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Vor 5 Jahren lernten wir uns kennen.
Du in leuchtendem Gelb, schamhaft verboregn hinter Brennnesseln und Gestrüpp
am Fuße einer alten Esche. Das Schickal wollte es, dass die Esche just auf einer Stammseite unmittelbar am Rande eines tiefen Grabens wuchs und im Laufe der Jahre so breit wurde, dass sie auf der einen Seite einen Stammfuß von über 3 m Durchmesser ausbildete.
Dort warst Du - ich besuchte Dich öfter.
Mykobesuch staunte und war entzückt wenn ich Dich zeigte, so üppig hatten Sie andere Deiner Art noch nie gesehen, wenn Sie denen überhaupt schon mal begegnet waren - Denn Du bist seit 40 Jahren die einzige in unserem Bundesland gewesen.
Das letzte mal sahen wir uns am 19.7. - ich berichtete hier unsd zeigte stolz Dein Foto des gelben Zuwachsrandes, den Du an Deinem üppigen Körper gebildet hattest.
Gestern - ich sah es schon von weitem - hattest Du mit Deiner Gier nach Nahrung dafür gesorgt, dass die Weißfäule Deinem Wirt ganz einfach die Standkraft raubte. Einfach so, kein Sturm, nur ein heißer Sommerwind hatte die esche gefällt.
Die Esche lag. Und Deine Poren, die sonst immer nach unten gerichtet waren, schauten mich klagend an.
Wegen Deiner Größe meinte ich, dass ich mal den Direktor des Naturkundemuseums der Landeshauptsstadt frage, ob er Deine sterblichen - immer noch üppigen - Überreste haben wolle - er wollte.
Ich fragte die Dame vom Liegenschaftsamt, auf wessen Flur denn nun die Esche wuchs - es war Gemeindeland und die Dame hatte auch gleich den Bürgermeister informiert.
Als wir Dich eben besuchten, war nicht nur der vor Ort, sondern gleich auch noch ein Pressevertreter, der davon ausging, dass Du etwas dargestellt hast zu Lebzeiten wenn sich sogar der Direktor eines Museums höchstselbst für Dich interessiert. Ich musste ein Interview geben und aus Deinem Leben berichten und morgen erscheint ein Bild von uns beiden, dem Bürgermeister und dem Museumsdirektor in der Presse.
Deine sterblichen Übberreste werden nun tatsächlich durch Kameraden der Ortsfeuerwehr aus Deinem Wirt geschnitten weden und irgendwann werden wir uns im Museum wiedersehen.
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