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Pilze Pilze Forum Archiv 2006

Von Mützenschwindlingen und Kranzbecherchen

Geschrieben von: Seraph
Datum: 3. Mai 2006, 20:17 Uhr


hallo,

auch gestern habe ich wieder eine kleine Exkursion gemacht, doch ich hatte keine Zeit mehr gehabt, die Bilder noch auszuwerten (habe heute morgen Abiturklausur geschrieben). Nun habe ich die Bilder aber bearbeitet und einige Arten noch zusätzlich mikroskopiert :)


Calyptella capula (ehemals Calyptella capula var. campanula), auf abgestorbenen Stängelresten von großen Doldenblütlern, gesellig wachsend. Die Art ist an ihren großen, typisch geformten Fruchtkörpern schon im Felde anzusprechen. Häufig wird diese Art für einen Schlauchpilz gehalten, das sie aber nicht ist. Es handelt sich hierbei um einen Vertreter der sogenannten "cyphelloiden Basidiomyceten" (Herleitung von der Typusgattung Cyphella), die ihre oft becherförmigen Fruchtkörper nach unten (Fachbegriff: positiv geotrop) richten, damit die Sporen herausfallen können.


Ciboria conformata auf abgestorbenen, feuchtliegenden Blättern von Erle (Alnus), gesellig wachsend, nach gezieltem Suchen im Frühjahr so gut wie immer aufzufinden.


Ciboria conformata etwas näher betrachtet, erkennbar ist der leicht fransige Rand.


Diese kleine Hemimycena war in der nähe von der vorherigen Art aufzufinden. Der winzige Fruchtkörper (Hutdurchmesser ca. 0,5 mm) war leicht zu übersehen und wuchs einzeln auf einem abgestorbenen Blatt von Erle (Alnus).


Lachnum impudicum, zu deutsch das "Unverschämte Haarbecherchen", ähnelt sehr stark Dasyscyphella nivea, die jedoch fast nur Eichenholz besiedelt. Diese Art hier habe ich (wie auch in den vergangenen Jahren) wieder einmal auf einem abgestorbenen Ast von Erle (Alnus) finden können.


Dieselbe Art nochmal, gut erkennbar die an den Haaren und zwischen den Fruchtkörpern haftenden Wassertröpfchen.


Lachnum impudicum stark vergrößert und seitlich fotografiert. Mehr als deutlich erkennbar ist der lange Stielteil, der selbst auch weißlich behaart ist.


Asci und Paraphysen von Lachnum impudicum, typisch sind die schmal lanzettlichen Paraphysen, welche die Asci um ca. 15 µm überragen.


Randhaare von Lachnum impudicum, gut erkennbar die leichte Inkrustierung, die sich über die ganze Länge erstreckt. Ebenso auffällig ist die Verdickung an der Spitze. Der Haartyp ist ein sehr wichtiger Unterschied zu anderen, äußerlich ähnlichen Arten (z.B. D. nivea, Lachnum pudibundum etc.).


Ein Meer aus Sporen: Wenn man den Fruchtkörper einige Minuten unter dem Mikro lässt, so findet man Unmengen an Sporen um ihn herum verteilt liegen. Das liegt daran, dass die Asci vermehrt Sporen entlassen, und zwar abrupt. Alle acht Sporen werden in einem Bruchteil einer Sekunde herausgeschossen.


Mollisia fusca, mit dunkleren Fruchtkörpern, auf abgestorbenem Holz von Erle (Alnus), dem Hauptsubstrat dieser Art, die im Frühjahr in keinem Auwald fehlt.


Noch eine Art dieser Gattung ist Mollisia hydrophila, auf abgestorbenen, feuchtliegenden Stängeln von Schilf (Phragmites), daher vor allem in Flussauen zu finden. Sie erscheint zur selben Zeit wie Lachnum tenuipilosum, die ich im letzten Jahr massenweise nachweisen konnte und dieses Jahr noch auf sich warten lässt :/.


Ein kleines Kranzbecherchen Vibrissea flavovirens, eine durchaus gut verbreitete Art, die ich an den selben Stellen auch im letzten Jahr schon fand. Dies sind oft kleine Ästchen, die stark befeuchtet halb in der Erde stecken.

so das wars, bis zum nächsten mal ;)

Gruß
Seraph

Beiträge in diesem Thread

Von Mützenschwindlingen und Kranzbecherchen -- Seraph -- 3. Mai 2006, 20:17 Uhr
Vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag. :) *oT* -- Orix -- 3. Mai 2006, 20:43 Uhr
Re: Von Mützenschwindlingen und Kranzbecherchen -- Peter W. -- 3. Mai 2006, 21:17 Uhr

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