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Coolpix-Lupenmakro/CombineZ5 (Anleitung)

Geschrieben von: harald andres schmid
Datum: 17. März 2006, 14:16 Uhr


Hallo

Wenn ich "Anleitung" schreibe, dann heisst das eigentlich nur, ich möchte den aktuellen Stand meiner Erfahrungen mitteilen.

Vielleicht gäbe es einfachere Vorgehensweisen.
Ich kann nur weitergeben, was ich bis jetzt begriffen habe und selbst kann.
Die Anleitung lässt sich natürlich auf andere Kameratypen übertragen, aber das muss jeder mit seiner eigenen Kamera ausmachen.

Es geht erst einmal darum, eine Serie von Bildern des gleichen Motivs herzustellen.
Die Schärfeebenen sollten von vorne nach hinten einigermassen sauber gestaffelt sein.
Kleine Verrutschungen seitlich kann das Programm CombineZ5 ausgleichen, grössere nicht.

Ich gehe folgendermassen vor:
Ich lege mir das Motiv, in diesem Fall ein Bruchstück eines Brennesselhalmes, zurecht.
Vor dem Objektiv der Coolpix befindet sich eine 9fach-Lupe aufgeklebt.
Ich fokussiere erst einmal (voll herangezoomt) auf das Objekt mit Autofokus, um den Bildausschnitt festzulegen.
Dann wähle ich Blende (ganz zu) und Belichtungszeit.
Dann drehe ich den manuellen Fokus ganz auf die geringste Distanz und bewege die Kamera auf dem Traubenkernsäckchen etwas vor und zurück, um den Bildausschnitt und den ungefähren gesamten Schärfebereich im Monitor gründlich abzuwägen.
Die Coolpix ist für die nächsten Schritte vom Bedienkomfort her etwas mühsam, denn nach jedem Bild muss erneut viermal die Blümchen-Berg-Selbstauslösertaste gedrückt werden, bevor wieder manuell fokussiert werden kann.
Ich löse das so:
Ich habe den Selbstauslöser drin, drehe nochmals den manuellen Fokus ganz heran und lege den Abstand der Kamera beim ersten Bild durch Verrutschen fest.
Es ist unmöglich, (obwohl ich das beharrlich versucht habe), die verschiedenen Schärfeebenen auf dem kleinen Monitor von blossem Auge bei jedem Bild zuverlässig festzulegen, auch mit eingeschaltetem Schärfe-Indikator nicht.
Ich lege den vordersten Punkt der Schärfe also nach Augenmass fest und rutsche dann die Kamera den Bruchteil eines Millimeters zurück, um sicher noch eine kleine Toleranz zu haben.
Dann mache ich die erste Aufnahme.
Dann drehe ich das Rad für den manuellen Fokus vier Zähnchen Richtung Entfernung, und mache die zweite Aufnahme, dann mit weiteren vier Zähnchen Drehung die Vierte, etc.
Das braucht dann für das dargestellte Bild etwa zwei Drittel des möglichen Distanzbereichs im manuellen Fokus auf, bis man ans andere Ende (möglichst weit weg) der Skala kommt.
Die vier Zähnchen sind der Erfahrungswert bei der Coolpix, drei wären auch möglich, es kommt darauf an, wie schnell die "Flucht" des Motivs gegen hinten im Bild ist, bzw. - umgekehrt - wie "flach" das Motiv vor der Kamera ist.
Da ich bei der Coolpix vor jedem Bild erneut den Autofokus einschalten muss, und das Rad drehen muss, gibt es jetzt das Problem des Verrutschens.
Ich versuche nicht mehr ausschliesslich, möglichst ruhig zu halten beim Drücken der Knöpfe, sondern kontrolliere den Bildausschnitt und korrigiere nötigenfalls ganz leicht seitlich.
Dazu merke ich mir einen kleinen schwarzen Punkt im mittleren Schärfebereich (der sich dann nicht vollkommen verschwimmt, beim fokussieren) oder etwas ähnliches, der dann z.B. immer genau am rechten Bildrand sein muss.
Das klappt ganz gut, kleine Abweichungen kann das Programm beim Zusammenstellen der Bilder korrigieren.
Mittlerweile schaffe ich so eine Bilderserie in 10 Minuten locker.

Ich habe Euch hier zur Erläuterung eine Beispiel-Serie fotografiert:

Zuerst seht Ihr die vorderste Schärfeebene, das erste Bild der Serie.
Drei erste Bilder habe ich gelöscht, da sie zur "Sicherheits-Toleranz-Schwelle" gehörten und unscharf auf den Vordergrund fokussierten.
Das erste verwendete Bild des Vordergrundes zeigt nur die schwammige Struktur an der oberen Halmrinde scharf und das kleine aufstehende Aestchen.

Dann zeige ich Euch das letzte Bild der Serie (gesamt 6 Bilder).
Es zeigt nur ein Stück weiter zurückliegende Rinde am linken Bildrand scharf, die Pilzchen gehören in den mittleren Schärfebereich und sind auf beiden Bildern nicht scharf.

Die gesamthaft sechs Bilder könnte man nun in Photoshop in einzelne Ebenen legen und die scharfen Stellen von einer Ebene auf die andere durchradieren.
Das habe ich schon geübt, braucht Zeit und ein gutes Auge.

Man sieht beim Vergleich der beiden Bilder gut, dass das Hauptproblem nicht das seitliche Verrutschen ist, sondern dass mit geändertem Fokus sich Details des Bildes in der Grösse ändern, und zwar massiv.
Das war mir früher nicht aufgefallen.

Einfacher geht es mit dem Programm CombineZ5.
Hier lässt es sich herunterladen:
http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co.uk/CZ5/CombineZ5.exe
Es wird nicht wirklich installiert, die Exe-Datei kann man zum Beispiel auf den Desktop speichern, in einen Ordner.
Meist muss man in den gleichen Ordner noch diese Datei (erst entpacken) speichern, damit es funktioniert (sonst meist Fehlermeldung, dass "fftw3.dll" fehle:
http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co.uk/CZ5/Fftw3.zip
Man öffnet die Anwendung mit einem Doppelklick und wählt "File" und "New".
Da wählt man nun die sechs Bilder gleichzeitig aus.
Das Programm braucht einen Moment, sie zu laden.
Dann wählt man "Makro" und "Stack".
Das Programm filtert nun die Bilder, vergleicht sie, legt Schärfeebenen fest, schiebt die Bilder exakt übereinander und liefert folgendes ab:

Nicht schlecht, oder?
Besser kann ich es in Photoshop auch nicht.
Hässlich ist der helle Fleck oben links von der schwammigen Struktur an der Rinde und ein gleicher Fleck rechts davon.
Da stehen Stückchen des Halmes in den Vordergrund des Bildes hinein.
Da hätte ich für das erste Bild noch weiter zurück rücken müssen, um die Stelle auch noch scharf drauf zu bekommen.
Da bleibt auch mit Routine ein Unsicherheitsfaktor, vieles sieht man halt erst auf dem fertigen Bild.
Aber das ist auch sonst in der Makrofotografie (oder Fotografie generell) so.

Man Geht nun auf "File" und "Save Frame" und gibt den Qualitätswert 100 (oder weniger) für die jpg-Komprimierung ein.
Anschliessend noch in Photoshop Helligkeit, Kontrast, Schärfe, etc. korrigieren, auf Bildschirmgrösse bringen, Rahmen drum.
Fertig.
Noch Fragen?
Lieben Gruss, Harald Andres

Beiträge in diesem Thread

Coolpix-Lupenmakro/CombineZ5 (Anleitung) -- harald andres schmid -- 17. März 2006, 14:16 Uhr
Eine nette Studie, DANKE! *oT* -- arysch -- 17. März 2006, 16:49 Uhr
Re: Coolpix-Lupenmakro/CombineZ5 (Anleitung) -- Schwammerlkönig -- 17. März 2006, 17:02 Uhr
Betr. Traubenkernsäckchen -- harald andres schmid -- 17. März 2006, 20:42 Uhr
Re: Betr. Traubenkernsäckchen -- Schwammerlkönig -- 18. März 2006, 01:13 Uhr
Extreme Versuche ! - 19fach-Lupe (Bilder) -- harald andres schmid -- 18. März 2006, 14:49 Uhr

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