Hallo Ingo und hallo Christoph,
zunächst: von Dacrymyces habe ich relativ wenig Ahnung. Eines kann ich aber doch beitragen: D. enatus kommt makroskopisch gar nicht in Frage, die Art fand ich zweimal in der Rhön (ganz braun, recht hirnartig, ... - ein Farbfoto ist in meiner Rhönarbeit).
@Christoph: die Arbeit von Frau Göttel, wo ist die denn zu bekommen bzw. ist sie überhapupt publiziert? Würde mich natürlich interessieren, kenne ich nicht.
Liebe Grüße,
Lothar
: Hallo Ingo,
: es kommen eine Reihe von Arten in Frage, da einige Schnallen besitzen! Also
: bitte keine vorschnellen Umkehrschlüsse bezüglich D. variisporus... Ich
: vermute Dacrymyces macnabbii!
: Natürlich müssten die Fruchtkörper wirklich reif sein, um die Sporen richtig
: zu interpretieren.
: Ich arbeite bei Dacrymyces mit der Dissertation von Gabriele Göttel (1983)
: von der Uni Tübingen. Sonst schaue ich meist noch in den alten Kennedy
: (1958) The Genus Dacrymyces. Mycologia 50: 896-915 und natürlich in Reid
: (1974) A Monograph of British Dacrymycetales. Trans. Br. Mycol. Soc.
: 62(3): 433-494.
: Ein großes Problem in der Gattung sind zu häufige Umkehrschlüsse (es gibt ja
: nicht mehr Arten, also müsse es ja die und die sein), weniger die
: Literatur, da es sehr gute Bearbeitungen gibt...
: Gallertscheiden um die Hyphen gibt es immer wieder, vor allem in jungen
: Fruchtkörpern. Dacrymyces macnabbii beispielsweise hat auch auffällige
: Gallertscheiden. Wichtig für die Bestimmung ist die Form und Größe der
: Dikaryophysen (sterile Endzellen neben den Basidien/Basidiolen) bzw. ob
: diese vorhanden sind.
: Ich meine, auf deinem Hymeniumsbild teils dickwandige Dikaryophysen zu sehen,
: was auf D. macnabbii deuten würde. Die Art ist jung auch fast weiß bzw.
: hyalin, was auch passen würde. Die Sporen wären 10,5-13 x 3,5-4 µm nach
: Reid (Autor der Art), nach Göttel 12 - 14 x 4-5,5 µm.
: Jedenfalls sind die Sporen dünnwandig und meist unspetiert, seltener einfach
: septiert (es kann laut Reid ganz reif auch mal drei Septen auftreten).
: Dacrymyces enatus passt wohl nicht so gut, weil die Art verzweigte
: Dicaryophysen hat (also bitte nochmals nachprüfen)...
: D. punctiformis passt makroskopisch nicht wirklich. Zudem wären die
: Dicaryophysen dünnwandig und die Sporen teils dickwandig.
: Manchmal findet man auch bei uns Arten, die noch nicht nachgewiesen wurden
: und wohl nur übersehen wurden (z.B. Dacrymyces paraphysatus, die ich mit
: Peter Karasch zusammen mal publiziert hatte; die Art passt gar nicht,
: dient nur als Beispiel).
: Lass die FK mal ausreifen und schau dir vielleicht jetzt schonmal die
: Dicaryophysen genauer an. Vielleicht ist es ja D. macnabbii. Ich würde es
: nach deinem Mikrofoto am ehesten vermuten. Dacrymyces variisporus hätte
: zwar ebenfalls unspetierte Dicaryophysen, diese sind aber auch dünnwandig.
: Nach welchem Schlüssel hast du denn bisher Dacrymyces bestimmt?
: LG
: Christoph
: P.S.: ob die septierten Epibasidien ein gutes Merkmal sind, weiß ich nicht.
: Göttel hat sie jedenfalls bei D. macnabbii explizit und mehrfach so
: gezeichnet... wäre noch ein Indiz