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Pilze Pilze Forum Archiv 2007

Re: "Wanderung" der Pilze

Geschrieben von: Stephan Weißer
Datum: 3. September 2007, 15:45 Uhr

Antwort auf: "Wanderung" der Pilze (Dirk S aus W)

: Liebe Pilz- und Naturfreunde!

: Als Einstieg in diese tolle Community und das klasse Forum möchte ich eine
: allgemeine Frage stellen.

: Und zwar wie es sich erfahrungsgemäß mit der "Wanderung" der Pilze
: verhält. Anders gefragt: Wo wachsen die Pilze zur anstehenden Pilzzeit
: zuerst und wie verläuft dann die Ausbreitung?

: Derzeit werden in Geschäften bereits viele Ost-Steinpilze zum Kauf angeboten
: (z.B. bei Metro das Kg für 17 Euro) was zu der Vermutung führt, dass die
: Pilze bereits im Osten wachsen und dann weiter nach Westen (klimatisch
: bedingt?). Oder ist es eher von Süd nach Nord? Dann würde es sich lohnen
: schon mal im bayrischen Wald oder Spessart gucken zu gehen.... Im Odenwald
: und Taunus sind die Pilze generell noch dünn gesät.

So habe ich auch bis vor einigen Jahren gedacht, bis ich begann, mich intensiver mit Pilzen zu beschäftigen. Leider ist diese Himmelsrichtungstheorie für die Zwecke des Hobbysammlers viel zu grobgestrickt. Um vorhersagen zu können, wann wo was wächst, muss man zunächst die ganzen Pilzbiotope (Waldtypen, Nichtwaldtypen) mit ihren mikroklimatischen Eigenschaften und Besonderheiten kennenlernen und dann anschließend herausfinden, in welchen Landstrichen die einzelnen Biotope jeweils vorkommen bzw. vorherrschen. Allein nach solchen Schemen wie Nord/Süd oder Ost/West bestimmte geographische Lagen sind leider wenig aufschlussreich. Im Extremfall kann von zwei Biotopen, die nur 20 km Luftlinie auseinanderliegen, das eine völlig pilzleer sein, während im anderen überbordender Reichtum herrscht. Und natürlich solle man auch ein ungefähres Wissen darüber haben, welche Pilzarten in welchen Biotopen überhaupt vorkommen können.

Aber nun zu deinen Fragen im Einzelnen.
Der erste große Steinpilzschub des Sommers in SW-Deutschland (im Eichenmischwald vor allem mit Boletus aestivalis) war bereits Ende Juni, ist also schon vorbei. Auf den zweiten Schub (vor allem im Fichtenforst mit Boletus edulis) wird in vielen Gegenden schon längere Zeit gewartet, so etwa im Thüriger Wald, im Schwarzwald usw. Der ganz große Schub scheint aber meinen Beobachtungen dieses Jahr auszubleiben, denn ab dieser Woche wird's dort dann eigentlich schon zu kalt für Steinpilze. Wenn du jetzt Steinpilze suchen willst, solltest du a) schnell loslegen und b) nicht in Laubwälder, sondern in von Fichte dominierte, gut moosbewachsene, relativ feuchte, auf Buntsandstein oder Urgestein liegende Nadelwaldforsten gehen, die es vor allem in höhergelegenen Landschaften Südwestdeutschlands reichlich gibt (so etwa im südlichen - nicht östlichen! - Odenwald, im Spessart, im Soonwald/RP, im Nordschwarzwald...)

Insgesamt war es nach meinem Dafürhalten bisher noch kein besonders gutes Pilzjahr, daher überrascht mich deine Aussage über Taunus und Odenwald nicht. Einfach noch ein bisschen warten! Der Wuchsverlauf der letzten drei Jahre hat uns an sehr frühe Erscheinungszeiten gewöhnt, das ist nicht jedes Jahr so. Wir sind m. E. momentan in einer Übergangszeit zwischen Sommer und Herbst, die vielerorts nicht so ganz pilzreich ist, als wenn die Pilze "mal zwischendrin Pause machen" müssten.

Der Eindruck, dass Pilze während der "anstehenden Pilzzeit" (was du darunter verstehst, müsstest du eigentlich auch erstmal definieren - ich gehe mal davon aus, dass du damit die übliche für die Hobbysammler interessante Zeit von Mitte August bis Anfang November meinst) von Süd nach Nord oder von Ost nach West wachsen würden, ist nicht ganz falsch. Im August herrschen im Flachland, welches tendenziell nördlich und westlich liegt, höhere Temperaturen, welche oft zu hoch für gutes Pilzwachstum sind. Auch sind die Niederschläge bedingt durch seltenere Hitzegewitter deutlich geringer als im Gebirge. Daher ist es in den meisten Pilzsommern so, dass es in den Alpen, im Voralpenland und in den hoch gelegenen Mittelgebirgen wie Schwarzwald, Bayerwald, Erzgebirge, Thüringer Wald "losgeht", bevor dann im September/Oktober das Flachland nachzieht. Das Flachland hat dann im Spätherbst natürlich seine Vorteile, wenn in den Bergen schon Frost herrscht oder gar Schnee fällt, was das Pilzwachstum auch zum Erliegen bringt.

Das wären meine Meinungen zu diesem Thema, ich bin gespannt darauf, was andere dazu sagen können.

Freundliche Grüße
Stephan

Beiträge in diesem Thread

"Wanderung" der Pilze -- Dirk S aus W -- 3. September 2007, 14:49 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- olly -- 3. September 2007, 15:08 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- Dirk S aus W -- 3. September 2007, 15:38 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- olly -- 3. September 2007, 15:41 Uhr
Habe wohl nicht aufmerksam genug gelesen... -- olly -- 3. September 2007, 15:54 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- Stephan Weißer -- 3. September 2007, 15:45 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- Mercado -- 3. September 2007, 16:24 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- Sonnengott -- 3. September 2007, 21:41 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- Kattugla -- 3. September 2007, 22:43 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- olly -- 4. September 2007, 08:50 Uhr
Re: "Wanderung" der Pilze -- amanita -- 4. September 2007, 13:28 Uhr

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