Hallo Rainer,
Ich hatte es mir eigentlich schon gedacht und zwar aus dem Grunde, dass ich zwei sehr ähnliche, vermutlich identische Kollektionen schon zugeschickt bekommen habe und ebenfalls eindeutig runde Sporen fand.
Tja, was nun?
Es gibt drei Möglichkeiten:
1. Es ist nicht magnivolvata, sondern eine andere Art, die zwar schon beschrieben ist, die ich aber nicht kenne bzw. nicht identifizieren kann
2. Es ist eine unbeschriebene Art
3. Es IST A. magnivolvata, die gar nicht elliptische Sporen hat wie überall zu lesen, sondern in Wahrheit eine rundsporige Art ist.
Zu 3.:
Das Problem mit A. magnivolvata ist, dass die Art nach einem einzigen Exemplar beschrieben wurde, dass zudem noch jung und unreif war. Allerdings ist allgemeiner Konsens, dass A. magnivolvata elliptische Sporen haben soll und es gibt ja auch entsprechende Aufsammlungen.
Die Art wird einheitlich als sehr groß (Volva bis 11 cm hoch!!), olivlich-grau im Hut mit leicht dunklerer Ringzone am Ende der Hutrandriefung (also ähnlich A. battarrae) und mit weißer Volva beschrieben, wobei die Volva bei Berührung mit der Zeit etwas rostockerliche Flecken entwickeln kann. Der Stiel sei weißlich. So nach TULLOSS, dem Godfather of Amanita.
Nach CONTU sei der Hut olivbräunlich, die Volva weiß und rostbräunlich überlaufen, sowie der Stiel olivbräunlich genattert (!).
Nun ist es aber so, was ich am Beispiel der vielen A. submembranaceas beobachten kann, dass diese Scheidenstreiflinge oft einen zunächst weißen Stiel haben, der aber je nach Alter und Witterung mehr oder weniger bald getönt wird (meist etwa hutfarben) und dann beim weiteren Längenwachstum diese Tönung in Natterungen auf dem Stiel liegt. Aus einem ehemals weißen Stiel wird so ein genatterter. Ich messe dieser Stielnatterung also eher nur dann einen Wert bei, wenn sie auch schon bei jungen Exemplaren auftritt.
Die Volvafärbung ist dagegen meiner Meinung nach ein gutes Merkmal, aber man muss sich im klaren sein, dass auch weiße Volvas mit der Zeit etwas fleckig werden können. Aber es gibt Arten, die haben von Beginn an rostfleckige Volvas und da ist dann diese Farbe auch die vorherrschende (A. fulva, A. battarae).
Zu 2.
Das kann natürlich immer sein und ich halte das in diesem Fall für gar nicht so unwahrscheinlich. Eigentlich sogar fast das wahrscheinlichste. Neben der vorwiegend in Bergnadelwäldern vorkommenden, braun- bis olivgrauen A. pachyvolvata mag es noch eine weitere, rundsporige, aber tief schokoladenbraune Art der Laubwälder geben. Eben Deine, die ich auch kenne, und die möglicherweise noch nicht beschrieben ist. Aber das muss natürlich abgeklärt werden mit Spezialisten, die inen deutlich größeren Überblick haben als ich.
Zu 1.
Ebenfalls eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit. In Betracht käme da allerdings nur die bisher aus Nordamerika bekannte Amanita pachycolea Stuntz. Die käme von der Hutfarbe und von der Fleckenbildung auf der Volva gut hin. Ob die anderen Merkmale auch gut übereinstimmen müsste man mal checken.
Fazit:
Wenn es neben dem Foto, das ja gut ist, noch eine Beschreibung gibt, dann würde ich diese Kollektionen (bzw. einen halben Fruchtkörper davon Minimum) an Tulloss schicken, zu dem ich ganz guten Kontakt habe. Ich fände es wünschenswert, das mal abzuklären, zumal diese dunkelbraune Laubwaldart mit der großen Volva doch immer mal wieder aufzutauchen scheint.
Ach ja, noch eine vierte Möglichkeit gäbe es theoretisch: Die Volva Deines Fundes ist gar nicht so mächtig, dass die Art in die Gruppe der "grovolvigen" Arten gehört. Dann müsste man Deinen Fund bei Amanita vaginata einordnen und da wäre es wohl das, was als Amanita badia "bekannt" ist. Ein weithin vergessenens bzw. in der Synonymie verschwundenes Taxon das bereits vom alten Schaffer beschrieben wurde.
beste Grüße,
Andreas