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Pilze Pilze Forum Archiv 2006

Re: Anemonenbecherlinge?

Geschrieben von: Wolfgang P.
Datum: 16. April 2006, 00:59 Uhr

Antwort auf: Anemonenbecherlinge? (thomaska)

: Hallo zusammen,

: ich habe eine Frage zum Thema "Anemonenbecherlinge an
: Scharbockskraut". Ich habe auf einer belgischen Seite gelesen, dass
: die Becherlinge an Scharbockskraut als "Sclerotinia
: ficariaephila" benannt worden sind. Ich weiß, dass die Benennung der
: Anemonenbecherlinge nicht einfach ist und dass es Unterschiede im Aufbau
: der Fruchtschicht gibt. Die habe ich aber nicht überprüft. In dem kürzlich
: entdeckten Mischbestand wuchsen die Becherlinge an Scharbockskraut und an
: Buschwindröschen zusammen. Gibt es schon neue Erkenntnisse zur Frage der
: Anemonenbecherlinge? Bisher dachte ich, dass man Pilze unterschiedlicher
: Gattung (!) normalerweise auch makroskopisch trennen können müsste.

: Viele Grüße,

: Thomas K.
: P.S.: Die Pfeile zeigen auf das Sklerotium.

In der letzten Saison hat H.O.Baral (und ich auch, aber das zählt neben dem Asco-Papst wenig) versucht, die Trennung der Gattungen Dumontinia und Sclerotinia anhand von einem Dutzend Funden des Anemonenbecherlings nachzuvollziehen. Vergeblich, da der Aufbau der äußeren(!!) Becherwand weit variabler ist, als bei Kohn in der Gattungsdefinition angegeben ist.

Wahrscheinlich sind Sclerotinia sclerotiorum und Dumontinia tuberosa 2 Arten. Wahrscheinlich können beide Arten sowohl große, derbe dunkelbraune Fruchtkörper als auch blasse, kleine Frk. ausbilden, teils auch nebeneinander.

Dass sie in verschiedene Gattungen gestellt werden sollten, ist sowohl nach Barals (und meinen) mikroskopischen, als auch nach den genetischen Befunden von Kohn selbst eher zweifelhaft.

Die großen braunen Fruchtkörper werden gemeinhin als "Anemonenbecherling" bezeichnet, sie treten sicher an verschiedenen Ranunculaceen (Anemone, Caltha, Ficaria) und an Lerchensporn auf. Nur die blassen braunen Fruchtkörper als "Sclerotinia sclerotiorum" zu bezeichnen, wird meines Achtens der Variabilität der zweiten Art nicht gerecht, die auch "Sclerotinia ficariaephila" mit einschließen sollte.

Wenn aber das äußere Excipulum als mikroskopisches Trennmerkmal der 2 Arten wegfällt, weil die Varianz zu groß ist, dann bleibt nur der Aufbau der Sclerotienrinde übrig, der aber ohne Mikrotom kaum zu beobachten ist (ich bin jedenfalls mit Rasierklingen-Technik daran gescheitert).

Dann ließen sich die 2 Arten nur genetisch sauber trennen, und wir Amateure müssten uns aus der Diskussion zurückziehen.

Wolfgang Prüfert

P.S.: ich habe immer noch an Zusendungen von frischen Anemonenbecherlingen mit Sclerotium und genauen Fundangaben Interesse!

Beiträge in diesem Thread

Anemonenbecherlinge? -- thomaska -- 14. April 2006, 23:18 Uhr
Re: Anemonenbecherlinge? -- Seraph -- 15. April 2006, 02:42 Uhr
Re: Anemonenbecherlinge? -- Wolfgang P. -- 16. April 2006, 00:59 Uhr
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!, *oT* *oT* -- thomaska -- 16. April 2006, 22:32 Uhr

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