Hallo
Ja, das war nicht so einfach.
Trotzdem kann ich erklären, dass man die Unterschiede sehen kann.
Die beiden Samtfussrüblinge sind mit der neuen Panasonic Lumix FZ50 geschossen.
Das kann man daran erkennen, dass sie vor dem Hintergrund sehr schön freigestellt sind, da der Makrobereich bei dieser Kamera nur aus Distanz mit grosser Brennweite und Nahlinse abgedeckt wird (Aufnahmeabstand ca. 60 cm):
Der Harzige Sägeblättling, der wurde mit der braven alten Coolpix 4500 fotografiert.
Aus ca. 15 cm Abstand, mit mittlerer Brennweite.
Der Hintergrund ist dadurch näher am Fokusbereich, wirkt sichtbarer und unruhiger, die Freistellung gelingt nicht so gut:
Dafür hat dieses Bild unschlagbare Qualitäten:
Die Details sind quasi "greifbar", man spürt fast das Harz an den Fingern, die Grundstimmung des Bildes ist fast kalt, objektiv, "unkünstlerisch" meinetwegen, jedes Detail sticht dafür einzeln heraus.
Zwar habe ich hier aus Gewohnheit nicht entrauscht - ist bei der Coolpix bis 1/2 Sekunde (!!!) eigentlich nie nötig, doch hier ist ein leichtes Rauschen in den Lamellen zu sehen, da die Belichtungszeit im dunklen Wald länger als eine Sekunde war.
Trotzdem käme hier auch mit vorsichtigem Entrauschen immer noch ein gestochen scharfer Sägeblättling heraus.
Das kann man von den beiden Lumix-Samtfussrüblingsbildern nun wirklich nicht behaupten.
So weich und schmeichelnd, fein in den Farbabstufungen und sanft in der Tonung die Bilder auch sein mögen:
Dem geübten Auge entgeht keineswegs, dass beim zweiten Bild die Details unter dem Hut zerfliessen, die Lamellen zum Teil nicht mehr voneinander abgesetzt wahrnehmbar sind.
Beim ersten Samtfussrübling ist der Uebergang vom linken Hutrand zu den Lamellen quasi weichgezeichnet, das Auge ersetzt sicher die fehlenden Details, aber für höhere Ansprüche präziser Naturfotografie muss man da klar Abstriche machen.
Woran liegt das?
Antwort:
Die Lumix FZ50 ist genau für diese Fehler berüchtigt, wird in Fotoforen gern als "Aquarell-Kamera" verspottet.
Sie verfügt über eine phantastische Optik, ein unschlagbares Brennweitenspektrum , einen unbeirrbar sicheren Autofokus, einen wirklich genialen Bildstabilisator gegen Verwackeln - aber über eine katastrophale Sensortechnik.
Zwar wurde das berüchtigte Rauschen seit dem Vorgängermodell angeblich behoben, aber es kann sich nur um eine kleine Verbesserung handeln.
Wenn man der Kamera im .JPG-Format die Scharfzeichnung und die Rauschunterdrückung überlässt, erhält man Aquarellbilder, die den besten Impressionisten zur Ehre gereichen würden.
Im RAW-Format übernehme ich die Funktionen des Entrauschens und Schärfens über Ebenenmasken gezielt und partiell auf einzelne Bildteile bezogen natürlich selber, doch ist das Rauschen so stark, dass durch das nötige Entrauschen genau die oben gesehenen Effekte sichtbar werden.
Wichtig ist auch, dass man die automatische Anwahl der ISO-Empfindlichkeit bei dieser Kamera abschaltet und ISO fest auf 100 stellt.
Die Kamera bietet zwar höhere ISO-Zahlen an, bis ISO 1600 (!), aber das kann man nur als schlechten Witz der Hersteller bezeichnen.
Ich habe Testreihen geschossen und bin fast vom Stuhl gefallen vor Lachen.
Der obige Samtfussrübling würde mit dieser Kamera bei ISO 1600 etwa so aussehen:
Ich übertreibe nicht!
Ab 1/8 Sekunde und länger (das ist beim Pilze Fotografieren im Wald nun mal meist gegeben) rauscht sie jedoch auch bei ISO 100 nach Herzenslust.
Auch bei normalem Tageslicht und ISO 100 erkennt man sofort, dass zum Beispiel ein Landschaftsbild mit der Lumix geschossen wurde.
Ein Beispiel von mir, ein Bild vom Thunersee:
Ich habe in RAW fotografiert und versucht - den Bilddetails zuliebe, zurückhaltend im Entrauschen zu sein.
Das merkt man im Himmel, da ist im Uebergang von den weissen Schlieren zum Blau noch ein feines Rauschen zu sehen, ebenso in den fernen Bergen und im Wasser.
Trotzdem war das nötige Entrauschen so stark, dass das Bild einen durchsichtigen, matten Wasserfarben-Effekt aufweist.
Beim bräunlichen Hügel links sind die Details verwaschen, wie mit nassem Pinsel getupft.
Nehmen wir zum Vergleich zwei Bilder, die ich mit der Coolpix 5000 in RAW aufgenommen habe:
Nochmals ein See-Bild, vom Davoser See.
Hier sieht man im Gegensatz am gegenüberliegenden Ufer sehr schön die Details der Bäume, die Farbgebung ist satt, deckend und doch fein:
Oder - ebenfalls Coolpix 5000 in RAW - Steinmännchen an einem Bergpfad.
Bei diesen fast pastos deckenden, satten Farben wird man eher an ein Oelgemälde als an ein verwaschenes Aquarell erinnert, die Details im Gras sind wie einzeln mit spitzem Pinsel gezeichnet:
Ein weiterer Minuspunkt bei der Lumix ist, dass sie zwar als 10-Megapixel-Kamera angeboten wird, davon aber keine Rede sein kann.
Beim Thunersee-Bild oben ist das Rauschen ja deutlich sichtbar.
Es handelt sich jedoch nicht um einen vergrösserten Ausschnitt des Fotos, der Ausschnitt entspricht etwa dem, was ich fotografiert habe.
Stellen wir uns nun vor, wir zoomen ins Bild hinein, so, dass es einer 100%-Abbildung entspricht, dadurch zum Beispiel der Niesen im Hintergrund formatfüllend erscheint.
Das bringt natürlich die krümeligen Details und Artefakte unschön ins Grosse übersetzt zum Vorschein - es ist nicht möglich, aus solchen Bildern Ausschnitte zu vergrössern.
Spätenstens bei 50 % ist Schluss, wenn überhaupt.
Also eine 5-Megapixel-Kamera - höchstens!
Bei den 4 Megapixeln meiner Coolpix kann ich problemlos auf 100 Prozent zoomen und einen Viertel des Bildes als Ausschnitt nehmen - ohne Qualitätseinbusse.
Es ist wohl nicht so einfach, auf einen kleinen Sensor 10 statt fünf Megapixel zu quetschen.
Bin ich nun unglücklich über den Kauf?
Ueberhaupt nicht!
Ich werde mit den Mängeln umgehen lernen.
Die Vorteile sind ja auch ziemlich zwingend:
Ich kann bei ausreichendem Licht mit dem Bildstabilisator, Vorsatzlinse und Tele mir jeden Pilz aus der Hand heranzoomen und abdrücken.
Die Freistellung vor dem Hintergrund ist wirklich wunderschön.
Bei Landschaftsbildern kann ich mit dem Bildstabilisator mit vollem Tele von 620 mm (!), und obwohl ich mein Wackeln auf dem Display sehe, mit 1/30 Sekunden noch abdrücken und erhalte ein scharfes Bild.
Die Bedienung ist einfach, alles geht blitzschnell, der Autofokus ermöglicht eine Einstellung, bei der das Fokusfeld zu einem kleinen Punkt wird:
Mit diesem Punkt mit vollem Tele und Nahlinse aus 60 Zentimetern Entfernung auf den Stiel eines Rüblings gezielt - das Teil stellt scharf!!!
Bei Rüblingen und ähnlich schlankem Zeug musste ich mit der Coolpix oft auf manuellen Fokus zurückgreifen - ziemlich schwierig, beim kleinen Display zu sehen, wann nun scharfgestellt war. - Ich hatte in so einem Fall eine Serie von mindestens einem Dutzend Bildern zu schiessen, damit ein Gutes dabei war.
Ausschuss kommt mit der Lumix fast nicht mehr vor.
Ich werde als weiter üben - die Lumix und ich werden sich aneinander gewöhnen.
Die gute alte Coolpix 4500 hat noch lange nicht ausgedient - vor allem, da sie zu Mitnehmen bequem in meine Hosentasche passt.
Die Lumix ist zwar noch relativ kompakt, aber da schleppt man schon etwas mehr herum.
Meinen Eigenbau-9+-Lupen-Makro-Aufsatz für die Coolpix möchte ich ausserdem auch nicht missen.
Ich halte Euch auf dem Laufenden und kann leider nicht versprechen, dass nicht weitere Samtfussrüblinge folgen...
Lieben Gruss, Harald Andres