: Hallo Ditte,
: es gab in den letzten Jahren mehrere Versuche, die zwingend vorgeschriebene
: lateinische Diagnose abzuschaffen und durch eine englische zu ersetzen.
: Allerdings ist Englisch zwar eine Weltsprache, durchaus, und auch den
: meisten Naturwissenschaftlern geläufig. Es wäre aber gleichzeitig für
: andere Weltsprachen ein Affront, z.B. für Spanisch (wird in ganz
: Südamerika gesprochen und mit Englisch kommt man dort nicht immer weit)
: oder Chinesisch (wird rein zahlenmäßig wohl von den meisten Menschen
: dieser Erde verstanden).
: Es wurden daher bisher alle derartigen Versuche abgeblockt und weiterhin ist
: eine lateinische Diagnose Vorschrift, damit eine Art/Gattung/etc. gültig
: ist.
: Dabei musst Du Dir aber keinen ausgefeilten text vorstellen, sondern es ist
: mehr eine Aneinanderreihung der Hauptcharakteristika deiner neuen Art. Es
: wird sogar eigentlich gewünscht, dass die Diagnose recht kurz ausfällt und
: sich auf die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale beschränkt. Also nicht
: etwa einfach eine Übersetzung der in der jeweils gewählten Sprache der
: Publikation erschienenen ausführlichen Beschreibung. Bei Varietäten
: beschränkt sich die lat. Diagnose oft auf einen lapidaren Satz wie z.B.
: "A typo differt colorem alba", was ja selbst Nicht-Lateiner
: verstehen müssten.
: Weitere zwingende Vorschriften sind übrigens die Angabe eines Typusbeleges
: der auch explizit "Typus" genannt werden muss, und die Angabe,
: in welchem Herbar er hinterlegt ist. Der Typusbeleg muss eine eindeutige
: Nummer oder sonstige Kennung haben. optinal wäre z.B.: "Holotypus sub
: numero 94-278 in herbario M depositus est" oder so was.
: Das ganze muss dann in einem Publikationsorgan publiziert werden, dass
: erstens gedruckt ist und zweitens in wenigstens einigen Exemplaren
: öffentlich zugänglich sein muss. Du kannst also gerne deine eigene
: Zeitschrift gründen, die Du auch niemandem verkaufst, aber eine gewisse
: (sehr geringe) Zahl von belegexemplaren müssen in öffentlichen
: Bibliotheken hinterlegt sein. 3 oder 5 oder 10 reichen da aber. Für
: Insider: Siehe Raitelhuber und seine "Metrodiana": Alles gültig
: was der Mann publiziert!
: beste Grüße,
: Andreas
Lieber Andreas, das war ebenfalls sehr interessant für mich, ich dank dir sehr (und auch Dieter für seine Infos)!! Ich hätte nicht gedacht, wie kompliziert das alles ist! Aber was die Nicht-Lateiner angeht: also, wenn jemand kein Latein gelernt hat dürften Angaben wie differt colorem alba oder sub numero xy in herbario schon ziemlich schwierig zu erstellen sein - und mag er auch der größte und beste Pilzkenner sein. Ein kleines bißchen antiquiert finde ich das schon. Früher war halt Latein das allgemein Verständliche, aber heute ...?
Ich weiß nicht, wie viele Chinesen Latein können? Inder jedenfalls können sehr gut Englisch (naja, zwangsläufig :)), aber die wenigsten Latein. Wie dem auch sei, danke!
Und ganz liebe Grüße
Ditte
P.S. Wenn du mir jetzt noch wegen der Bücher schreibst, bin ich so richtig glücklich (wie es in irgendeiner uralt Sunil-Werbung hieß, die sie neulich wieder ausgruben):))