Das ganze Jahr über hat mein Garten seinem stolzen Namen wenig Ehre gemacht.

Im Sommer gab es drei oder vier Wiesen-Egerlinge, etwa vier unbestimmte Psathyrella-Arten. Dann im September einige Kupferrote Gelbfüße, eine Gruppe Körnchen-Röhrlinge (Suillus granulatus) an der gleichen Stelle, an der sie im letzten Jahr zum ersten Mal erschienen und einige Ringlose Butterpilze an einer Stelle, an der noch nie welche waren. Ach ja, natürlich noch Vascellum pratense, der Wiesenstäubling, aber der ist fast das ganze Jahr über immer mal mehr oder weniger präsent.
Ich dachte schon, dieses Jahr kommen keine Pilze mehr und dann kamen wir Ende Oktober aus dem Habichtswald zurück und es ging los mit der Pilzexplosion.

Ich habe letztes Wochenende mal eine Garten-Fototour gemacht, mich in Bestimmung versucht (nicht immer erfolgreich), und möchte euch in vier Teilen
zeigen, warum der Pilzwundergarten seinen Namen im Moment zu Recht trägt.

1. Teil. Speisepilze

Als erstes kamen die Ringlosen Butterpilze / Suillus fluryi. Auf dem Foto sind noch die überständigen, alten Pilze zusehen. Ein paar Tage danach dann auch die Erdrittelinge. Die haben inzwischen den halben Garten übernommen. Wenn ich sage, es sind hunderte, dann ist das bestimmt nicht übertrieben. Schade, dass sie so geschmacksneutral sind.

Im Vorgarten sind auch noch ein paar überständige Butterpilze / Siullus luteus. Davon gab es im ganzen Garten höchstens 20 und die meisten davon wurden gegessen.

Wenige späte Kupferrote Gelbfüße / Chroogomphus rutilus.

Letzte Edelreizker / Lactarius deliciosus, davon haben wir bestimmt ein Kilo geerntet und verspeist.
Sie sind vor vielen Jahren zum ersten Mal bei einer Latschenkiefer erschienen und waren für mich mit der Auslöser für meine "Pilzsucht". Bis dahin hatte ich nur ab und zu mal röhrende Speisepilze gesammelt und jetzt wollte ich auf einmal wissen, welcher Pilz das ist.
Es war interessant, die Ausbreiung des Mycels immer weiter in den Rasen (besser gesagt die Wiese) hinein zu beobachten. Inzwischen haben sie sich auch bei weiteren Kiefern angesiedelt.

Das ist ein relativ seltener Gast im Garten und kommt hier auch meist nur einzeln vor, der Schopftintling / Coprinus comatus.

Der Würzige Tellerling / Rhodozybe gemina war letztes Jahr zum ersten mal erschienen. Ich bin froh, dass wieder gekommen ist.

Tata!! Jetzt haben wir eine Neuerscheinung. In einer Ecke, in der noch nie ein Pilz wuchs, rechts ein Schwarzkiefer, links eine Omorika-Fichte, da dürfte er sich wohl wie im Nadel-Wald gefühlt haben. Meine Vermutung: Agaricus silvaticus, der Kleine Blut-Egerling oder Wald-Egerling.

Und hier noch ein Neufund, der mir viel Kopfzerbrechen bereitet hat.
Eine Macrolepiota (eventuell auch Leucoagaricus), stand vor den Omorika-Fichten im Grasschnitt-Mulch und war von den Himbeeren davor recht gut verdeckt. Ich habe sie erst am Sonntag entdeckt und da waren sie schon sehr vermadet und die Stiele teilweise mit Schimmel überzogen, wie man im dritten Bild sieht.
Das Fleisch verfärbt sich nicht beim Auseinanderbrechen des Hutes, die Lamellen bräunen nicht auf Druck, der Ring ist einfach, die Knolle nicht besonders verdickt oder gar berandet. Er wächst nicht büschelig
Damit dürften sowohl Macrolepiota venenata (Gift-Riesenschirmling) wie auch Macrolepiota rhacodes var. bohemica ausscheiden.
Meine Vermutung: es könnte der Jungfernschirmling oder mit neuem Namen Jungfern-Egerlingsschirmpilz / Leucoagaricus nympharum sein.

Bis zum nächsten Teil. Da gibt es dann Saftiges.

Liebe Grüße
Roswitha