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Pilze Pilze Forum Archiv 2009
Re: Frage zum "Kalken" von Wäldern
Geschrieben von: pilzliebhaber Antwort auf: Frage zum "Kalken" von Wäldern (HoBi)
Datum: 28. August 2009, 20:14 Uhr
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Hallo Holger und Sabine, dies ist ein komplexes Thema und kaum vernünftig mit wenigen Sätzen zu beantworten ohne sich Widersprüche und verbale "Prügel" einzuhandeln.
Zum einen hängt es von von der Art des verwendeten Kalks ab. Je nach Art und Zusammensetzung wird der enthaltene Kalk schneller oder langsamer "umgesetzt".
Grundsätzlich bewirkt jede "Kalkung" über kurz oder lang eine Erhöhung des ph-Wertes in den oberen Bodenhorizonten. Nun sind aber die Symbiosepilze mit ihren Wirten auf bestimmte Nährstoff- und Basengehalte des Bodens eingespielt. Wenn sich der ph-Wert im Boden aufgrund einer Kalkung sich in kurzer Zeit deutich erhöht, so gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen. Der Symbiont verliert an Vitalität und kann u.a. seine Schutzfunktion gegenüber bodenpathogenen Bakterien und Pilzen nicht mehr nachkommen.
Durch die infolge der Kalkung erhöhten Basengehalt wird die zwangsläufig daran gekoppelte Nährstoffversorgung deutlich erhöht. Zumeist kommt es in den Folgejahren zu einer Verkrautung der Wälder mit "stickstoffzeigenden" Pflanzen wie z.B. dem Kleinblütigen Springkraut, Brombeere u.a.
Alles in allem wirkt sich eine Kalkung meist schädlich auf die Artenvielfalt bei den Pilzen aus. Einzelne Arten werden dann aber extrem häufig. Z.B. nehmen die Fruktifikationen von streubesiedelnten Saprobionten wie. z.B. Arten aus den Gattungen Lepista, Gymnopus u.a. massiv in den ersten Jahren nach der Maßnahme zu. Die Kalkungen hatten ihren Ursprung in den 1990-ern Jahren um der zunehmenden Versauerung der Waldböden infolge des "sauren Regens" zu entgegnen. Dieses Thema hat sich heute eigentlich weitestgehend erledigt. Den Katalysatoren und Entschwefelungsanlagen sei Dank. Heute ist eigentlich eher die Überdüngung der Wälder/Forsten durch den Stickstoffeintrag über die Luft das Problem. Die o.a. Erfahrungen beziehen sich auf colline Mittelgebirge in Hessen und Rheinland-Pfalz. Interessant wären natürlich eure Beobachtungen wenn ihr die betroffenen Wälder schon länger kennt. Viele Grüße
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