Hallo,

Winterzeit ist für mich immer auch die Zeit um daheim auf der Fensterbank ein paar Dung-Proben zu kultivieren, aus denen zwangsläufig Pilze wachsen. Vor allem Ascomyceten (operculate und Pyrenomyceten), aber auch bisweilen Tintlinge.

Meine vor 10 tagen bei Frost eingesammelten Schafköttel sind inzwischen "trächtig" und neben Iodophanus carneus (danke nochmals an Nobi Heine für den Tipp!) und mehreren Pyrenomyzeten um die ich mich noch kümmern muss, habe ich auch die hier gezeigte Art gefunden, die ausgesprochen schöne Mikromerkmale bietet:
Thecotheius holmskjoldii - übrigens recht häufig in Dungkuturen anzutreffen

Apothezien anfangs rein weiß, mit der zeit leicht graulich werdend, Durchmesser so etwa 0,3 mm.

Auffallend vor allem die großen Sporen mit den typischen Anhängseln, die aber auch noch ein paar andere Arten der Gattung aufweisen können. Aber die Kombination "Sporen > 30 µm" "Sporen warzig" "Sporen mit Anhängseln ohne Ring ums Anhängsel" reicht eigentlich schon für die bestimmung der Art aus.

Charakteristisch ist auch, dass die Sporen im Ascus von einer Schleimhülle umgeben sind, was sich dadurch bemerkbar macht, dass dieses Gel die Färbemittel (hier Baumwollblau, aber Kongorot würde mindestens gleich gute Ergebnisse bringen) abstößt und dadurch als nahezu durchsichtige, unregelmäßige "Hülle" um die Sporen rumflattert. Nach dem Sporenausstoss löst sich dieses Gel auf.

Nochmal eine Sporen, dieses Mal in Wasser. Man sieht wieder gut die Gelhülle um die Sporen, ferner dass die unreifen Sporen deutlich dickwandig sind und auch die sogenannte "DeBary-Bubble", eine Gasblase die hohen taxonomischen Wert besitzt auf Gattungsebene, ist gut erkennbar

Und zu guter letzt noch ein Charakteristikum der Gattung Thecotheius, wobei ich nicht sicher bin, ob das nur bei Thecotheius vorkommt oder auch noch bei anderen dungbewohnenden Gattungen: Die Ascusspitze ist nicht schön gleichmäßig abgerundet wie man das sonst so bei den operculaten Ascis kennt, sondern es ist ein Knich drin, genau dort nämlich wo dann der Deckel beim Sporenabschleudern aufgeht. Fast wie ein Scharnier :-))

Für die Mikroskopiker ein wunderbares Betätigungsfeld, Dung zu untersuchen! Und für ein oder zwei Margerinebecherchen Dungproben auf irgendeiner Fensterbank oder einem Heizkörper wird doch wohl überall ein Plätzchen zu finden sein ;-) Aber mit Moos oder Zewa ausgelegen damit man es immer feucht halten kann!

Für meinen Ascomycetenkurs im Juni (19.-23.06.) werde ich vorher ein paar entsprechende Kulturen anzulegen, dann können wir da auch solche Pilze mikroskopieren und bestimmen.

beste Grüße,
Andreas