Hallo Forum,
zum Glück regnet es mal wieder. Nach zwei Wochen Trockenphase wurde es auch langsam Zeit.
Am Wochenende war es bei uns in den Wäldern schon ziemlich grenzwertig.
Erstaunlich, daß trotzdem noch neue Pilze erschienen waren. Das mag vor allem auch an den
relativ kühlen Temperaturen gelegen haben, die eine schnellere Austrocknung der Böden vereitelte.
Als grenzwertig empfand ich allerdings auch ein paar Pilzarten, die da meinen Weg kreuzten. So
tummeln sich in den hiesigen Kiefernwäldern einige Täublingsarten, die mich ein wenig überfordern.
An Birkentäublinge mit rötlichen Farbtönen, die in reinen Kiefernbeständen hausen, habe ich mich ja
mittlerweile gewöhnt. Auch die diversen Schwärztäublinge, selten oder nicht, lassen mich inzwischen kalt.
Russula vesca, sardonia und turci – kein Problem. Auch bei diesem hier:
steht der Namen praktisch schon dran.
Etwas schwieriger gestaltet sich die Situation, wenn überwiegend Rottöne die Hutfarben beherrschen.
Sieht fast aus, wie ein Nadelwald-Heringstäubling, riecht aber eher nach gesägtem Holz.
Eine Kostprobe, ein Stück Hut mit Lamellen sollte es schon sein, impliziert auch erst mal einen solchen.
Nach spätestens 30 Sekunden macht sich dann aber ein merkwürdiges Gefühl auf der Zunge breit. Auch
ein sofortiges Ausspucken der Kostprobe kann nicht verhindern, daß sich dieses Gefühl binnen Kurzem in
puren Schmerz verwandelt. Kenner der Materie werden sicher wissen, was ich meine.
Es handelt sich wohl um Russula badia, den Zedernholztäubling, wegen des verzögerten Schärfens auch
Heimtückischer Täubling genannt. Schön, wenn das Brennen, so nach drei Minuten, langsam wieder vergeht.
Was aber, wenn die aufgefundene Kollektion so daherkommt:
Deutlich andere Farben, aber der selbe Effekt. Autsch! Bei diesen Vertretern auch noch gut erkennbar –
leicht rötlich angefärbte Stiele.
Wenn man im MHK die Beschreibung von Russula badia genauer studiert, fällt auf, welches Spektrum an
Hutfarben die Autoren dieser Art zubilligen. Eigentlich sollte man meinen, die sind fast immer purpurn mit
nahezu schwarzer Hutmitte. Nach der Beschreibung sollte da zwischen ockerbraun und purpurschwarz
alles möglich sein. Was soll’s.
Nicht nur für Täublingsfreunde sollen die nachfolgenden Bilder gedacht sein. Eigentlich wunderschön,
die Tauben. Ich vermute ganz stark, daß sich sogar einige Sachverständige hier fragen werden, ob die
braunen Ledertäublinge nicht vielleicht doch Wieseltäublinge sind, die es hier bei uns angeblich nicht
geben darf.
Film ab:
na, was haltet ihr von den Gruppenbildern? Ist vielleicht noch Jemandem der rote Farbhauch auf den
Stielen aufgefallen? Der war tatsächlich, auch wenn kaum erkennbar, bei jedem Exemplar vorhanden.
Vor allem in Richtung Stielbasis
Im rechten Hutschnitt kann man die Phenolreaktion nach ca. 15 Minuten begutachten. Zuerst leicht
schmutzigrosa, aber niemals richtig rot. Etwa eine halbe Stunde nach diesem Foto war das Ganze
recht dunkelbraun.
Bereits junge Pilze wiesen die Tendenz auf, einen wattierten bis hohlen Stiel zu entwickeln.
Nun das Beste: die Geschmacksprobe verlief nahezu identisch, verglichen mit Kostproben der
oben gezeigten Vertreter. Nichts für die Mischmahlzeit. Und gut, daß ich immer ein Fläschchen Wasser
dabei habe. Das hilft der tauben Zunge wieder auf die Sprünge. ;-)
Sollte es tatsächlich noch Stand der Erkenntnis sein, daß so was unter R. badia firmieren kann?
Auch bedenklich – das Gilben am Stiel. Das paßt doch überhaupt nicht zu den Zederntauben. Oder doch?
Sollte der Felix hier reinschauen – das sind nicht die scharfen Integras, von denen ich letztens berichtet
hatte. Die waren noch rätselhafter, weil schnell scharf und mit leicht grauendem Stiel bei ähnlichen Hutfarben.
Ziemlich rätselhaft, das Ganze. Wahrscheinlich aber nur für mich. Die Lösung, siehe R. aeruginea
aus dem Vorjahr, kann manchmal einfacher sein, als man denkt.
Den geneigten Leser wird es angesichts dieser Erfahrungen sicher nicht verwundern, wenn ich solche
merkwürdigen Täublinge schlichtweg ignoriere, und mich um die zahlreichen, jungen Maronenröhrlinge
kümmerte, die gerade wieder zahlreich erschienen waren:
Autsch, ich glaube, daß Bild paßt nicht recht. Zum Glück gibt es bald wieder Pilze, die sich schon
makroskopisch einfach bestimmen lassen. Man muß nur dran glauben.
Grüßlis ins Sendegebiet - Ingo