Hallo,
sicher haben sich sämtliche Forumsteilhehmer bereits anderen Pilzen zugewendet.
Aber hier im hohen Süden ist eben noch Morchelsuche angesagt.
Die Spitzmorcheln auf natürlichen Standorten haben sich schon bis in die Alpen verzogen,
den Speisemorcheln war es in diesem Jahr bald zu warm und die
Pilzmücke war nicht müde, dem Wachstum der Käppchenmorcheln hat die Witterung das
Genick gebrochen, sie sind nur spärlich aufgetaucht.
Also heißt es Neubaugebiete aufsuchen und über Gartenzäune gucken.
Glückelicherweise sind heute die Gärten oft nicht umzäunt und man hat freien Blick
auf frische Mulchstellen.
Von den vielen freien Mulchstellen, die ich mir im letzten Jahr auserkoren habe,
konnte ich nur zwei mit Erfolg aufsuchen, also war eine Gartentour angesagt.
Beim vorsichtigen Durchfahren einer Neubausiedlung sticht mir verschwommen eine sehr
spitze Gestalt ins Auge:

"Das ist ein Morchel!" sage ich mir, parke das Auto und überprüfe dieses spitze Teil.

Nur kurz schweift mein Blick, ja da sind noch mehr! Mindestens 6 Stück!
Nun kommt die große Frage, darf ich sie ernten. Ich suche den Hauseingang, er liegt hinter dem Haus.
Herrje, da ist ein Mulchwall angelegt, und voller schwarzer Knubbels!

Auf mein Klingeln regt sich im Haus nichts. Ich war mir sicher Stimmen gehört zu haben!
Endlich summt der Türöffner. Ich gehe zum ersten Stock, stelle mich vor und frage nach den schwarzen Pilzen
im Garten. "Der Garten gehört mir nicht, die Hauseigentümrer sind nicht da!"
"Oh, nein!" Offensichtlich sind mir meine Gesichtszüge völlig entgleist.
"Werden denn die Pilze hier gegessen?" frage ich enttäuscht. Die Frau lächelt und ist dann der Meinung,
dass ich sie ernten darf!
Juhuu!! Ich drehe innerlich durch, ein Veitstanz wäre wohl nicht angebracht, so
bedanke ich mich und dann ernte ich.
Wie in Trance wandere ich zwischen Mulch und Granitsteinen hin und her und schnippel und schnippel.
So manche Wuchsstelle bringt mich zum Verzweifeln, so quetschen sich die
Fruchtkörper zwischen den gut gefügten Steinen hervor.

Kleinere Exemplare sind schön zugänglich, wie in einer Grotte haben sie sich aufgestellt.

Bald muss ich den Korb ausleeren, von wegen 6 Stück! Im Auto ist der
große Korb mit Wechselkleidung, die fliegt raus und die Pilze rein.
Vom Wall bekomme ich nochmals mein Erntebehältnis voll.
Hier sind die Morcheln jünger und frischer und dichter!

Überglcklich verlasse ich mit meinem "Geschenk" den Ort.
Vorbei an dicht bewachsenen Wiesen und wunderschönen Blumenstellen.
In solcher Masse habe ich Lichtnelken noch nie wachsen gesehen.

Höchst zufrieden breite ich daheim meine Beute auf mein großes Tablett.

Nun macht es mir nichts mehr aus, dass in etwa 14 Tagen der
Morchelwahn wieder vorbei ist!
elfi