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Pilze Pilze Forum Archiv 2007
Re: Drei Oehrlinge
Geschrieben von: Till Antwort auf: Re: Drei Oehrlinge (Gelbfieber)
Datum: 15. Dezember 2007, 18:53 Uhr
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Hallo, Uschi, vielen Dank für Deine Ergänzungen. Bei einer so kniffligen Gattung wie Otidea, für die es seit Jahrzehnten keine detaillierte wissenschaftliche Monographie gibt, bleibt uns Amateuren einfach gar nichts anderes übrig, als sich an verschiedene Beschreibungen in der Literatur zu halten und diese bei der jeweiligen Bestimmung dan auch zu nennen. Man kann die vorhandene Literatur aber sicher etwas differenzieren: A) die Originalbeschreibungen, die oft schon sehr alt (18./19. Jahrhundert), schwer erhältlich, nicht immer leicht verständlich und meistens zu kurz sind. Letzteres trifft leider auch für einige "moderne" Neubeschreibungen zu, z. B. jene von H. Harmaja. Selbst alte Illustrationen sind oft schwer interpretierbar. B) wissenschaftliche Artikel, die sich auf die Untersuchung von Typusmaterial stützen (gibt es relativ wenige bei Otidea, z. B. einen Aufsatz von J. A. Nannfeldt und die Revisionen der Arten Velenovskys durch Svrcek) C) Literaturauswertungen wie der Schlüssel von Mornand & Courtecuisse (die Bibliographie enthält die wichtigsten Arbeiten über die Gattung) oder auch Nordic Macromycetes, British Ascomycetes etc. D)Einzelbeschreibungen in floristischen u. a. Arbeiten: Je ausführlicher, desto wertvoller, vor allem, wenn mit genauer Bestimmungsreferenz. Hier würde ich auch Bilderbücher wie Pilze der Schweiz (gerade bei Otidea mit einigen sehr "mutigen" Bestimmungen), Gerhardt, Laux, Dähncke etc. einordnen, wobei natürlich die Beschreibung von belegten Einzelkollektionen mit genauen ökolog. Angaben und zumindest einer kurzen Diskussion wie in PdS schon besser ist als allgemeine Abbildungen und Beschreibungen aus einem Feld-, Wald-, und Wiesen-Pilzbuch. Über die Bestimmungskriterien bei Otidea kann man lange diskutieren. Sehr wichtig ist vor allem die Sporengröße, wobei ich drei Gruppen unterscheide: die "Kleinsporigen" mit Sp. (8-)9-12 (-14)um, z. B. O. concinna, O. microspora, O. onotica, O. felina und einige skandinavische Arten wie O. formicarum und O. nannfeldtii; dann die "Mittelgroßsporigen" mit Sp. (13-) 14-17 (-18) um wie O. alutacea, O. leporina, O. cochleata (ist die größte Gruppe) und schließlich die "Großsporigen" mit Sp. (17-) 18-24 (-26)um wie O. propinquata, O. apophysata, O. boudieri. Bei den Paraphysen sind das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von knotigen Auswüchsen und kurzen Verästelungen möglicherweise bisher zu wenig beachtet worden, ebenso wie die Pigmentverteilung in den Paraphysen (an Frischmaterial beobachten). Natürlich spielen auch makroskop. Merkmale wie Form (höher als breit oder umgekehrt etc.) und die Farbe eine wichtige Rolle, wobei in beiden Fällen die Daten zur Variationsbreite noch völlig unbefriedigend sind. Unterm Strich geht's nur nach dem Ameisenprinzip voran: Nadel um Nadel Beobachtungen zusammentragen, bis sich Straßen ergeben, ein Haufen bildet und sich irgendwann einmal bestimmte Strukturen erkennen lassen...
Schöne Grüße
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