Hallo liebe Pilzfreunde,
bitte erschreckt nicht über die unübliche Zeit meines Postings, aber eine Art mykologischer Notfall plagt
mich seit gestern und raubt mir seitdem etwas die Ruhe. Damit ich nicht allein im Regen stehe, möchte ich
euch ein wenig daran teilhaben lassen.
Wie ich so am gestrigen Tage den für diese Jahreszeit unüblichen Pilzreichtum bestaunte, fielen mir in einer
Wanderdüne ein paar hellbraune Pilzhüte mit einem rosalichen Schimmer auf. Im ersten Moment hatte ich
so gar keinen Plan, um was es sich handeln könne. Obwohl – Röhren hatte ich beim ersten Anblick schon
erwartet. Wegen der in unmittelbarer Nähe stehenden Pappel sollte da auch noch ein mehr oder weniger geschuppter,
rauer Stiel vorhanden sein.
Immerhin – Röhren waren da schon. Nur der Stiel war nicht rau, sondern mehr oder weniger rot.
Weil ich „zufällig“ mein Arbeitsgerät dabei hatte, hielt ich den Moment im Bilde fest. Damit es im Nachhinein
keinen Ärger mit Kollegen Schreiner und Co. gibt, habe ich auch zwei Exemplare aufgeschnitten.
Schließlich könnten ja rote Pünktchen in der Stielbasis zu sehen sein.
Interessant war allerdings die sofortige, heftige Verfärbung im Schnitt. Am besten, ich lasse den Film mal ab:
Es schien sich tatsächlich um Filzröhrlinge aus dem Umfeld von Rubellus zu handeln. Allerdings – auch nach
intensivster Suche war nicht ein einziger Eichensprössling zu finden, der X. communis rechtfertigen könnte.
Außerdem sollte der keinen roten Stiel haben und keine derartige Verfärbung zeigen.
Nach alle dem, was ich hier von Jürgen gelernt habe, sollten aber sämtliche Röhrlinge auch schon
makroskopisch bestimmbar sein. Schnittbild vorausgesetzt. Irgend etwas musste ich also übersehen haben.
Oder etwa nicht?
Rein zufällig kam ich heute endlich dazu, einen Blick in den aktuellen Tintling zu werfen. Von Karin Montag
selbst stammte der interessante Artikel über die Filzröhrlinge, Seiten 72/73. Auf Seite 73, rechts unten
erblickte ich schließlich die mögliche Lösung für mein Problem.
Xerocomus bubalinus – Blassgelbbrauner Filzröhrling, so stand dort geschrieben, wächst vorwiegend bei
Pappeln und ist aus Österreich und den Niederlanden bekannt. Das Bild selbst ist von Machiel Noordeloos.
Wär’ das nicht was, wenn es die Art nun auch in unserem Land gäbe? Sekt zum kaltstellen hab’ ich momentan
keinen hier, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.
Also, wer kann mich wieder zurechtstutzen und mir meinen chrysenteron und die Selters verordnen?
Grüßlis Ingo