: Hallo Forum

: Ich bin kein Pilzexperte und weiss nicht ob ich hier etwas besonderes
: gefunden habe. Für mich ist es was besonderes, weil ich so einen
: glockenförmigen Baumpilz noch nie gesehen habe, nur halbmondförmige.

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: Ist sowas selten oder normal?

: Ciao

: Roman

Hallo Roman,

der Baumpilz ist der Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Die Wuchsform ist in der Tat recht ungewöhnlich, aber erklärbar:
Normalerweise wachsen diese Pilze konsolenartig waagrecht aus einem stehenden (oder liegenden) toten Stamm heraus, mit der Porenschicht nach unten. Die muss nämlich nach unten zur Erde hin ausgerichtet sein, damit die Sporen ausfallen und so in den Luftstrom gelangen können. Fällt nun dieser Baum mit den Fruchtkörpern dran um, dann ist deren Porenschicht nicht mehr senkrecht zum Erdboden ausgerichtet, was der Sporenverbreitung sehr hinderlich ist. Der Pilz, der mehrjährig ist und mindestens 30 jahre alt werden kann, wird also beim nächsten Wachstumsschub sich drehen und soi weiterwachsen, dass die Porenschicht wieder nach unten zeigt. Man nennt dieses Phänomen "Geotropismus".
Und genau das ist Deinem Glockenpilz eben auch passiert. Am Ansatzpunkt siehst Du noch den bisherigen Fruchtkörper als Knubbel. Irgendwann fiel der Baum dann um und zwar so, dass sich nun der Gnubbel genau auf der Unterseite in der Mitte des Stammes befindet. Und da das arme Ding wohl nicht so recht gewusst hat, in welche Richtung es sich nun drehen soll hat es sich gleich ein Mal um um die eigene Achse gedreht ;-)

Wer mag kann diese Drehbewegung beim Weiterwachsen dieser mehrjährigen Porlinge selbst hervorrufen. Einfach einen am Boden liegenden Stamm mit Fruchtkörpern um 90° weiterdrehen, nach vollendeter Drehbewegung des Fruchtkörpers wieder 90°, dann wieder zurück usw.. Gibt witzige Figuren.

Die genialste, die ich in der Beziehung gesehen habe, wurde vor einiger Zeit mal im im französischen Forum mycologia-europaea gezeigt. Titel "So geht's wenn Schnecken so durch den Wald rasen ...." *ggg*

beste Grüße,
Andreas