: wer will das denn???

Nun, solche Hobbykochspezialisten gibt es durchaus. Trauen sich das ganze Jahr über nur Tiefkühlpizza, Spaghetti Bolognese und Fertig-Vanillepudding zu, aber an Weihnachten soll dann mal kochtechnisch so richtig die Sau rausgelassen werden. Mangels genauer Materialkenntnis bemerkt der Halbfachmann auch nicht, wenn die Ware nicht mehr ganz erstklassig ist. Nicht ungeschickt eingefädelt. Daher gibt es im Supermarkt derzeit viel Exotisches zu hohen Preisen zu bestaunen.

Zum Beispiel hatte das Kaufland Neckarsulm gestern und heute Trüffel im Angebot, auf Vorbestellung und zu 790 Euro das Kilo. Ich hatte ein interessantes Gespräch mit der fachunkundigen, aber zumindest netten Informations- und Reservierungsdame. Ob sie mir sagen könne, um welche Trüffelart es sich handele, oder womöglich gar den wissenschaftlichen Name parat hätte? Sie blätterte beflissen in der Warenliste, die aber nur die dürre Bezeichnung "Wintertrüffel, Herkunft: Frankreich" hergab. Auf meine Bitte, mich mal an einem riechen zu lassen, gab sie mir ein auf Stroh in einem luftdichten Plastikbehälter befindliches Exemplar, das ich nicht nur olfaktorisch, sondern auch augenscheinlich erforschte. Also Tuber melanosporum war das sicher nicht: grobwarzig schwarzbraun und mit relativ hellgrauem "Innenleben". Nach meinem Trüffelbüchlein kommt das in Frankreich vorkommende Tuber uncinatum in Frage, ebenso wie Tuber brumale. Der Geruch war stark und für meine Begriffe frisch und angenehm. Es war dieser Mandarinenschalengeruch, mit dem ich vor Jahren einmal mein Auto versehentlich aromatisierte, als ich die gekaufte Trüffel nicht luftdicht ein paar Stunden lagerte. Ich denke, die Kauflandstrüffel war durchaus nicht schlecht - ob ihr Geld (ca. 40 Euro für ein gar nicht so kleines Knöllchen) wert, vermag ich hingegen nicht zu beurteilen.

Na ja, Gänsbraten mit Klößen ist ja auch nix ganz Dummes.