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Pilze Pilze Forum Archiv 2006

Zufälle gibt es manchmal!

Geschrieben von: Ingo
Datum: 13. Juli 2006, 23:17 Uhr


Hallo an alle Pilz- und Naturfreunde hier.

Hatte ich mich doch noch eben in meinem Statement zu Wochenbeginn
über die fiese Trockenheit in den Ost-Brandenburger Wäldern beklagt
und schon alle Hoffnungen aufgegeben, in nächster Zeit irgendwelche
Pilze aufzufinden. Da leuchteten mich doch am Dienstagabend auf
meinem Heimweg durch ein Gebüsch ein paar größere, helle Flecken an.

Pilze – jetzt und hier? Na klar – hier in Berlin hatte es ja am
Wochenende wie aus Eimern geschüttet. Das hatte ich sogar noch im
Beitrag erwähnt.

Also – meine Neugier war geweckt und ich wühlte mich, ohne Rücksicht
auf Verluste, in die Büsche hinein. Die Fruchtkörper waren ziemlich
hell und auch relativ groß. Mit Sicherheit ein paar Champis, dachte
ich. Als ich dann so davor stand, fiel mir sofort die schuppige
Hutoberfläche ins Auge. Hallo Schirmpilze – so mein nächster Gedanke.
Nachdem ich die Pilze dann von unten sah, konnte ich auch Lepiota zu
den Akten legen.

Vollkommen untypische Lamellenform und erst der Stiel. Weiterhin fiel
mir auf, dass die FK gar nicht auf dem Boden fruktizierten, sondern aus
Holzbuhnen wuchsen, die der Begrenzung eines Spielplatzes dienten.
(in der Regel wird dafür Kiefernholz verwendet)

Hier erst mal ein paar Bilder:
von oben gesehen mit Maßstab

und nun die interessante Unterseite:


Allein aufgrund der Makromerkmale kommt hier nur noch eine Art in Frage:
Schuppiger Sägeblättling (Lentinus lepideus)

Nach der Beschreibung im Bon (Parey’s) stimmen geradezu alle Merkmale mit
meinem Fund überein:
Die Größe; die Konsistenz, die typischen Sägeblätter mit den Verfärbungen,
die auch auf den Bildern schön zu erkennen sind.

Allein mit dem Geruch hatte ich da so meine Probleme.
Schon vor der Sichtung der Bestimmungsliteratur habe ich versucht, den
Geruch einzuordnen. Ich empfand ihn als süßlich, jedoch nicht aufdringlich,
mit einer leichten, ins künstliche (Bonbon oder Chemie) gehenden Note.

Im Bon steht: Zimt- oder Anisgeruch. Das traf es auf keinen Fall. Zwischen
den angegebenen Duftnoten besteht auch ein gewisser Unterschied.
Sehr interessant fand ich dann die Angabe im Band 3 der BW Großpilze.
Dort ist als Geruchsnote Perubalsam angegeben. Wie der riecht, sollte ich
vielleicht mal in einem gut sortierten Orient-Gewürzladen herausfinden.
(wahrscheinlich nach Lentinus lepideus!)

Jetzt wird sich manch einer hier fragen, warum ich hier soviel Aufhebens
um eine weit verbreitete und einfach zu bestimmende Pilzart mache?
Ganz einfach! Für mich war das der Erstfund dieser Art. Mag sein, dass
der Pilz anderswo häufiger vorkommt – mir ist er bis dato noch nie über
den Weg gelaufen.

So kam es auch, dass ich das “einfache Pilzrätsel“ von Roswitha vom
Wochenbeginn als Parasol deutete. Von Weitem besteht schon eine gewisse
Ähnlichkeit, vor allem wenn man bedenkt, welch skurille Formen manche
Alltagsarten bei der jetzigen Hitze annehmen können. Um so erstaunlicher,
dass ich genau diesen Pilz noch am gleichen Tag in Natura auffinden
konnte. In diesem Zusammenhang ist auch die Überschrift zu diesem Beitrag
zu sehen.

Viele Grüße – Ingo

Beiträge in diesem Thread

Zufälle gibt es manchmal! -- Ingo -- 13. Juli 2006, 23:17 Uhr
Re: Zufälle gibt es manchmal! -- phragmobasidie -- 13. Juli 2006, 23:38 Uhr
Re: Zufälle gibt es manchmal! -- DirkW -- 14. Juli 2006, 00:03 Uhr
Ja ja der Perubalsam -- Hermine -- 14. Juli 2006, 08:04 Uhr
Re: Zufälle gibt es manchmal! -- Hermine -- 14. Juli 2006, 08:07 Uhr
Re: Zufälle gibt es manchmal! -- Der Juergen -- 14. Juli 2006, 12:45 Uhr

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