Hallo,
der Waldweg auf dem ersten Bild sieht schon sehr wüst aus, ohne sich die Beine zu brechen wird man da so schnell nicht mehr laufen können. Andererseits habe ich genau in solchen wassergefüllten Fahrrinnen schon Libellenlarven und Kaulquappen gefunden, eine kleine Wasserprobe unter den Mikroskop zeigte eine unglaubliche Fülle von Kleinstlebewesen, die man so gar nicht erwarten würde. Vorrausetzung ist natürlich, dass der Weg nicht alle paar Tage befahren wird und sich selbst überlassen bleibt. Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich es toll finde wenn schwere Forstmaschinen den Wald umackern, aber mit etwas Glück werden wenigstens noch einige Tiere davon profitieren.
Was nun Umhauen und Ligenlassen angeht, so habe ich persönlich auch kein so großes Problem damit. Zaunkönig und Co. sind zum Beispiel auf genau so ein Durcheinander an Ästen und Gebüsch angewiesen. In einem „aufgeräumten“ Hochwald ohne herumliegende Zweige und Reisighaufen wird man auch keinen Zaunkönig finden und eine ganze Reihe Niederwild weis solche Unterschlüpfe auch zu schätzen, außerdem wollen ja die Saprophyten auch was zwischen den Zähnen haben.
Was bei der ganzen Diskussion, wie ich finde, zu wenig beachtet wird ist die Tatsache, dass der Wald ein Wirtschaftszweig ist und somit genau denselben marktwirtschaftlichen Gesetzen unterliegt wie die Industrie und dort zählt Produktivität
Ein Mann im Harvester schafft nun einmal am Tag soviel wie ein ganzes Rudel Forstarbeiter und deshalb werden die Dinger sicherlich in den heimischen Wäldern mehr statt weniger, ob uns das nun gefällt oder nicht. Ich bin zwar auch kein Freund von dieser Art der Waldwirtschaft, aber es lässt sich nun mal nicht ändern.
Ansonsten würde ich Waldschrat zustimmen, die schlimmeren Feinde des Waldes sind Luftverschmutzung, überdüngte Felder und verseuchtes Wasser. In früher Zeit wurde der Wald viel intensiver genutzt, jeder Zweig wurde als Brennholz heimgeschleppt, das Laub als Viehfutter und Einstreu verwendet, die Schweine zum Mästen in den Buchen und Eichenforst getrieben und alles hat der Wald überlebt, erst uns gelingt es mit der massiven Vergiftung der Umwelt den Wald nachhaltig zu schädigen. Wir können stolz auf uns sein!
Eine Frage sollte sich vielleicht jeder einmal stellen: was schädigt den Wald mehr? Der Forst der alle paar Jahre einen Harvester durch den Wald jagt, oder der normale Durchschnittsbürger der jeden Meter mit den Auto fährt, seine Kaufentscheidung bei einem Neuwagen immer noch an der PS-Zahl festmacht anstatt sich an den Schadstoffemissionen zu Orientieren, jedes Jahr bis ans Ende der Welt fliegen muss um seinen Nachbarn erzählen zu können wie toll der Urlaub in Kanada war und …….
Den Harvester werden wir aus unseren Wäldern nicht vertreiben können, den Rest können wir ändern. Die Frage ist nur: wollen wir überhaupt?
Mit freundlichen Grüßen
Werner