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Pilze Pilze Forum Archiv 2008

Re: Das letzte Geleit

Geschrieben von: Andreas
Datum: 1. Februar 2008, 01:05 Uhr

Antwort auf: Das letzte Geleit (Ingo)

Hallo Ingo,

nur in Kürze und ohne etwas selbst nachgeschlagen zu haben:
Wenn der name von Fries sanktioniert ist (was ja hier der Fall ist), dann musst das Pferd von der Seite her aufzäumen. Maßgeblich ist dann, was hat FRIES darunter verstanden. Welche Tafeln zitiert er, auf wen beruft er sich? Und wenn aus seiner beschreibung klar hervorgeht, welche Art gemeint ist und wenn diese Interpretation sich seit Fries relativ konstant bis heute erhalten hat, dann MUSS der Friesschen Interpretation gefolgt werden, auch wenn bezweifelt werden kann dass Fries die Art im Sinne des Originalautors versteht.
Ein solches Beispiel wäre Boletus erythropus (Persoon : Fr.). Die Interpretation von Fries als Flockenstieliger Hexenröhrlign ist unzweifelhaft und wurde fast einheitlich so auch bis heute akzeptiert. Nur dass dummerweise die Persoonsche tafel, auf der der name ja gründet, vermutlich den Glattstieligen Hexenröhrling darstellt ... Da dies aber erstens nicht völlig zweifelsfrei ist und zweitens der Stabilität der Nomenklatur mehr gedient ist, den Namen erythropus für den Flocki beizubehalten (auch wenn falsch interpretiert), so soll das auch so gemacht werden.

Ob Tricholoma albobrunneum auch so ein klarer Fall ist? Ich bezweifle es. Vermutlich werden die meisten Mykologen die sich mit der Gattung auseinandersetzen, das Taxon als "nomen dubium" oder als "nomen confusum" verwerfen wollen. Man muss jeden Fall eizeln abwägen, schauen was der Stabilität der Nomenklatur mehr dienlich ist. Und in diesem Fall sollte man auch bedenken, wie sicher denn die Bestimmung der Typustafel ist. Man kann sicher sagen, dass es sich um keine der Arten mit abgesetzter Stielspitze handelt. Mehr aber nicht, jedenfalls nicht vom Bild her. Aber vielleicht gibt der text mehr Hinweise? Oder spätere Veröffentlichungen des Autors, die erkennen lassen was er damit meinen könnte? Muss man alles berücksichtigen.

Sehr langwierige Recherchen nach alten Originalquellen, die schwer zu erreichen sind. Um dann nach drei jahren aus eigener Anschauung sagen zu können: Dieses Taxon ist zu konfus um es sinnvoll anwenden zu können ....
Aber wenn man sich nicht auf die Meinung der Monografien verlassen will, dann geht's halt nicht anders. Und natürlich ist es durchaus legitim, auch die Interpretationen der Großen auf die Prüfwaage zu legen.

beste Grüße,
Andreas

Beiträge in diesem Thread

Das letzte Geleit -- Ingo -- 1. Februar 2008, 00:01 Uhr
Re: Das letzte Geleit -- Andreas -- 1. Februar 2008, 01:05 Uhr
Re: Das letzte Geleit -- Ingo -- 1. Februar 2008, 11:59 Uhr

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