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Pilze Pilze Forum Archiv 2007
Re: Hoch lebe der Kühlschrank ... (5 Bilder)
Geschrieben von: Andreas Antwort auf: Hoch lebe der Kühlschrank ... (5 Bilder) (Maren)
Datum: 20. März 2007, 21:37 Uhr
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Hallo Maren, das sind alles Subikulumhyphen von der Apothezien-Unterseite.
Hier mal ein paar gezeichnete Beispiele von Mollisien. Vom Typus von Mollisia evilescens ein Schnitt durch den Randbereich. Hier siehst Du die banal blasigen bis kurzkeuligen Randzellen wie sie bei den meisten Mollisien vorkommen. Ab dem Rand zum Hymenium zu werden sie langgestreckter und gehen +/- nahtlos in die Paraphysen über. Diesen Übergangsbereich meint man aber nie bei den Beschreibungen von Randhaaren oder -zellen. Du siehst außerdem im Schnittbild ganz unten links zwei Subikulumhyphen auswachsen. Diese dickwandigen, braunen Hyphen hattest Du fotografiert.
Mollisia lothariana vom Typus. Hier ebenfalls nochmal das was manals "banale" Randzellen versteht.
Im Gegensatz dazu diese unbeschriebene Art, vermutlich hätte man sie früher in die Gattung Haglundia gesteckt. Haglundia perelegans und elegantior haben jedenfalls recht ähnliche Haare.
Auch hier sehr auffällig (eine unbestimmte Haglundia/Mollisia aus frankreich)
Und auch diese würden bei mir noch das Prädikat "auffällig" bekommen, weil die Endzelle doch deutlich anders und größer ist als die sonst vorhandenen blasigen Endzellen. Stammt vom Typus von Molisia ladae.
Hier ein Mikrofoto von einem Schnitt, gezeigt ist die untere Hälfte eine Apothezium. Das dunkle gewurschtel am unteren Rand sind Subikulumhyphen, darüber sieht man die Schicht dunkelbrauner, +/- rundlicher Zellen der Textura globulosa, übergehend in die länglicher-verschlungenen und +/- hyalinen Zellen des inneren Excipulum bzw. der Medulla.
Und hier ein leider farbuntreues Bild von einem Schnitt durch Mollisia lividofusca, bei dem man das braune Subhymneium gut sieht. Dieser schmale, braune, abgesetzte Streifen unterhalb der Asci. Leider ist es nicht immer so gut zu sehen, man braucht da etwas Erfahrung. Und mit KOH-Präparaten sieht man es eindeutiger.
Und ganz zum Schluss noch, was mit Deinem Pilz jetzt nicht sirekt zu tun hat: So sieht eine stark positive gelbe KOH-Reaktion aus, hier am Beispiel von Mollisia fusca.
Hier im Vergleich: links ein Präparat in Wasser, rechts dasselbe Präparat direkt nach Einleitung von KOH 3%.
Es stimmt schon, so gesehen ist das Bestimmen von Mollisien recht aufwendig. Man muss sich mit einigen Merkmalen rumschlagen, die so eigentlich nirgends beschrieben sind und oft auch nicht ins übliche Repertoir der Mykologen gehören. Literatur ist sehr verstreut und basiert zumeist auf von mir nicht akzeptierten Merkmalen wie Wirtspflanzen und Hymeniumfarbe. Nicht dass das völlig zu vernachlässigen wäre, aber als Schlüsselmerkmale taugt sowas nicht. Und dann kommt noch die Problematik Lebendmerkmale gegenüber Herbarmaterial extrem zu tragen. Ohne entsprechende Erfahrung mit lebendem Material lässt sich Herbarmaterial von Mollisien nicht vernünftig auswerten. Alleine die Maße von Sporen und Asci differieren um gut 15-25% oder gar 30% zwischen Messungen an lebendem und an totem Material. Von verschwundenen Paraphysenvakuolen, zusammengelaufenen Öltropfen in den Sporen und ähnlichen nicht mehr verwendbaren Lebendmerkmalen gar nicht erst zu reden. Dennoch - oder gerade deswegen - ein spannendes Gebiet in dem es viel Neues und Unbekanntes auf Schritt und Tritt festzustellen gibt. beste Grüße,
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