Guten Abend, Forum,

...kann eigentlich wer nachvollziehen, wie gemein es ist, nur einen freien Nachmittag pro Woche zu haben, ungefähr fünf Lieblingswaldstückchen im Hinterkopf, in denen es im Moment nur so brummt und gradmal noch eineinhalb Stunden Tageslicht für eins davon?
Ich huschte heute um punkt Feierabend aus der Praxistür und - damit ichs nicht so weit hatte - fünf Autominuten weiter auf die Liegewiese an einem Waldweiher, wo mich im Spätsommer schon Flockis und im angrenzenden Waldstück Hapalopilus nidulans beglückt hatten. Ein schöner sonnenbegünstigter Westhang mit lockerem Kiefernbewuchs und angrenzendem Eiche-Buche-Mischwald.

Ich rechnete mit Hundehaufen und tempotaschentuchverzierten anderen Hinterlassenschaften, mit den üblichen Bierdosen, Coladeckeln, Grillüberresten und einigen Täublingen dazwischen - womit ich nicht rechnete, waren die hier:

Der halbe Hang stand voll. Ich wage nicht zu spekulieren, wie mein Cortinarienhang hinter dem Dorf gerade aussieht - ich habe erst am Samstag wieder Zeit dafür.
Auch hier: gelbes Velum, rötliche Stielbasis - ich bleibe tapfer bei C. semisanguineus. Auch wenn (nicht nur) der hier sehr stämmig daherkommt. Vielleicht liegts ja am Wetter. Oder den Hundehaufen.
Ein Stück weiter unten übrigens noch ein trivialer Verwandter, bei dem ich (ungelösterweise) letztes Jahr schon hängengeblieben bin.

Noch im Färbepilzsammeln wagte ich einen Blick zur Seite und dachte mir: doch nicht etwa der dritte Steini in dieser Saison?
Nö.
Näher beschaut:

Suillus luteus, wenn ich richtig liege. War vorhin in der Pfanne zusammen mit zwei jungen Parasolen lecker.

Und zwischen all den Halbblütlern narrte mich dann noch einer, den ich zunächst für was Gelbfüssiges hielt:

Erst zuhause kam ich dann auf meinen fast schon peinlichen Irrtum: nix weisses dran, nix Kupferrotes, der "ich-brat-dich-in-Butter"-Test gab auch keine Rotfärbung - ein schnöder Frostschneckling. Gemein. ;-)

Dekorativ fast direkt am Weiherufer dann noch die hier:

Dem Standort traute ich es fast nicht zu (siehe Müllsammlung oben), aber der hängende dünne Ring, der simple Pilzgeruch und die Lamellen brachten mich dann doch schließlich in Richtung Agaricus, vorsichtig sage ich mal silvaticus.

Und nun zu meinem Fragezeichen, das hier wieder direkt angrenzend an die blutblättrigen Cortinarien auftauchte, auch hier in der Übergangszone Nadelwald - Laubwald.

Ganz simpel lande ich nach Bon-Schlüsselei bei C. brunneus, glaube mich aber zu erinnern, dass das auch im letzten Jahr nicht sicher war.
Könnte mich bitte jemand in die richtige Richtung schubsen?

Ach ja - ganz vorsichtig wage ich mich zu guter letzt mal in noch unbekanntes Terrain.
Ritterlinge sind ja sonst nicht so meins. Daher bitte sofort eins auf den Deckel, wenn ich daneben liege:

Diese schon etwas mitgenommenen und ausserordentlich unordentlich gewachsenen Exemplare (auch die jüngeren schon so knubbelig) standen in direkter Nachbarschaft der Cortinarien, am Fuss einer alten Kiefer.
Schwarzfaserig, gelblich im Stiel und an den Lamellen (keine Ahnung, was die Schneiden da oben so dunkel gemacht hat, die restlichen FK hatten die nicht), ganz zarter Mehlduft:
Tricholoma portentosum?

So - und das alles auf gerademal 300m im Quadrat und in knapp eineinhalb Stunden.
Was soll ich sonst noch sagen: ich will Urlaub! :-)

ganz herzliche Grüße
Kattugla