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Pilze Pilze Forum Archiv 2008

Katastrophe

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 11. August 2008, 23:12 Uhr


Moin zusammen,
am letzten Donnerstag ist hier in NF beinahe die Welt untergegangen. Zwei Unwetterzellen zogen über den Kreis, eine Dritte konnte ich auf der Heimfahrt beobachten, die in Dithmarschen und hier besonders in Heide etliche Zerstörungen anrichtete:

(Foto Kontrast-verstärkt)
Die Sicht geht von der Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Hochdonn Richtung WSW. Rechts von der Mitte kann man am Horizont die Windräder bei Brunsbüttel gerade noch erahnen. Die Zelle zieht langsam von links ins Bild.
Als wir auf Höhe St. Michaelisdonn waren, hatte die Zelle bereits den gesamten Horizont erfasst. Es war eine fast strukturlose schwarze Wolkenwand, in die mächtige Hagelschauer eingebettet waren (Bilder konnte ich aus dem fahrenden Zug nicht machen). Mit einer Frequenz von mehr als hundert Blitzen/Minute flackerten Gewitter, meist in den Wolken. Erdblitze waren dagegen selten. Das Licht in den Hagelzellen schimmerte olivgrün und ließ nichts Gutes erwarten.
Als wir in Heide ankamen, fing es gerade an zu tröpfeln, doch auf der Weiterfahrt gerieten wir voll in den Kern des Unwetters. Die Sicht war auf etwa 20 m begrenzt und was man von der Landschaft sehen konnte war wie in ein algentrübes Aquarium getaucht. In Lunden öffneten wir kurz die Türe: Der Regen fiel senkrecht wie aus einer Duschbrause – es war absolut windstill. Zu dieser Zeit aber fegten keine 20 km weiter zurück enorme Windböen durch Heide und fällten dort zahlreiche Bäume.
In Friedrichstadt angekommen, fiel der Regen so dicht, dass ich auf den 5 m zwischen Zug und Auto bis auf die Haut durchnässt wurde. Dabei war das nur ein müder Abklatsch von dem, was am frühen Nachmittag über uns hinweg gezogen war:
Innerhalb einer halben Stunde fielen in Seeth mehr als 50 l Regen/qm, allerdings regnete es auch gut anderthalb Stunden lang bei der ersten Zelle, anderthalb Stunden bei der zweiten, die ebenfalls so viel Wasser brachte und gute 3 Stunden bei der dritten, die ich erlebte. Die dritte brachte auch noch gute 40 l Wasser/qm/halbe Stunde. Die Straßen in Seeth waren randvoll mit Wasser und glichen reißenden Kanälen. In den Ecken lagen kirschgroße Hagelkörner von den beiden ersten Zellen, und so sah unsere Terrasse aus als ich heim kam:


Das Wassers stand bündig mit der Terrassentür. Zum Glück ist die dicht, und die Kinder hatten von innen Handtücher davor gelegt, so dass wir keinen Wassereinbruch hatten.
(Das Foto musste ich stark bearbeiten, denn es war fast so dunkel wie in der Nacht, dabei war es erst 19.45 Uhr).

Hier noch mal die Terrasse aus der Fisch-Perspektive (in der Tat fand ich einen meiner Goldfische aus dem Gartentümpel am nächsten Tag 15 m weiter vor der Hintertüre unseres Blumenladens. Der konnte da einfach so hin schwimmen, das Wasser stand über knöchelhoch auf der Terrasse).

Unser Brunnen war randvoll, so dass das Wasser nicht ablaufen konnte.

Hagel lag noch zwei Tage später in geschützten Stellen. Diese Hagelkörner fotografierte ich am Freitag beim Aufräumen.

Der Hagel hat große Maisschläge und Getreidefelder vollkommen vernichtet, und die Köge an der Eider hatten wahrscheinlich seit den Sturmfluten vor dem Bau der Eiderabdämmung bei Nordfeld nicht mehr so viel Wasser gesehen. Immer noch steht dort ein großer See, obwohl alle Pumpwerke an den Sielzügen seit Donnerstag auf Hochtouren laufen.
Aber so viel Glück wie wir hatten nicht alle: In Schwabstedt an der Treene war die Straße am Fluss überflutet. Das Wasser hatte sich den direkten Weg vom Geesthang durch die Häuser gesucht. In Drage wurde der Heizölkeller eines Altenheims geflutet, die Öltanks schwammen auf. Und bei einem Landwirt hatte ein Blitzschlag die ISDN-Anlage durchs Wohnzimmer geschossen. Allein aus einer Ferienwohnung pumpte die Feuerwehr 50 Kubikmeter Wasser ab.
Bei so viel Wasser und gemäßigten Temperaturen wie sie schon seit etwa 3 Wochen bei uns herrschen, hätte man meinen sollen, dass die Pilze förmlich explodierten.
Und so machte ich mich hoffnungsfroh am Sonntag auf den Weg. Das Ergebnis war pilztechnisch ebenfalls eine Katastrophe:

Die Ästchen-Zwergschwindlinge (Marasmiellus ramealis) waren wirklich die einzigen Pilze, die ich bei einer einstündigen Durchmusterung des Ostenfelder Waldes finden konnte. Allerdings wuchsen die in Massen überall dort, wo tote Bromberranken lagen.
Ich muss mich also weiter gedulden, bis die Pilze sich endlich dazu durch ringen zu wachsen.
Vielleicht erwächst ja aus diesen Unwetter-Katastrophen noch was Gutes
Grüßlis
Thomas

Beiträge in diesem Thread

Katastrophe -- Thomas Pruß -- 11. August 2008, 23:12 Uhr
Alter, was geht denn bei Euch ??? -- Jogi -- 12. August 2008, 18:37 Uhr
Re: Alter, was geht denn bei Euch ??? -- Thomas Pruß -- 12. August 2008, 19:55 Uhr
Gestern bei uns -- zuehli -- 13. August 2008, 09:18 Uhr
Re: Gestern bei uns -- Thomas Pruss -- 13. August 2008, 09:43 Uhr
Re: Gestern bei uns -- zuehli -- 13. August 2008, 10:50 Uhr
Fotos und Berichte im WZ-Forum: -- Thomas Pruss -- 13. August 2008, 11:33 Uhr
Wie man sieht... -- zuehli -- 13. August 2008, 11:52 Uhr
Re: Wie man sieht... -- Thomas Pruß -- 13. August 2008, 19:51 Uhr
Hier der Bericht.... -- zuehli -- 14. August 2008, 08:52 Uhr
Sehr angenehm! -- Thomas Pruss -- 14. August 2008, 09:19 Uhr
Erbarmen,... -- zuehli -- 14. August 2008, 09:34 Uhr

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