Der erste Blick nach dem Sturm auf den zerzausten oder stellenweise nicht mehr vorhandenen Wald kann ganz schön beklemmend sein. Kenne ich von "Lothar", der meine heimischen Reviere im Schwarzwald und am Rhein zerlegt hat. So sehr, dass ich mich bei der ersten Exkursion nach dem Sturm nicht mehr auskannte (und mich brutal verlaufen habe...).
Heute bin erfreut über den Sturm damals. Zumindest dort, wo die Förster nicht gründlich aufgeräumt haben und in den nur ausgelichteten, aber nicht komplett abrasierten Beständen hat sich die Vegetation seither so prächtig entwickelt, dass viele zuvor seltene Pflanzen, Tiere und Pilze jetzt viel häufiger geworden sind. So ziemlich alles was Totholz oder Licht braucht hat von den Sturmschäden profitiert. Also nur nicht verzagen, denn jetzt wird es besser! Sturm ist ja etwas ganz Natürliches und die Natur ist bestens daran angepasst, die Lücken wieder zu füllen, wenn wir sie nicht daran hindern. Immerhin kann ein Großteil der heimischen Arten nicht im geschlossenen Wald leben, obwohl Mitteleuropa vor dem Eingreifen des Menschen praktisch komplett bewaldet war. Nur schafft die Natur durch sog. Katastrophen wie Sturm, Feuer, Überschwemmungen etc. immer wieder Lücken und sehr viele Arten brauchen genau die dadurch entstandenen, zeitweise offenen Flächen. Wer sich mehr Natur in Deutschland wünscht, für den sind die sog. Sturm-"schäden" im Wald ein Grund zur Freude! Die zerrupften Wälder sind vielleicht aus einer kurzfristig kalkulierenden ökonomischen Perspektive eine Katastrophe, ökologisch sind sie ein Segen.
Die Frostspannerraupenplage ist aus der ökologischen Perspektive ebenfalls kein Problem (nur das Spazieren gehen durch die Raupenvorhänge ist etwas lästig und der Förster mag das natürlich auch nicht). Das Freiblasen des Waldbodens hat starken Einfluss auf die Lebewesen am Waldboden, die ja großteils von den Blättern etc. leben. Die Blätter und was da sonst noch herum lag, sind aber irgendwo hingeblasen worden, wo sich jetzt besonders viel von dem Zeug häuft. Dadurch entsteht eine höhere standörtliche Vielfalt, die eine höhere Artenvielfalt nach sich ziehen dürfte. Du kannst Dich schon mal freuen auf viele Begegnungen mit bisher nie gesehenen Tieren, Pflanzen und Pilzen!
Gruß vom Fuße des Schwarzwalds
Dieter