: Hallo zusammen,
: bin noch ein Neuling in der Welt der Pilze. Mein Interesse gehört vor allem
: den holzzerstörenden Pilzen.
: In meinem Pilzbestimmungsbuch (Ewald Gerhardt, BLV Verlage) ist in der
: Bestimmungsübersicht die Ordnung der Poriales (Aphyllophorales) angegeben.
: Sie enthält den größten Teil der für mich interessanten Pilze wie z. B.
: die Familien Poriaceae und Hymenocheataceae.
: Zu der Ordnung Poriales kann ich aber sonst kaum Informationen finden. Ist
: diese im Zuge einer Neuordnung der Taxonomie umbenannt oder anders
: aufgeteilt worden?
: Vielen Dank
: Ständerpilz
Hallo,
eigentlich gibt es diese Ordnung und Familie schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr. Vielleicht hat Gerhardt da "Polyporales" statt "Poriales" schreiben wollen.
Warum es diese nicht mehr gibt ist relativ einfach zu erklären.
Die Gattung Poria ist zwar in der Geschichte der Mykologie schon wiederholte Male beschrieben worden, allerdings nie gültig auf Gattungsebene. Angefangen von Hill 1751 (vor-linnaeisch) über Persoon (nur als Untergliederung "C Poria" für eine Gruppe innerhalb seiner Gattung Boletus) bis zuletzt Bondarzewa 1953 (keine lat. Diagnose, kein Typus). Und da es keine Gattung Poria gibt, kann es definitionsgemäß auch keine Familie, Ordnung etc. geben. Alle Rangstufen oberhalb der Gattung müssen nach einer Gattung (Familie, Ordnung ....) typifiziert sein.
Also wenn es eine Ordnung AGARICALES gibt, dann muss es innerhalb dieser Ordnung eine Familie AGARICACEAE geben und innerhalb dieser Familie wiederum eine Gattung AGARICUS.
Diese Vorschrift des Botanischen Codes ist auch der Grund, warum die Aufspaltung der Gattung Coprinus so viele schwerwiegende taxonomische Veränderungen nach sich zieht:
Denn wenn jetzt Coprinus comatus in die Familie Agaricaceae rutscht (zurecht!), dann rutscht mit ihm die Gattung Coprinus dort hin, denn comatus ist die Typusart der Gattung Coprinus. Wenn aber die Gattung Coprinus (die nunmehr nur aus C. comatus und sterquilinus besteht) in den Agaricaceae liegt, dann kann es keine Familie Coprinaceae mehr geben. Denn die besteht ja dann neuredings nur aus den Gattungen Coprinellus, Coprinarius, Parasola, Psathyrella, Lacrymaria und Panaeolus. Dann muss also die ganze Familie einen neuen Namen nach einer dieser Gattungen erhalten - Psathyrellaceae.
Es gibt aber auch Bestrebungen, zu beantragen, dass die Typusart der Gattung Coprinus von comatus zu atramentarius geändert werden solle. Dann würde die Hälfte der jetzigen Coprinusse auch weiterhin Coprinus heißen können und die Familie Coprinaceae wäre auch gerettet. Dann müßten allerdings Coprinus comatus und sterquilinus einen neuen Gattungsnamen bekommen, was auch nicht gerade wünschenswert ist für so weltweit bekannte Pilze. Vor allem C. sterquilinus ist in den labors der Zuchtpilz schlechthin, dass was den Zoologen die Laborratte ist ....
Aber ich schweife ab .....
beste Grüße,
Andreas