Moin allerseits,

es ist schon manchmal merkwürdig wie des Pilzlers Schicksal so spielt: „Lass’ uns noch ‘ne kleine Runde laufen“, meinte die beste Ehefrau der Welt und schlug vor, dass wir entlang der Bundesstraße Richtung Süderstapel spazieren. Vielleicht erinnern sich noch einige von euch an letztes Jahr, als wir uns dort – die Straße und der Radweg führen durch ein Truppenübungsgebiet – mit Pilzen derart besackt hatten, dass wir kaum noch den Wald betreten mussten. Nun, viel Hoffnung hatte ich diesmal nicht, denn in der Woche davor war ich diese Strecke schon mal gegangen und hatte außer Mengen von Violetten Lacktrichterlingen nicht viel gefunden.
Doch diesmal sollte alles ganz anders kommen. Direkt neben dem Tor zum Versorgungsbatallion gewahrte ich diese Pilze:

Das mussten Amianth-Körnchenschirmlinge sein!
Das ging ja gut los. Hatte ich die schon mal gefunden, Nö, ich glaube nicht – Rarität und Erstfund Nr. 1! Während ich noch am Boden lang kroch, um den besten Aufnahmewinkel zu erzielen, rief mich meine Frau: „Du, hier wachsen überall so gelbe Fäden aus dem Boden!“
Gelbe Fäden? Hatte da jemand seine Fusselbürste sauber gemacht? Aber man kann sich das ja mal anschauen.
Als ich das hier sah, sank ich ergriffen zu Boden:

musste ich doch mal kurz schlucken: Gelbe Wiesenkeulen gehören nun wahrlich nicht zum Standardprogramm in der nordfriesischen Pilzwelt. Rarität Nr. 2!
Kaum war ich mit dem Fotografieren fertig, stolperte ich über Silbrigfaserige Rötlinge:

Eine Rarität? Ich weiß nicht. Ein Erstfund allemal.
Auf meinem „Studiofoto“ kommt der „Silberglanz“ noch besser zur Geltung:

Nach den Rötlingen wartete prompt die nächste Überraschung auf mich:

Das sind Stumpfe Saftlinge. Rarität Nr. 4!
Nun ist ein so massives Auftreten doch recht seltener Arten erklärungsbedürftig: Diese und auch die folgenden Bilder machte ich fast alle auf dem Rasen links und rechts der Kaserneneinfahrt. Dieser Rasen wird regelmäßig geschnitten (man könnte auch Golf drauf spielen), und das Mähgut wird abgefahren. Mit den Jahren werden so immer mehr Nährstoffe aus dem Oberboden abtransportiert. Der Boden selbst ist relativ sandig. Wegen Versauerung hat sich auch eine üppige Moosflora angesiedelt. Die Rasenflächen werden eingefasst von einer Melange aus Kiefern, Fichten, Eschen, Birken, dichten Hagebutten, Brombeeren und anderen Büschen wie Schlehen und Pfaffenhütchen. Zur Straße hin offen, stehen dort nur ein paar kleinere Eichen, vielleicht 30 Jahre alt. Das Wetter in den letzten Wochen muss außerordentlich optimal für diese Pilze gewesen sein, denn in den Jahren zuvor fanden wir dort „nur“ Rotfußröhrlinge, Kahle Kremplinge und jede Menge Fliegenpilze, nicht zu vergessen Stink- und Mandeltäublinge unter den Eichen.
Aber endlich konnten wir weiter spazieren – exakt 10,25 m, denn da standen doch äußerst merkwürdige Gebilde direkt an der Bundesstraße:

Wurmförmige Wiesenkeule. Rarität Nr. 5!
Die kann aber durchaus mehrköpfig auftreten:

Im Truppenübungsgebiet (wir haben es diesmal nicht betreten, weil dort eindeutig zu viele Feuerstöße zu hören waren) stehen auch einige Kiefern, und indem ich meine 1,76 m auf ca. 23,37 m streckte, gelang mir dieses Foto:

Eispilz oder Zitterzahn. Rarität Nr. 6!
Ernst beiseite: Ich habe ihn mal etwas „eisig“ im Studio abgelichtet, indem ich ihn auf Alufolie gelegt habe.
Aber der hier, der stammt wieder vom Radweg:

Spitzschuppiger Schirmling. Rarität Nr. 7!
Und die auch:

Steife Koralle.
Und jenner:

Fuchsiger Röteltrichterling.
Dazu hätte ich gerne gewusst: Wie steht es um die Essbarkeit? Im Netz kursiert alles von giftig über ungenießbar bis essbar. Abgesehen davon, dass er für meine Begriffe 1 bis 2 Monate zu früh wächst – wenn essbar, wäre er mir im Winter sehr willkommen.
Die Nebelkappen standen am Wegrand Spalier:

Keine Rarität, aber schön bunt, wuchern diese Grünblättrigen Schwefelköpfe an einem Vogelfutter-Häuschen auf dem Rasen vor unserem Blumengeschäft:

und die Roten Lacktrichterlinge auch:

Und zum Schluss: Täublings-Massenversammlung unter einer Eiche

So, das war’s mal wieder – Dienstagskino aus dem hohen Norden. Wenn’s gefallen hat, freut es mich, und wenn ich bei den Arten daneben gegriffen haben sollte (immerhin sind da einige drunter, die ich bisher nur vom Hörensagen kannte), dann bitte ich um geneigte Korrektur.
Grüßlis
Thomas