Servus zusammen,

ich habe eben mit Interesse die Diskussion zur Mailing-Liste durchgelesen. Ich denke, nachdem heute auch die Meinungserhebung ausläuft, dass man das Ganze mal zusammenfassen könnte. Werner hat m.E. viele wirklich gute Argumente gebracht.

Ich war selber in der Franzosen-Liste aktiv. Wenn ich mich dort mit einem beispielsweise tschechischen Kollegen ausgetaucht habe, mussten wir beide französisch schreiben, auch wenn wir beide diese Sprache nicht gut beherrschen. Ich hätte auch deutsch schreiben können, aber das hätte er nicht verstanden und umgekehrt. Ich bin dann später wegen der französischzentrischen Sprachpolitik aus dem Forum rein aus Prinzip wieder ausgetreten. Mir war das Französischschreiben, ständig mit Wörterbuch in der Hand und Babelfisch-Unterstützung, einfach zu nervig.

Doch zur geplanten Liste:

1.) Keine Konkurrenz zu anderen Foren?

Stimmt, finde ich. Warum? Einfach: in Foren diskutiert man irgendwie freier. Schließlich schreibt man nicht allen möglichen Leuten direkt ins Postfach, sondern einfach nur in einer Onlineplatform, die sich nicht jeder ständig anschaut. Es läuft eher andersherum (z.B. bei Myc. Europ.)... Wird ein Problem im Forum nicht gelöst, fragt jemand die Mailing-Liste. Dann kommt eventuell eine Antwort und diese wird im Forum gepostet. Sprich: eher eine Stütze als eine Bremse für Foren.

2.) Vorraussetzung für diese Stützfunktion:
Entsprechendes Niveau der Fragen. Und hier helfen die Foren. Was in Foren wie PilzePilze und anderen beantwortet wird, taucht vermutlich gar nicht erst in der ML auf. Wäre die Liste wirklich europaweit akzeptiert, hätte man über diese ein größeres Spektrum an Mykologen, das erreicht werden kann. Die Foren haben ja meist einen festen, relativ kleinen Userstamm. Mailinglisten können hingegen die Nutzer aller möglichen Foren zusammenschließen.

3.) Übersichtlichkeit:
Hier liegt ein Nachteil, da ja alles in Form einzelner Mails geschickt wird. Hier helfen Mail-Programme, die die Mails in Stapeln ablegen (sprich: jedes Reply unterordnen). So hat man eine Art Thread-Struktur. Googlemail macht das, weshalb ich das nutze, obwohl sie ständig die Mails durchspionieren (wegen Werbung etc.). Es machen aber sicher auch andere Programme.
Am besten sollte man wohl für die ML einen eigenen Account nutzen, da doch einige Mails kommen können und man sonst zu viele private Mail übersieht.

4.) Erhalt des Niveaus:
Hier hilft nur Selbstdisziplin: selber aktiv Pilzforen nutzen und nur die kniffligen Fragen stellen. Wichtige Informationen kann man natürlich mehrfach posten (z.B. Neufunde für eine Region sowohl in den Foren als auch in der ML).

5.) Mitarbeit:
Die Mycol. Europ. läuft praktisch (so, wie ich sie kennen gelernt habe) allein über Jaques Melot. Der Aufwand scheint sich also in Grenzen zu halten. Für den Anfang wäre es am Wichtigsten, möglichst breit Werbung zu betteiben, damit möglichst viele bekannte Mykologen (ob Amateur oder Profi) mitmachen.

6.) Fehlende Abschreckung:
Profimykologen haben schlichtweg keine Zeit, um sich durch diverse Foren zu blättern, neben den Hunderten Steinis und dem Gemörch auch mal ne Galerina-Frage zu finden. Ihre Themen und Fragen wiederum sind vermutlich vielen zu speziell, als dass sie schnell Antwort erhalten. Hier im PilzePilze rutschen die Beiträge dann schnell nach unten und sind verschwunden. Eine MailingListe hat dieses Problem weniger. Gut, wenn auch auf eine Mail niemand antwortet, wird es irgendwann auch für den Profi uninteressant. Aber ich denke, die Chance liegt größer, dass irgendwann auch hier eine Diskussion erfolgt.

7.) Mit wessen Unterstützung?
Im Gespräch war anscheinend die DGfM. Ich sehe hier auch ein Problem, da dies ein Verein ist, der über die Hauptversammlungen großen Einfluss auf Konzepte haben kann. Man sehe, wie mit dem DGfM-Forum umgegangen wurde... Ich sehe, wie es Werner auch schon angedeutet habe, hier auch noch zu viel Skepsis und mangelndes "Vertrauen" in mittlerweile eigentlich nicht mehr neue Medien wie das Internet. Wenn es zudem international laufen soll, wäre eine Gesellschaft eines Landes wohl nicht optimal. Nur wer soll es dann machen? Eine Einzelperson? Wie es Jaques Melot getan hat (oder ein kleines Team)) Warum eigentlich nicht?
Vorraussetzung wäre natürlich, dass der/diejenige englisch gut beherrscht (man kann ja nicht gegen das Franzosenkonzept sein, um dass ein rein deutschsprachiges einzuführen), Zeit hat (!!!) und zudem auch mykologisch so bekannt ist, dass er/sie andere Mykologen aus dem Bekanntenkreis anwerben kann. Das Vertrauen sollte auch groß genug sein, dass die Regeln, die festgelgt wurden, beibehalten werden. Das schlimmste wäre das Aufspalten in diverse Mailing-Listen.

8.) Website als Unterstützung.
Eine Website macht auch Sinn, da man über sie die ML bewerben kann...

9.) Problem: Viren...
Zum Glück gibt es mittlerweile gute Virenscanner, die meist aktuell sind. Dennoch sind ML teilweise Virenschleudern, wenn Einzelmitglieder hier rumschludern.

Ich würde eine international offene, nicht auf eine Sprache begrenzte (aber vermutlich englisch-dominierte) Mailingliste unterstützen.

LG
Christoph