Hallo Pilsfreunde,

irgendwie kam es mir vergangene Woche vor, als hätte ich einen Auftrag mit auf den Weg bekommen.
So bin ich denn in den nächstgelegenen Baumarkt gepilgert, und habe mir eine Dose “Pfifferlinggelb“
besorgt. Damit habe ich hernach sogleich meinen Fund aus der Vorwoche traktiert.
Wie man erkennen kann, sehen die Exponate jetzt nicht nur von der Farbe her den beworbenen Pilzen
täuschend ähnlich - sie scheinen sogar im Korb weiter gewachsen zu sein.

Wenn ich ehrlich bin, könnte da aber immer noch eine Kleinigkeit nicht passen. Ich werde die Aufschrift wohl
demnächst in “Litauische Seegurken“ ändern. Besser so, Matthias? ;-))

Nach meiner kurzen Samstagrunde dachte ich zunächst, daß sich die Morcheln für dieses Jahr wohl erledigt
haben. Auf dem Campingplatz selbst konnte ich gerade mal 12 neue, mickrige Exemplare ausfindig machen.
Noch schlimmer – an der Stelle, wo ich mit Felix und Robin noch in der Vorwoche gut 40 Exemplare fand,
konnte ich eben mal zwei einzelne Morcheln zählen.
Den sogenannten Morchelberg werde ich wohl demnächst seinen Titel aberkennen müssen. Eine einzige
Morchel!

Immerhin konnte ich andere Sachen ausfindig machen. So zum Beispiel, nach dem Einzelfund aus der
Vorwoche, ein ganzes Grüppchen Tonfalber Schüpplinge (P. l).

Als es dann am Abend etwas frischer wurde, beschloß ich, ein kleines Feuerchen zu machen. Solch ein
kleines Feuer findet bei uns in einem handelsüblichen Feuerkorb statt. Nach alter Gewohnheit wollte ich
den genau dort aufstellen, wo ich im vergangenen Herbst das große Laubfeuer entzündet hatte.
Gerade noch im Restlicht dieses Samstag Abends konnte ich erkennen, daß sich dort, in den alten
Holzkohleresten, mykologisches Leben regte. Ich habe den Korb daher ein wenig verschoben. Das war wohl
besser so, denn sonst wären diese Feuerstellenbewohner dem Verursacher der selben zum Opfer gefallen.

Bei diesen Becherlingen sollte es sich eher um eine Art aus dem Kreis der Brandstellenliebhaber handeln.
Makroskopisch kann ich dazu nichts sagen. Ein Blick durchs Mikro zeigte, daß es noch keine reifen Sporen
gab. Immerhin ließen die Sporen in den Asci bei 100-fach eine Art von Granulation erkennen.
Arten mit granulierten Sporen gibt es da aber wohl auch mehr als eine. Für Peziza praetervisa schauen sie
eigentlich zu hell aus, oder? Vielleicht sind die Becher ja nächste Woche reif!

Wie ich so am Feuer saß, und grübelte, keimte in mir langsam ein fester Entschluß auf. Nein, die beiden
Morcheln an meiner Arbeitsstelle konnten mir gestohlen bleiben. Ich würde mir die 12 Teile vom
Campingplatz schnappen, und den Rest am Sonntag völlig meiden. Schließlich gibt es ja genug anderes zu tun.
Aber wie ist das so oft? Der Geist ist willig, aber...!
Unversehens fand ich mich am nächsten Tag doch an dem Ort wieder, den ich eigentlich meiden wollte.
Und musste feststellen, daß bei Morcheln mitunter die Tagesform ganz entscheidend sein kann.
An gleicher Stelle, wo am Samstag Nachmittag, vielleicht auch wegen der tief stehenden Sonne, nicht zu
wollen war, standen auf einmal die üppigsten Morchelapparate im Elefantengras.

Es mögen so an die 50 Exemplare gewesen sei. Bestimmt 8 Stück über 10 cm groß. Es ist halt nicht wirklich
einfach, die nahezu gleichfarbenen Pilze in diesem Gras aufzuspüren. Erst, wenn das Auge geeicht ist, geht
es etwas besser.

Was ich ein wenig merkwürdig finde – auch nach mittlerweile 4 Wochen sind diese Morcheln überwiegend hell.
Hätten sie ihre normale dunkle Farbe, wäre das Ganze ein Kinderspiel.

Sehen sie nicht prächtig aus?

In Anlehnung an die Laichdorsche der Ostsee im Frühjahr, die man bekanntlich auch Dickdorsche nennt,
haben sich diese Morcheln eigentlich einen Ehrentitel verdient: Dickmorcheln!

Zum Abschluß mal was Banales. Ich habe in den ganzen vergangenen Jahren immer wieder eine
Spitzmorchelform angetroffen, die sich von den anderen Formen ein wenig unterschied. Sie waren
eigentlich immer dunkel und sahen niemals frisch und verwertbar aus. Hier das Bild:

Wenn ich mir nun so die anderen Berichte anschaue, kommt in mir der Verdacht auf, daß es sich bei
denen in Wirklichkeit um Käppchenmorcheln handeln könnte. Wie seht ihr das?

Eine schöne Restwoche noch – Ingo