Hallo, Max et al.

mir geht es wie Andreas: Auf der Liste meiner noch nicht gefundenen bzw. nicht am Standort gesehenen Ascomyceten steht Micrstoma protractum ganz oben (genauer gesagt: an 2.Stelle hinter der Gallertkugel, Sarcosoma globosum, bei der ich wirklich glaube, dass sie in Dld. ausgestorben ist). Aus Bayern ist der Pilz m. E. überhaupt nicht bekannt (oder ???). Wir hatten hier vor ein paar Jahren mal einen Fehlalarm: Das kleine Pilzchen entpuppte sich als junge Sarcoscypha austriaca, an deren Kelchrändern irgendein Viech genagt und obendrein eine Art flockiges Gespinst hinterlassen hatte. Es war eine äußerst raffinierte Verkleidung, sodass wir dem Mikroskop, das uns eines Besseren belehrte, erst gar nicht trauen wollten.

Zu Thüringen: Unter dem Namen Sarcoscypha hiemalis gibt es eine Fundnotiz von Elvira Schlier aus der Gegend von "Saalfeld, im Gebiet der Feengrotten", s. MyMiBl. 10,2,1966. Möglicherweise können Ortskundige den Fundort genauer bestimmen, da er als "Wiese" in einem "Quellschutzgebiet" bezeichnet wird.

Grüße
Till

Hallo Max,

: die Art heißt heute in der Tat Microstoma protractum.
: Ich habe sie noch nicht selbst gefunden, steht auch in den Top Ten meiner
: Wunschliste. Sie ist zwar sehr selten, aber beileibe nicht ausgestorben.
: Vielleicht wird er manchmal mit Scharlachroten kelchbecherlingen mit
: eingerissenem Becherrand verwechselt.

: Am besten suchst Du in Auwäldern, das dürfte sein Liebelingsbiotop sein, auch
: feuchte Hangwälder mit Lerchensporn und Märzenbecher halte ich für
: chancenreich.
: Falls Till mitliest: Den gibt's doch bestimmt in Deinen Salzach-Auen oder?
: oder hattet ihr doch immer nur untypische Kelchbecherlinge?

: In Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht, letztmal 1969 nachgewiesen. In
: Niedersachsen zumindest 1992 noch vorhanden. In Sachsen-Anhalt 1989 als
: "stark gefährdet" angegeben, dort für die DDR aber nur als
: "gefährdet". In Sachsen 1996 noch im Erzgebirge, aber die Funde
: aus dem Leipziger Auwald der Pleiße und Elster sind wohl seit den 60er
: Jahren nicht mehr bestätigt worden. Thüringen 1 Fundort, mir nicht
: bekannt. In brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vorhanden. Lt. Rote
: Liste BRD als RL 2 "stark gefährdet".
: In Polen letztmals 1914 berichtet (soweit ich weiß). In Tschechien hat jemand
: aus der Fotocommunity 2006 ein tolles Bild der Art gemacht:
: http://home.fotocommunity.de/boletus/index.php?id=427187&d=8112468 .
: Nordostösterreich ebenfalls aktuelle Funde, mindestens an zwei Stellen
: seit 1991. In der Schweiz vorhanden (siehe PdS, Band 1). Dänemark auf der
: Roten Liste Kategorie E ("endangered"), Schweden etliche
: Fundorte, Belgien 1972 als Erstfund entdeckt, Norditalien vorhanden
: .

: Also Chancen sind, da, aber das gute Stück ist wirklich was Seltenes und
: scheint immer mehr zurückzugehen.

: beste Grüße,
: Andreas