, sammle Stativ, Speicherkarten, Akkus, LED-Lämpchen zusammen - alles schön voller Schlamm - und steige wieder zu Winterporlingen und Katze auf.
Winterporlinge noch da.
Katze weg.
Ich drücke zum Zweitenmal auf den Auslöser.
Winterporling, Polyporus brumalis
Lieben Gruss, Harald Andres