Hallo Pilzfreunde!

Gestern haben wir mal eine verwilderte, ehemalige Gartenanlage inspiziert. Alte gebrechliche Obstbäume sind ja ein wahres El Dorado für Kleinpilzfreunde.

Recht erstaunt waren wir über einige Pilzarten, die sich substratmäßig ziemlich unwählerisch verhalten haben.

Zunächst mal einen Eindruck:

Hier war die Welt noch in Ordnung:

Exidia recisa (Weiden-Drüsling) vorbildlich an Salweide

Den hatten wir bisher auf Esche und Pyrenomyceten, die auf Esche wuchsen:

Diesmal wuchs er auf 2 Pyrenomyceten, die einen ansitzenden Ahornast bevölkerten: Episphaeria fraxinocola (Zwerg-Schälchen), hier auf Eutypella archarii/maura.

Nach Größe, Form und Substrat (liegender Haselast) makroskpisch als Hymenoscyphus calyculus (Kelchförmiger Stängelbecherling) vordiagnostiziert.

Um so größer die Überraschung, als große sichelförmige Sporen im Präparat herumschwammen. Es handelt sich also um Hymenoscyphus serotinus (Sichelsporiger Stängelbecherling), der sich eigentlich auf Buchenholz herumtreibt. Die nächste Buche dürfte aber mindestens 3km entfernt vom Standort zu finden sein.

Dieser hier wuchs an unberindetem, dicken Holz von stehendem maroden Apfelbaum:

Fanden wir zum ersten Mal, laut Literatur sollte er aber eher im Buchenwald zu finden sein: Durella macrospora (3-fach-septiertsporige Durella).
(Ich nehme hier absichtlich Abstand vom deutschen Namen in "Pilze der Schweiz", da heißt er Großsporiges Hartbecherchen; im Verhältnis zu Nachbararten sind seine Sporen weder besonders groß, noch sind Durella-Arten hart).

Gut Winterpilz!
Ingo W