Hallo, zusammen
Ich habe ein Problem.
Ein Riesen-Problem.
Es ist in einem dicken Akten-Ordner abgelegt.
Es umfasst über 300 eng bedruckte A4-Seiten.
Plus Zeichnungen und Bilder.
In Englisch.
Und es lässt mir keine Ruhe.
Es ist der Galerina-Schlüssel von Smith&Singer.
Habe ich mir aus dem Internet geholt und ausgedruckt.
Letzes Jahr habe ich mit viel Freude Galerinas mikroskopiert.
Ich mag die Dinger.
Ich mikroskopiere sie auch gerne.
Ich hatte den Eindruck, ich hätte langsam etwas davon kapiert.
Zumindest bei den holzbewohnenden Arten.
Unbedarft, wie ich war.
Jetzt habe ich versucht, mich ein wenig in Smith&Singer einzulesen.
Fazit:
Verheerend!
Ich werde sich nie wieder Galerinas mit B&K & Konsorten schlüsseln.
Es fiel mir schon beim flüchtigen Durchlesen von Smith&Singer wie Schuppen aus den Haaren.
Warum?
Ich hatte oft das Problem, das z.B. bei verschiedensten Kolletionen sauber geschlüsselter G. stylifera die Mikromerkmale doch sehr unterschiedlich ausfielen.
Da gab es plötzlich Aufsammlungen mit palisadenartig entgstehenden Zystiden, usw.
Ich versuchte mir selbst einen Reim darauf zu machen, entwickelte aufgrund meiner geschlüsselten Aufsammlungen eigene Theorien.
Mit Smith&Singer löst sich das alles in Luft auf!
Bzw. in genau beschriebene Unterarten.
Var. sowieso und var. sowieso.
Das Werk ist großartig und sehr komplex und präzise und ausführlich.
Nur:
Eine Heidenarbeit!
Englisch kann ich zwar leidlich gut, es ist aber nicht meine Muttersprache.
Ich musste mich da erst einlesen.
Ich musste erst dahinterkommen, das Hardwood nicht Hartholz bedeutet.
Sondern Laubholz.
Und Pinewood nicht Holz der Föhre meint, sondern generell Nadelholz meint.
Ein "Mount" ein Objekträger ist.
Und "mounted" präpariert heisst.
Es geht schnell ins sehr Spezielle:
Smith&Singer haben auch am Mikroskop eine ganz andere Vorgehensweise.
Ihre Beschriebe, wie Galerina-Sporen zu betrachten sind, sind sehr komplex, sind nicht mit denen in herkömmlichen Schlüsseln zu vergleichen und gehen, nur schon was das Betrachten von Sporen betrifft, über zweieinhalb A4-Seiten:
Die genauen Arten von Exospor, wie genau abgelöste Reste auf der Spore verbleiben können, oder nicht, wie entstehen all die verschiedenen Arten von Plage, wie werden sie definiert, was kann kaliptrat alles genau bedeuten...
Alle diese Details schlüsseln sich dann auch entsprechend anders als in den Werken, die ich bisher kenne.
Das gleiche bei Zystiden, HDS, usw.
Problem:
Ich kann jetzt nicht mehr so tun, als hätte ich da nicht reingeschaut.
Und kann sicher nicht mehr mit B&K & Co. Galerinas schlüsseln.
Andererseits ist es eine immense Arbeit, sich da einzuarbeiten.
Was jetzt?
Mit Galerinas aufhören!
Ein sehr vernünftiger Gedanke nach all dem, was ich jetzt weiss..
Alternative:
Ich hatte nach ein paar Bier die wahnwitzige Idee, das Ding für mich komplett ins Deutsche zu übersetzen...
Und - wenn wir schon dabei sind - auch für Euch...
Wie gesagt:
300 A4-Seiten enggeschriebenen Text.
"Wahnsinnige Idee" ist nett ausgedrückt...
2. Alternative:
Den "Kleinen Smith&Singer" erstellen.
Das Original enthält japanische, Südamerikanische, usw.-Arten - ein unglaubliches Material.
Das hiesse:
Die Schlüssel soweit zusammenschrumpfen, dass die bei uns vorkommenden und nach menschlichem Ermessen vorkommen könnenden oder durch die KLimaerwärmung vielleicht eingeschleppt werdenden Arten zusammengefasst sind.
Handlich und übersichtlich.
Das hiesse wohl, viele Schlüsselabschnitte gleich neu zu schreiben.
Nur:
Es ergäbe sich ein neues Werk.
Ein reizvoller Gedanke.
Lang-Dumpf-Harald schreibt ein bahnbrechendes Galerinawerk, basierend auf Smith&Singer:
Münchhausen lässt grüssen...
Probleme:
- Hat jemand ausser mir Interesse an so was? Das könnte eine wesentliche Motivation sein, den Wahnwitz in Angriff zu nehmen. (Bitte nicht...)
- Gibt es ein neueres Pilzbuch, oder eines in Vorbereitung, das die Inhalte von Smith&Singer bereits integriert hat? *hoffnungsvollguck*
- Ist jemand von Euch bereits an dem Projekt dran und gibt den "Kleinen Smith&Singer" Ende Sommer raus? *Begeistertguck".
- Die rechtliche Seite:
Dürfte ich Smith&Singer einfach übersetzen und für Euch zum Download ins Internet stellen?
Beziehungsweise: Dürfte ich Smith&Singer einfach "eindampfen", ein nettes kleines Büchlein ("Harald Andres' kleiner Galerina-Führer für Experten und Liebhaber") daraus ableiten und zum Download anbieten, ohne Copyright-Probleme zu bekommen?
Beziehungsweise: Ginge das alles, solange ich die Illustrationen, Mikrozeichnungen und Fotos nicht verwende? Oder klar definiere: "Galerina-Schlüssel - Nach den Arbeiten von Smith&Singer"?
- Ist es vielleicht doch ein wenig sehr anmassend, ein Werk zu übersetzen, bzw. neu zu schreiben, deren Arten ich zu 99 % nie selber mikroskopiert habe? (Antwort: "ja!")
Anderseits: Gibt es eine Alternative? Muss sich jeder, der vielleicht noch schlechter englisch kann als ich, selber durch das Werk quälen?
(Das Werk ist übrigens graphisch alles andere als übersichtlich konzipiert, Untersektionen sind manchmal in fetterer Schrift dargestellt als Hauptabschnitte, Titel von Sektionen sind oft verlorengegangen - man findet sich - neben den sprachlichen Problemen - sehr schlecht bis gar nicht im "Smith&Singer" zurecht, wenn man nicht intensiv damit arbeitet.)
Was meint Ihr dazu?
Eigentlich hoffe ich, dass Ihr ganz viele grundsätzliche Einwände habt (habt Ihr doch, oder?), oder Euch schenkelklopfend nicht mehr halten könnt vor Lachen über meine anmassenden Pläne (werde ich nicht böse darüber) und das Ganze folglich zu den Akten gelegt wird.
Falls doch ein Projekt daraus wird:
Ich schaffte das nicht in ein paar Wochen oder Monaten!
Der Stoff ist sehr komplex und verlangte eine grosse, langwierige Arbeit, vor allem das allfällige Um- oder Neuschreiben von Schlüsseln.
Falls doch:
Hätte jemand allenfalls Lust, die Sache zu supervisieren? Nach und nach fertige Schlüsselabschnitte einzelner Untersektionen, usw. auf Fehler und Ungereimtheiten und so weiter zu überprüfen?
Falls es auf ein "Umschreiben" von Schlüsseln hinausliefe, und nicht einfach auf ein Kürzen, würde ich sowieso versuchen, das Ganze "Dummie-Sicher" zu gestalten, also die Schlüssel so zu konstruieren, dass man, wenn man falsch läuft, möglichst wieder auf den rechten Weg geführt wird, durch entsprechende Zwischenfragen und -Schritte, wie ich das vom "Gröger" her kenne, und teilweise aus dem "Krieglsteiner".
Was jetzt?
Ich habe Euch nichts versprochen!
Ihr rät mir doch bitte ab, oder?
In bangem Erwarten Eurer Anworten:
Euer getreuer Harald-Andres