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Pilze Pilze Forum Archiv 2008

Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspürt

Geschrieben von: Ingo
Datum: 9. April 2008, 17:18 Uhr


Hallo Leute,

viele Pilzfreunde fragen sich momentan mal wieder, wie man denn zu einer einträglichen Morchelstelle
kommen könnte. Im Prinzip gibt es vier verschiedene Möglichkeiten, zu einem eigenen Morchelbeet zu gelangen.

Zum Ersten: die Erbstelle
Dies ist im Prinzip die einfachste Möglichkeit, um an das edle Gemörch zu gelangen. Man lasse sich einfach mal
von einem "Platzhirsch" seine geheime Morchelstelle zeigen, wartet dann ab, bis dieser das Zeitliche gesegnet hat, oder hilft auch etwas nach. ;-)). Schon hast du deinen eigenen Morchelplatz!

Zweitens: die Zuchtstelle
Auch recht einfach, aber leider nur von begrenztem Erfolg. Im Prinzip genau so wie Tomatenanbau.
Man kaufe sich im Spätsommer ein paar Säcke Rindenmulch von Nadelbäumen, breite das Zeugs irgendwo im
Garten aus und fertig. Im darauf folgenden Frühjahr könnten dann eventuell Morcheln darauf erscheinen.
Im Gegensatz zu Tomaten braucht man sich aber um das Gehäxel nicht weiter kümmern. Die Morcheln
kommen oder auch nicht.

Drittens: die Arbeitsstelle
Diese Methode kann ziemlich aufwändig sein, wenn man es übertreibt. Ich möchte noch mal die Gelegenheit
ergreifen, zu beschreiben, wie ich seinerzeit an meine Stellen gelangt bin. Es war so etwa Ende April 2002,
als ich es satt hatte, Fundmeldungen und Morchelbilder von Elfi & Co. immer nur im pilzepilze- Forum zu erleben.
Nein, ich musste unbedingt selbst welche finden. Die Jahreszeit passte, das Wetter auch und ein riesiger Kiefernwald
wartete nur darauf, vom Gemörch befreit zu werden. Vorher hatte ich mich noch mal in Roger Phillips Pilzführer
vergewissert, dass das Biotop passte. Nadelwälder!
So kam es denn, dass ich mich eines Sonntags, noch von einer etwas anstrengenden Geburtstagslage vom Vortage
gezeichnet, auf den Weg in den Kiefernforst machte. Vollkommen siegessicher nahm ich sogar ein Behältnis für
meine Morchelfunde mit auf den Weg – eine Plastik Suppenschüssel!

Ihr werdet es nicht glauben, aber sehr lange musste ich nicht suchen. Eigentlich gar nicht. Ich schlenderte gerade
so mitten auf einem breite Waldweg entlang, als irgendein Sensor im Kleinhirn Augenwinkelalarm schlug.
Gerade mal zwei Meter rechts vom Weg funkelten mich zwei dunkelbraune, schmalspitzige Dreiecke an, welche allein
von der Form her so gar nicht zur Umgebung passten. Nachdem Wegrand und angrenzendes Waldstück fertig
abgesucht waren, hatte ich zusammen gut 60 ausgewachsene Spitzmorcheln zusammen, und keine Jacke mehr an.
Für einen ausgewachsenen Korb hatte meine Zuversicht halt nicht gereicht.

Viertens: die Zufallsstelle
Mit den Zufallsfunden ist das ja so eine Sache. Man macht sie in der Regel dann, wenn man eigentlich auf der
Suche nach ganz anderen Sachen ist - nach Erleichterung zum Beispiel.
Hier ein kleines Beispiel vom vergangenen Wochenende. Wie sicher schon bekannt, hatte ich am vergangenen
Samstag, zusammen mit Felix und Robin, meine "Arbeitsstellen" vom Gemörch befreit. Sonntag Mittag dann,
die Morcheltouristen waren inzwischen längst über alle Berge, hatte ich das Bedürfnis, mich noch mal an den Ort des
Geschehens zu begeben. Vielleicht hatten wir ja was Wichtiges übersehen. Ganze 150 Minuten bin ich durch
den Dauerregen gestolpert, ohne dass ich mehr fand als die eine Minimorchel, die wir vorsätzlich da gelassen hatten.

Wieder zurück auf unserem Campingplatz hatte ich nur noch eines im Sinn: schnell weg hier und ab in unsere
warme Bude! Der Dauerregen bei Temperaturen von fünf über Null ging mir nämlich ziemlich auf den Keks.
Allerdings macht ein Rundgag von über zwei Stunden auch etwas hungrig. Das einzige Nahrungsmittel, was ich noch da hatte, war eine Büchse mit Erbsensuppe. Egal – schnell aufgewärmt das Zeugs und hinter damit.
Wie allgemein bekannt ist, kann der Verzehr von Hülsenfrüchten Nebenwirkungen nach sich ziehen, die, wären sie
nach dem Genuss eines Pilzgerichtes aufgetreten, den Verdacht nahe legen würden, dass da ein falscher bei war.
Zum Glück gibt es auf Campingplätzen Einrichtungen, wo man sich solcher Nebenwirkungen einfach entledigen
kann. Ziemlich erleichtert ging ich nach getaner Arbeit wieder den Weg zurück in Richtung meiner Residenz.

Es war gerade mal ein Stück ziemlich kahler Boden mit einzelnen Kiefern zu überqueren. Dabei fiel mir ein, dass
der Felix am Vortag die dort stehenden, zum Teil gigantischen Frühjahrslorcheln bewundert hatte.
So hielt ich also kurz inne, und bewunderte das Gekräus, was dort überall wucherte. Bis auf einmal wieder
das altbekannte Alarmsignal in meinem Kopf ertönte. Einige der Lorcheln in gut 20m Entfernung sahen doch recht
merkwürdig aus. Noch ein paar Schritte in diese Richtung gemacht, dann fielen mir fast die Augen aus dem Kopf.
In diesem Moment hätte ich mein Gesicht mal sehen wollen. Der Anblick war aber auch Atem beraubend.

Genau dort, wo in zwei Monaten wieder Zelte und Wohnwagen stehen werden, machte sich ein kompletter
Hexenring aus 17 Morcheln breit. Ich habe mir ja schon häufiger Gedanken gemacht, ob die Morcheln an
meinen Stellen vielleicht des besondern humosen Bodens wegen dort wachsen. Der Boden an diesem Fundort
besteht allenfalls aus purem Sand, aus dem ein paar mickrige Grasbüschel das Letzte herausholen.
Bevor ich abreiste, habe ich aber noch fix die Frühjahrslorcheln von ihrer unangenehmen Nachbarschaft befreit.

Ich hoffe, nun wissen alle, was es mit den Morchelbiotopen auf sich hat. Morcheln können überall wachsen, oder auch
nicht. Man muss wohl nur wirklich welche finden wollen.

Einen schönen Feierabend – Ingo

Beiträge in diesem Thread

Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspürt -- Ingo -- 9. April 2008, 17:18 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Matthias -- 9. April 2008, 17:44 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- zuehli -- 9. April 2008, 17:49 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Ingo -- 9. April 2008, 23:13 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Matthias -- 10. April 2008, 00:40 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- rudi -- 10. April 2008, 12:50 Uhr
Re: Guter Beitrag...kleine Ergänzung... -- Andreas.J -- 9. April 2008, 17:52 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Steininger -- 9. April 2008, 20:25 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Marc -- 10. April 2008, 12:42 Uhr
Re: Viel Glück dabei! *ggg* *oT* -- Ingo -- 10. April 2008, 12:45 Uhr
Ingo, kein Witz! Habe Morcheln gefunden... -- Marc -- 10. April 2008, 20:37 Uhr
Re: Glückwunsch... Du solltest... -- Andreas.J -- 10. April 2008, 22:05 Uhr
Re: Ingo, kein Witz! Habe Morcheln gefunden... -- Ingo -- 10. April 2008, 23:43 Uhr
Re: Ingo, kein Witz! Habe Morcheln gefunden... -- Steininger -- 10. April 2008, 23:56 Uhr
Re: Ingo, kein Witz! Habe Morcheln gefunden... -- Ingo -- 11. April 2008, 00:03 Uhr
Re: 100%-Tip -- 42 -- 11. April 2008, 11:38 Uhr
LOL....er nun wieder :-) *oT* -- Marc -- 11. April 2008, 13:11 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Alpenhans -- 10. April 2008, 17:23 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Jürgen_1962 -- 10. April 2008, 21:21 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Ingo -- 10. April 2008, 23:49 Uhr
Re: Eine Anleitung, wie man Morchelstellen aufspür -- Thomas Pruss -- 11. April 2008, 13:04 Uhr

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