: Ja genau, lieber Lothar - aber dazu passt in der Tat die Frage, die ich mir
: schon mehrfach stellte, wer denn eigentlich für die gängigen deutschen
: Pilznamen jeweils verantwortlich ist? Meist ist es doch wohl usus? Und wie
: ist das mit neuen Namen? Du findest also einen neuen Pilz, gibst ihm einen
: neuen wissenschaftlichen Namen (also etwa eine neue Unterart oder auch
: neue Art, wohl seltener ne neue Gattung, oder doch?). Und dann?
: Publizierst du ihn dann in wesentlichen Zeitschriften, damit alle ihn auch
: kennenlernen und wissen, dass *du* den gefunden hast, oder wie muss man
: sich das vorstellen? Und den dazugehörigen deutschen Namen, wer produziert
: dann den wieder?
: LG Ditte
Hi Ditte,
also: für deutsche Namen gibt es meines Wissens keine Regeln. Die meisten Leute, die Bilderbücher schreiben, schreiben die deutschen Namen von anderen Bilderbüchern ab. Manche schauen im Abbildungsverzeichnis nach, andere in Pilze Baden-Württembers. Die Stinkmorchel heißt vermutlich überall Stinkmorchel, aber manche Arten haben in jedem Buch andere deutsche Namen. Ich habe z.B. auch keine Skrupel, z.B. bei meinen Pilzausstellungen bei Bedarf mal eben einen deutschen Namen zu erfinden.
Für lateinische Namen gibt es Regeln. Wenn jemand eine neue Art beschreibt, dann darf er den Artnamen (das Epithet) frei wählen. Wenn jemand eine neue Gattung beschreibt, wählt er den Gattungsnamen selbst. Dabei darf man auch Unsinn machen, das ist gültig. Agerer beschrieb z.B. für Lachnella filicina (ein cyphelloider Pilz) eine neue Gattung und nannte sie Nochascypha. Ohne Skrupel schreibt er sogar die Etymologie hin: von bayerisch "noch eine -scypha", weil es ja schon viele gibt (z.B. Dasyscypha, Setiscypha, Flagelloscypha, ...).
Natürlich muss ein neues Taxon, um gültig zu sein, in einer Veröffentlichung stehen (ich glaube, zur Zeit ist das Internet noch nicht akzeptiert). Notwendig ist eine lateinische Diagnose, die aber sehr kurz sein darf. Ob ein Taxon gültig beschrieben ist, ist dabei die eine Sache. Eine andere, ob es wirklich existiert bzw. eine gute Art ist.
soviel für den Moment.
Man könnte darüber noch viel schreiben.
LG, Lothar