: Hallo, zusammen
: Das ist jetzt spannend.
: Im Kurs bei Walter Pätzold habe ich diese Diskussion das erste Mal miterlebt.
: Ich war sehr überrascht.
: In der Schweiz wird nach meiner bisherigen Erfahrung
: bevorzugt Melzers verwendet.
: Wenn ich richtig informiert bin, wurden auch in "Pilze der Schweiz"
: die Analysen auch mit Melzers erstellt.
: Was nun?
: Was heißt in der Praxis "falsche Resultate"?
: Wenn ich einen Schlüssel anwende, wäre ja der Idealfall,
: dass der Schreiber des Schlüssels gleich "vorgegangen" ist, wie
: ich.
: Dann können wir uns in den Ergebnissen treffen, bzw.
: der Schlüssel "funktioniert", unabhängig davon, ob das Resultat
: "faktisch falsch" ist oder nicht.
: Wenn ich nun - in einem angenommenen Extremfall - bei "Pilze der
: Schweiz"
: Lugol statt Melzers verwende, und die Ergebnisse dazu führen,
: dass der Schlüssel nicht mehr funktioniert,
: ist es mir eigentlich egal, ob das faktisch "falsche Resultate"
: sind,
: ich kann schlicht nicht mehr schlüsseln.
: Anders aufgezäumt: Ich finde es etwas schwierig, wenn die Tendenz allenfalls
: dahin geht,
: von "richtigen" Annahmen auszugehen, die man als Normalsterblicher
: nicht
: nachvollziegehen kann.
: Beispiel: Gattung Xerocomus: "Sporen fein längsgestreift".
: Nur unter dem Rasterelektronenmikroskop zu sehen.
: Was nützt mir das?
: Sicher eine bahnbrechende "Wahrheit" in der Mykologie.
: Ich habe aber kein Rasterelektronenmikroskop.
: Da wünsche ich mir, dass die Schreiber der Schlüssel der Zukunft
: sich hoffentlich nicht an die "Wahrheit" halten, sondern an das
: was "Lang-Dumpf-Harald" auch mit seinen beschränkten Mitteln
: nachzuvolziehen
: in der Lage ist, auch wenn das faktisch, bezogen auf die jeweiligen Sporen
: "falsch" ist.
: Sonst wird es irgendwann Schlüssel geben, die "wahr" sind,
: aber keinem mehr etwas nützen.
: Was meint Ihr dazu?
: Gruss, Harald Andres
Hallo Harald Andres!
Es ist nun so, dass Pilze der Schweiz zu seiner Zeit sicher ein bahnbrechendes Werk war, und ist auch heute noch eine nette Beigabe, wenn man die Korrekturliste dazu hat.
Leider reichen die Merkmale, die in Pilze der Schweiz abgehandelt werden, kaum noch einen Pilz korrekt zu bestimmen, die Schlüssel schon gar nicht.
Wenn ich Ascos in Melzers mikroskopiere, erkenne ich kaum noch was. Das macht alles tot, zerstört Inhalte, lässt Asci und andere Elemente bis zur Unkenntlichkeit verschrumpeln. Total unbrauchbar.
Es gibt nicht wenige Ascomyceten, deren Asci mit Lugol rot verfärben. Diese Reaktion ist mit Melzers nicht zu erreichen.
Ascigrößen sowie Sporen- und Paraphyseninhalte müssen sowieso in vitalem Zustand gewertet werden, wenn es geht in Wasser oder Färbemittel, welche die Vitalität nicht gefährten. Für spätere Strukturbeurteilung (Septen, Haken)
kann man dann aggressiver anfärben, dazu taugt aber Melzers auch nicht.
VG Ingo W