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Pilze Pilze Forum Archiv 2009

Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 20. November 2009, 09:24 Uhr

Antwort auf: Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal (vezi)

Moin Vesci,
die tödliche Dosis von Alpha-Amanitin beträgt beim Erwachsenen etwa 0,1 mg/kg Körpergewicht, bei Kindern sogar nur 1/20 dieses Wertes. Das bedeutet, dass 20 bis 40 g Knollenblätterpilz (bei einem Giftgehalt von 0,02 bis 0,04 %) bzw. 1 - 2 g tödlich sind.
Das Gift greift in die Proteinbiosynthese ein, d. h. es verhindert die Transkription (Übersetzung) der Informationen auf der DNA in die m-RNA.
Diese Wirkung hat das Gift auf alle Zellen im Körper. Da aber die Leber die Entgiftungsstation des Körpers ist, mithin hier eine sehr hohe Proteinbiosynthese (Enzyme) stattfindet, ist sie das Organ, dass zuerst betroffen ist.
Daher ist schon nachvollziehbar, dass selbst kleinere Mengen konzentrationabhängig schon Zellschäden verursachen. Da das Organ aber nicht großflächig davon betroffen ist, kommt es natürlich auch nicht zu einem Organversagen. Das ist erst dann der Fall, wenn die letale Dosis die Leber flutet.
Ich weiß jetzt nicht, wie hoch der przentuale Anteil der Amatoxine im Gifthäubling ist, aber die tödliche Dosis dürfte so bei 100 bis 150 g Frischpilz liegen (lt. Wikipedia).
Es ist aber bekannt, dass eine Vergiftung in kleinsten Mengen durchaus vom Körper so weit toleriert wird, dass er sich an die Giftmenge gewöhnt und so mit der Zeit immer höhere Dosen verträgt.
Das aber dürftest du nicht meinen, weil man da von permanenter Giftaufnahme über Jahre ausgeht.
Bei dem Genuss einzelner Gifthäublinge in einer ganzen Pilzmahlzeit dürfte man aufgrund der geringen Giftmenge, die von allen Essenden aufgenommen wird, keine Wirkung erwarten, aber willst du es darauf anlegen?

Übrigens: Die Leber ist das Organ im Körper mit dem höchsten Regenerationsvermögen, das sich auch von schweren Vergiftungen bzw. Verletzungen wieder ganz gut erholen kann. Daher ist ja auch eine Heilung durch Gaben von Penicillin G bzw. Sibilinin erst möglich. Diese Stoffe verhindern ein Andocken des Amanitins an die entsprechenden Rezeptoren.
Eine Lebertransplantation ist daher auch erst dann notwendig, wenn das Organ durch hohe Giftkonzentrationen unumkehrbar geschädigt ist.

Grüßlis
Thomas

Beiträge in diesem Thread

Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal -- rowi -- 19. November 2009, 20:04 Uhr
Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal -- Andreas -- 19. November 2009, 20:25 Uhr
Welcher Nationalität wohl diese Zeigenossen waren -- Thomas Pruß -- 19. November 2009, 20:31 Uhr
Spanier in Portugal?!? :-))) *oT* -- Joschi Siembida -- 19. November 2009, 21:07 Uhr
Hmmmpffff! Lesen 6, setzen! *oT* -- Thomas Pruß -- 19. November 2009, 21:10 Uhr
Re: Hmmmpffff! Lesen 6, setzen! -- Hagen Graebner -- 19. November 2009, 22:24 Uhr
Re: Hmmmpffff! Lesen 6, setzen! -- goldsucher -- 20. November 2009, 10:23 Uhr
Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal -- vezi -- 19. November 2009, 23:30 Uhr
Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal -- Ufo -- 20. November 2009, 08:58 Uhr
Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal -- Thomas Pruß -- 20. November 2009, 09:24 Uhr
Re: Pilzvergiftungen in Coimbra/Portugal -- vezi -- 22. November 2009, 02:41 Uhr

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