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Pilze Pilze Forum Archiv 2007

Satansröhrlinge in Brandenburg?

Geschrieben von: Ingo
Datum: 3. Juli 2007, 00:05 Uhr


Rosahütige Dickröhrlinge im Kiefernwald? Sommertrüffeln? Demnächst Kaiserlinge??? Gähn!!!
In den Fanggründen östlich von Berlin herrscht Normalität. Alltag sozusagen! Nach zwei Wochen
regelmäßiger Niederschläge: Nichts! Nicht mal ein Schwindling.

Schönen Abend übrigens – das hätte ich fast vergessen.

Nachdem ich meine Zeit nicht sinnlos mit irgendwelchem Geröhre vergeuden musste, hatte
ich endlich Zeit, mich den wirklich Aufsehen erregenden Funden zu widmen. Die fanden sich
wie so oft direkt auf dem Gelände unseres Campingplatzes. Genau dort, wo sich einige Rasen-
büschel nebst Pflanzenabfällen und einigen jungen Laubbäumen tummeln, konnte man Massen
von Pilzen beobachten. Wenn man sie denn sehen wollte.

Diese etwa:

Zählt mal durch. Ich glaube, so viele Röhrlinge gibt es momentan im gesamten Land Brandenburg nicht.
Ein ganzer, halber Hexenring voll... wovon eigentlich?

Näher ran mit dem Objektiv:

und noch etwas mehr von unten:

Jubel! Trichterlinge - noch dazu weiße. Dafür lasse ich doch jeden Satanspilz links liegen.
Weil diese Pilze sich ja ganz leicht schon vom Bild her bestimmen lassen, möchte ich an
dieser Stelle ein paar ergänzende Anmerkungen machen, die vielleicht nicht so ganz rüber kommen.

Hutdurchmesser: 4 bis max. 5 cm – im Schnitt 3 bis 3,5 cm; Höhe: bis zu 8 cm
Anmerkung: Die Hutoberfläche fühlte sich irgendwie fettig – speckig an. Die Fruchtkörper wirkten zwar
zerbrechlich, waren aber recht wehrhaft und elastisch.

An dieser Stelle noch zwei Nahaufnahmen, wobei vor allem die Lamellen dazu dienen könnten, die
Art zu entlarven:

Die Lamellen sind, wie man gut erkennen kann, deutlich herablaufend, untermischt, mit Gabelungen
und Querverbindungen! Der Hut ist bei allen Exemplaren deutlich bis tief trichterförmig.

Und jetzt das entscheidende Bestimmungsmerkmal: der Geruch.
Eindeutig und zu 100% Nebelkappe (Lepista nebularis) und nichts anderes.
Nur noch eine Spur konzentrierter als beim großen Verwandten. Einfach nur abartig!

Mit diesem Bestimmungsmerkmal sollte es eigentlich einfach sein, die Art zu entlarven – dachte ich.
Nachdem ich sämtliche Pilzliteratur, einschließlich BW Band 3 gewälzt hatte, bin ich nun so schlau wie zuvor.
Einzig bei RM Dähncke findet sich noch bei Krempentrichterlingen der Vermerk, dass es Sippen gibt, die
so ähnlich riechen können. Bei Aspropaxillus giganteus ist mir das allerdings noch nie aufgefallen.

Um nicht völlig im Dunkeln zu stehen, habe ich mich mit einer Allerweltsart ein wenig angefreundet, die
im Band drei der Großpilze BW unter Nummer 12.37 beschrieben ist.
Clitocybe phaeophthalma, der ranzige Trichterling.
Geruch: süsslich – ranzig: so wird der Geruch von Nebelkappen ja auch häufig umschrieben.
Obwohl der Geruch von Nebelkappen durchaus als Erkennungsmerkmal angeführt werden kann.
Der ist eigentlich unverwechselbar und durch nichts anderes zu beschreiben. Bei Lepiota cristata
funktioniert es ja auch.

Nun habe ich aber eine geringe Hoffnung, dass ich da doch etwas anderes erwischt habe.
Mein Bestimmungsversuch ist ja nur eine Annährung an eine beschriebe Art, die mit meinem Fund
noch die größte Schnittmenge aufweist. Alle anderen Trichterlinge, die in den BWP 3 beschrieben
sind, scheiden schon aufgrund ihrer Makromerkmale aus.

Genug damit - zum Schluss habe ich noch etwas einfaches für euch:

Vollkommen korrekt – lumpige Risspilze. Aber was hat denn der große im Vordergrund am Stiel?
Mollisien atwa? Spaß beiseite: Könnte es sich bei den Inocyben um die im MHK Band IV angegebene
rauhhaarigen Risspilz handelt, oder sind es am Ende hirschbraune Risspilze. Soviele Arten mit Schuppen
gibt es ja auch wieder nicht.

Ich würde mich wie immer über jeden richtungsweisenden Tipp freuen.

Viele Grüße ins Sendegebiet – Ingo

Beiträge in diesem Thread

Satansröhrlinge in Brandenburg? -- Ingo -- 3. Juli 2007, 00:05 Uhr
Re: Satansröhrlinge in Brandenburg? -- AK_CCM -- 3. Juli 2007, 06:05 Uhr
Re: Satansröhrlinge in Brandenburg? -- Thüringer-Holz -- 3. Juli 2007, 11:52 Uhr
Re: Satansröhrlinge in Brandenburg? -- Florian_M -- 3. Juli 2007, 15:17 Uhr
Re: Satansröhrlinge in Brandenburg? -- Ingo -- 3. Juli 2007, 18:04 Uhr
Re: Jammerschade... -- Ingo -- 3. Juli 2007, 17:50 Uhr
Re: Satansröhrlinge in Brandenburg? -- Steininger -- 3. Juli 2007, 20:56 Uhr
Re: Inocybe -- Andreas 2 -- 4. Juli 2007, 00:13 Uhr

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