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Pilze Pilze Forum Archiv 2007

Braune Ritterlinge in Kiefernwäldern

Geschrieben von: Ingo
Datum: 23. Oktober 2007, 00:19 Uhr


Hallo Pilzfreunde!

Da meine kleine Umfrage am vergangenen Freitag doch auf ein gewisses Interesse stieß, möchte ich
heute dazu einladen, eine mittlerweile ziemlich betagte Thematik gemeinsam zu diskutieren.

Wie an der Überschrift erkennbar, sollen dabei die braunen Ritterlinge unserer Kiefernwälder
im Mittelpunkt stehen.

Sicher kann es dabei nicht schaden, einmal einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, und damit auf
die Historie der Taxonomie dieser Tricholoma - Sektion.
Daher an dieser Stelle, für alle die den Thread übersehen haben, der Link dahin.

Wie schon erwähnt, konnte ich in den vergangenen Wochen insgesamt über 30 Fruchtkörper ausfindig
machen. Im Vergleich zum Vorjahr handelte es sich dabei um drei mehr oder weniger verschiedene
Kollektionen. Zu Beginn möchte ich nochmal kurz einige Bilder von den vorjährigen Exemplaren zeigen,
da der entsprechende Beitrag mittlerweile archiviert wurde.

Kollektion 1 – 12.10.2006 bis 26.10.2006

Hut: max. 14 cm, abgeflacht wellig, mehr oder weniger fleischig
Stiel: ca. 10 cm x 2,5 cm, zur Basis hin verdickt
Hutoberfläche kahl, am Rand leicht gerieft, nahezu einheitlich blass
kastanienbraun; Huthaut komplett abziehbar mit anhaftenden Fleischstücken
Stiel weiß, von der Basis her mit rotbraunen Fasern / Schüppchen überzogen, ohne deutlich abgesetzte
Stielspitze
Lamellen: weiß, wenig gedrängt mit im Alter rostfarbenen Schneiden, am Stiel ausgebuchtet und mit Zahn
zum Teil deutlich herablaufend
Fleisch: weiß und an Fraßstellen kupferfarben rötend
Geruch: deutlich aber nicht sehr stark mehlartig
Geschmack: deutlich mehlig mit wenig bitterem Nachgeschmack

Zur Gegenwart:

Kollektion 2 – 22.09.2007 bis 13.10.2007

Hut: ca. 8-12 cm, abgeflacht, wenig fleischig
Stiel: ca. 10 –14cm x 2 cm, nahezu zylindrisch
Hutoberfläche kahl, am Rand leicht gerieft, blass rosa – kastanienbraun, zum Rand hin entfärbt; Huthaut komplett abziehbar
Stiel weiß, von der Basis her mit wenigen, rotbraunen Fasern überzogen, ohne abgesetzte Stielspitze.
Lamellen: weiß, wenig gedrängt, kaum verfärbend; am Stiel ausgebuchtet und wenig mit Zahn herablaufend
Fleisch: weiß und an Bruchstellen kaum verfärbend
Geruch: deutlich aber nicht aufdringlich mehlartig
Geschmack: deutlich mehlig mit einem wenig bitteren Nachgeschmack

Ökologie / Standort:
Beide bisher gezeigten Kollektionen besiedelten das gleiche, ca. 2 ha umfassende Areal, welches
ich bereits in dem Bericht im Vorjahr beschrieben hatte. Aufgrund der verschiedenen Witterungsumstände
der vergangenen beiden Jahre halte ich es für wahrscheinlich, dass die leichten Unterschiede beider
Kollektionen witterungsbedingte Ursachen hatten. Die Fruchtkörper wuchsen immer einzeln bis zerstreut.
Weitere Ritterlingsvertreter in diesem Areal, wie schon im Vorjahr:
T.focale, T. equestre und T. saponaceum. Ferner Bankera fulinigeoalba und Sarcodon squamosus.

Kollektion 3 – 22.09.2007 bis 13.10.2007

Hut: max. 3 bis 4,5 cm, abgeflacht, wenig fleischig
Stiel: ca. 9 –11cm x 1,5 cm, nahezu zylindrisch
Hutoberfläche feinfaserig gestreift, am Rand nicht gerieft, braun, zum Scheitel hin dunkler; Huthaut nur zu
Etwa 2/3 komplett abziehbar
Stiel weiß, von der Basis her deutlich und fast bis zur Spitze mit kupferbraunen Fasern überzogen, ohne
abgesetzte Stielspitze
Lamellen: weiß, wenig breit, an Verletzungsstellen kupferbraun verfärbend; am Stiel ausgebuchtet und
wenig mit Zahn herablaufend
Fleisch: weiß und an Bruchstellen kaum verfärbend
Geruch: aufdringlich mehlartig (Mairitterling); Geschmack: deutlich mehlig mit leicht bitterem Nachgeschmack

Ökologie / Standort:
Vom Erscheinungsbild her ähneln diese Exemplare nahezu denen der vorstehenden Kollektion.
Nur waren diese weitaus schmächtiger, bei vergleichbarer Stielgröße.
Diese Ritterlinge konnte ich nur in Einzelexemplaren, am Rand von Waldwegen oder auf moosbewachsenen
Schneisen beobachten.

Kollektion 4 – 05.10.2007

Hut: ca. 6 bis 11 cm, abgeflacht, wellig, fleischig
Stiel: ca. 4 –5cm x 2,5 cm, zur Basis hin verdickt
Hutoberfläche feinfaserig gestreift, am Rand leicht gerieft, kastanienbraun, zum Rand hin blasser; Huthaut
nur zur Hälfte abziehbar
Stiel weiß, von der Basis her mit braunen Schüppchen besetzt, ohne deutlich abgesetzte Stielspitze
Lamellen: weiß, wenig schmal, mit wenigen, braunen Punktierungen an den
Schneiden; am Stiel ausgebuchtet und ein wenig mit Zahn herablaufend
Fleisch: weiß und an Bruchstellen kaum verfärbend
Geruch: aufdringlich mehlartig (Mairitterling)
Geschmack: deutlich mehlig mit leicht bitterem Nachgeschmack

Ökologie / Standort:
Ich hätte es am liebsten ignoriert, als ich das Ritterlingsbüschel sah. Passte es doch so gar nicht
zu den anderen Funden. Eigentlich erinnerten sie mich vom Erscheinungsbild an Pappelritterlinge.
Aufgefunden am Ufersaum eines Waldsees. Im Trockenrasen / Nadelstreu mit lockerem Kiefernbewuchs.

Nebenbei: Ein Exemplar habe ich vor zwei Wochen mit zur PABB zwecks Bestimmung mitgenommen.
Der Pilz hatte da schon eine Zwei-Tagereise hinter sich und war etwas abgegriffen. So schien es, als hätte
er eine deutlich abgesetzte Stielspitze gehabt. Nach Gröger wurde dort auf T. albobrunneum geschlüsselt.

Hier noch ein Vergleich zweier Exemplare aus den beiden letzten Kollektionen:

So denn, das war’s erst mal mit dem Bildteil. Ich hoffe, man kann etwas erkennen. Meine
Makrobeschreibungen nach den Bildern stelle ich gerne zur Diskussion. Größenangaben, sowie Angaben
zu Geruch und Geschmack müsst Ihr mir allerdings erst mal unbenommen abkaufen.

Nachfolgend möchte ich mal versuchen, die vorgestellten Kollektionen mit dem Schlüssel
aus “Die Großpilzflora von Europa“, Teil 2 von M. Bon (1995) zu erreichen.

Dies erfolgt dann aber in einem gesonderten Beitrag. Ich würde mir wünschen, dass Ihr mal alle in den
Bücherschrank hinter Euch schaut, ob Ihr da nicht ein wenig Lektüre findet, welche dieser Sache hier
etwas voran bringen kann.

Herzlichen Dank im Voraus – Ingo

Beiträge in diesem Thread

Braune Ritterlinge in Kiefernwäldern -- Ingo -- 23. Oktober 2007, 00:19 Uhr
Tricholoma Schlüssel nach M. Bon -- Ingo -- 23. Oktober 2007, 00:22 Uhr
Re: Ergänzung *PIC* -- Ingo -- 23. Oktober 2007, 22:56 Uhr
Re: Ergänzung -- Andreas -- 24. Oktober 2007, 01:49 Uhr
Re: Ergänzung mit 10 Bildern von heute -- rudi -- 24. Oktober 2007, 16:56 Uhr
Bitte um weitere Angaben -- Thüringer-Holz -- 24. Oktober 2007, 17:57 Uhr
Re: toll, sehr interessant! -- Ingo -- 24. Oktober 2007, 18:10 Uhr
Zugaben -- rudi -- 24. Oktober 2007, 20:07 Uhr
. *oT* -- Andreas -- 30. Oktober 2007, 23:52 Uhr
Re: makro- und mikroskopisch bestätigt! *oT* -- Ingo -- 31. Oktober 2007, 08:48 Uhr
Tricholoma-Schlüssel nach BW-Pilze 3 -- Ingo -- 24. Oktober 2007, 23:50 Uhr
Bestimmungsschlüssel nach B&K Band 3 -- Ingo -- 25. Oktober 2007, 23:59 Uhr
Re: Bestimmungsschlüssel nach B&K Band 3 -- coco -- 26. Oktober 2007, 10:42 Uhr
Re: Bestimmungsschlüssel nach B&K Band 3 -- oefff -- 26. Oktober 2007, 12:23 Uhr
Nomen est Omen -- Ingo -- 26. Oktober 2007, 12:31 Uhr
Logisch und interessant, beifälliges Nicken. *oT* -- Waldschrat -- 26. Oktober 2007, 13:18 Uhr
Re: Nomen est Omen -- rudi -- 26. Oktober 2007, 13:18 Uhr
Re: Nomen est Omen -- rudi -- 26. Oktober 2007, 13:27 Uhr
Re: Nomen est Omen -- Ingo -- 26. Oktober 2007, 13:55 Uhr
Fries 1821 *PIC* -- rudi -- 26. Oktober 2007, 16:21 Uhr
Re: Fries 1821 -- coco -- 26. Oktober 2007, 16:26 Uhr
Re: Fries 1821 -- rudi -- 26. Oktober 2007, 19:37 Uhr
Kurzschlüssel nach RIVA -- Ingo -- 26. Oktober 2007, 15:22 Uhr
Tricholoma-Schlüssel nach F. Gröger -- Ingo -- 28. Oktober 2007, 23:14 Uhr

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