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Pilze Pilze Forum Archiv 2009
Farbstiche
Geschrieben von: Werner Antwort auf: Re: Mikroskop-Fotos generell... (Der Juergen)
Datum: 8. Dezember 2009, 10:08 Uhr
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Hallo, mein etwas beschränktes Wissen mal vorausgeschickt - ich glaube nicht, daß "falscher" Weißabgleich bei Mikrofotos so sehr auf der genutzten Kamera bzw. alleine des Weißabgleichs beruht. Ich denke, es beruht auf einer Kombination von Faktoren - also primär mal auf der Lichtquelle des Mikroskops. So habe ich an meinem alten Will-Mikroskop immer ins Gelblich-Bräunliche gehende Farbstiche gehabt (war ja auch klar, war eine (sauteure) Glühbirne alter Machart. An meinem neuen Zeiss Axioscope dagegen habe ich immer einen noch hässlicheren Blaustich. Ok - das lässt sich jeweils durch penibel austarierte Einstellungen des Weißabgleichs (am besten manuell, mit auf den kalibrierten Monitor eingestellten Werten) beheben. Punkt 1: es sieht natürlich nett auf dem perfekt kalibrierten Monitor aus, wobei das noch nicht für den Drucker und schon gar nicht für die unkalibrierten Monitore der Mit"anseher" im Net gelten muß - ist aber nicht weiter schlimm. Punkt 2 und wichtiger als 1: Sobald man eine Färbung einbringt, ob das nun Melzer, Kongo, Phloxin, Baumwollblau, BKS oder was auch immer ist, gilt der fein eingestellte WAB nicht mehr. Denn dann hat man Mischlicht (schon weil die Dichte des Färbemittels nicht gleichmässig ist), ähnlich der Situation, wenn man in einem Zimmer blitzt, in dem einerseits Neonröhren und andererseits einfallendes Tageslicht ist. Bei Färbungen kann man den optimalen WAB entweder auf das vom Mikroskop produzierte Kunstlicht oder auf die z.B. max.Färbung (z.B. der Sporen, Zystiden etc.) einstellen. [Mit Filtern etc. könnte man das noch mal optimieren, ok. Die (z.B. ein Heft Lee-Filter) hat man aber normalerweise nicht griffbereit und wenn man sie hat, will man nicht Stunden mit dem Rausfinden und Hinpfriemeln des richtigen Filters verbringen.] Also bleibt nur eine massive Bearbeitung in Photoshop etc. Wenn man das unbedarft macht - siehe oben in diesem Thread - hat man vielleicht ein "schönes" Foto, aber man hat u.U. kunstvoll genau das, was es zu zeigen gilt, ruiniert bzw. unkenntlich gemacht. Sicher ist es möglich in Photoshop etc. eine nahezu perfekte Bearbeitung hinzulegen. Nur - will man sich das wirklich antun? Nur um etwas zu dokumentieren - also entweder 5 Min. (Knipsen, schnell mal ansehen, abspeichern,ggf. für Web auf vernünftige Größe konvertieren und dann auf den geeigneten Server hochladen)oder 1/2 Std. PLUS für eine vielleicht sehr gute Bearbeitung - PRO BILD!? Es gibt sicher verschiedene Herangehensweisen und die mögen alle richtig für sich gesehen sein. Und in speziellen Fällen ist der große Aufwand sicher auch immer gerechtfertigt - z.B. bei der Veröffentlichung eines Buches, eines wissenschaftlichen Artikels usw. Jedoch ist es m.E. nett, wenn jemand das hier für das Deutlichmachen eines Fakts hier im Forum tut, aber alles andere als notwendig. Sicher sieht ein perfekt bearbeitetes Bild gut aus und tut den Augen wohl. Nur kann ein perfekt bearbeitetes Bild auch von mykologisch fehlendem Grundwissen zeugen - weil man etwas Wichtiges wegretuschiert hat - siehe oben. Dagegen steht ein vielleicht wenig "augenschmausiges" Foto, das aber all das zeigt, was es zeigen muß. (Als Beispiel möchte ich mal meine "Pics zur Dextrinoidität" anführen - die sind sicher aus fototechnischer Sicht hingeklatschter Schmodder - sie beweisen aber m.E. gut eine gemachte Aussage. Ja, ich hätte mir 2 Std. Mühe geben können, bessere Ausschnitte suchen können, farblich alles in Lightroom/Photoshop wunderbar hinbügeln können usw....). Nur, was bringt dieser Aufwand, wenn man nur etwas kurz dokumentieren möchte. Man kann sich evtl. damit brüsten, gut. Dagegen steht gewonnene Zeit, in der man z.B. sein fehlendes Basiswissen über Färbemethoden in der Mykologie aufbessern kann, in dem man z.B. den neuen Clemencon liest :-) Oder man mikroskopiert einen weiteren Pilz. Oder man geht in den Wald. Oder man setzt sich hin und trinkt einen guten Whiskey/Wein/Bier/Tee. Was auch immer ... Ich jedenfalls optiere für die letztere Alternative, wenn ich nicht grade etwas für eine wissenschaftliche Doku verfassen möchte. Und für mich ist es ein Unding, wenn andere Leute ihre verbalen Kübel darüber auskippen. Insbesondere dann, wenn diese Leute selber Fehler machen, bei denen es einem mykologisch-analytisch denkenden Menschen graut. Nein - diese Fehler würde ich niemandem mit normalem Umgangston vorwerfen - praktisch jeder macht ja solche Fehler. Aber wenn man mit allerschnödester Überheblichkeit andere runterputzt kriegt man halt auch mal sein Fett ab :-)))))) Gruß, Werner
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