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Hallo Jürgen,
ich würde hier - wie immer - erst mal nach den Merkmalen fragen, die sich nicht aus dem Foto ergeben: Farbe des Basalmyzels, Farbe der Poren bei jungen Fruchtkörpern, Sporenmaße und -quotient, Höhe über NN.
So wie ich das sehe, spricht makroskopisch zunächst wirklich alles für einen ferrugineus, offenbar auch der Standort (höher gelegener Nadelwald?). So wirklich ungewöhnlich finde ich an dem Schnittbild auch erstmal nur das Blauen, denn die Tramafarbe selbst sieht doch ziemlich blass aus.
Deswegen würde ich hier sagen: Wenn der Rest der Merkmale stimmt, ist das ein schöner ferrugineus, der als Ausnahme die Regel bestätigt. Aus einem erythropus mit ausgeprägtem Netz wird nur deswegen ja (glücklicherweise) auch nicht gleich eine neue Art. Und auch innerhalb von Xerocomus habe ich eine ganze Reihe von Kollektionen, die sich nicht wirklich zuordnen lassen oder jedenfalls merkwürdige "Formen" darstellen - man denke nur an die gar nicht seltenen Aufsammlungen von communis, die einfach keine "dots" haben und deren Sporen trotzdem nicht zu bubalinus passen wollen.
Wenn auch andere Merkmale "intermediär" sind, hat man hier vielleicht aber wirklich was anderes vor sich.
Es ist das nur ein weiteres Besipiel dafür, dass selbst der scheinbar so gut untersuchte Ziegenlippen-Komplex sicher noch lange nicht endgültig geklärt ist - soweit so etwas überhaupt möglich ist. Molekularbiologisch gibt es ja noch mindestens eine Art, die sich vom Rest unterscheidet, aber noch nicht beschrieben wurde.
Viele Grüße
Thomas
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