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Pilze Pilze Forum Archiv 2010
Re: Fragen zu Autorenzitaten
Geschrieben von: Christoph Antwort auf: Re: Fragen zu Autorenzitate (Ingo Wagner)
Datum: 29. Januar 2010, 19:43 Uhr
Servus Ingo, wenn man nur wüsste, wie eine Art festgelegt ist, dann gäbe es weniger Diskussionen um den Artrang mancher Beschriebenen Namen. Gehen wir aber vom klassischen Artbegriff aus, dass alles das zu einer Art gehört, was sich in natürlicher Umgebung kreuzt und fertile Nachkommen erzeugt. Dann kann es natürlich passieren, dass innerhalb des Pools an Phänotypen sich beispielseweise eine - sagen wir mal - Variante herausgebildet hat, die sich deutlich von den übrigen Phänotypen unterscheidet.
Es haben sich also innerhalb eines Genpools zwei Ausprägungstypen gebildet. Der Klassische Gallenröhrling und ein milder Gallenröhrling mit anderer Farbe. Beide können sich kreuzen. Die aus solchen Kreuzungen entstehenden Nachkommen hätten aber irgendeinen Nachteil, weshalb sie zwar immer wieder angetroffen werden, aber deutlich seltener als die beiden "prominenten" Typen sind. Dann gehört noch alles zu einer Art, aber es lassen sich zwei Ausprägungsschwerpunkte unterscheiden. In diesem Falle sucht man einen namen dafür und eine innerartliche Unterteilung. Zum Beispiel "Varietät". Durch die Auseinanderentwicklung sind beide auch bezüglich des Genotyps möglicherweise unterscheidbar. Letzten Endes sind es wohl "übermorgen" zwei Arten. Sollte eine Barriere (z.B. Ozean, Gebirge, Wüste...) die beiden Ausprägungen voneinander isolieren (bis auf vielleicht eine geringe Kontaktzone irgendwo), so spricht man gerne von Unterart ("subspecies"). Deshalb verwendet man diesen Begriff gerne, um z.B. eine "amerikanische" von einer "europäischen" Sippe abzugrenzen (Phylloporus rhodoxanthus subspecies europaeus und Ph. rhodoxanthus ssp. rhodoxanthus). Oft werden solche kontinantal getrennten Unterarten später als Arten anerkannt (heute Xerocomus rhodoxanthus vs. Xer. pelletieri für die beiden Goldblätter, letzteres das euopäische Goldblatt).
Die Varietät liefert auf alle Fälle Information. Zudem können wir das Kreuzen oder dessen Ausbleiben mit der Nominalsippe ja nur schwer belegen, wissen also nicht, ob es doch eine Art sein könnte.
Wenig bedeutet hingegen eine "forma". Damit kann z.B. eine rein substratabhängige Wuchsform bezeichnet werden (z.B. Tapinella panuoides fm. acheruntius - nur ein unter Lichtausschluss gewachsener Muschelkrempling; weder genetisch fixiert noch taxonomisch bedeutsam). Also: nicht genetisch fixiert, sondern umgebungsinduziert. Den Vogel haben manche Franzosen abgeschossen, indem sie auch "subforma" verwenden. Ich denke schon, dass Varietäten Sinn machen bzw. Sinn machen können. Zoologen hingegen halten nichts davon. Tiere sind aber beweglich und vermischen sich leichter wieder. Dafür gibt es dort mehr Unterarten, weil Tiere sich auch auf Inseln verirren und dort eigene Unterarten, später Arten ausbilden. Bei Pilzen mit ihrem Sporenflug ist deshalb mehr der Begriff Varietät beliebt. Liebe Grüße
: Hallo Christoph! : Weil du gerade was zu Varietäten sagst: ich habe mich schon immer gefragt,
: Pflanzen sich z.B. Inocybe geophylla var. lilacina nur unter ihresgleichen
: Ist jetzt nur als Beispiel gedacht, denn ich glaube sowieso nicht, dass
: Ist festgeschrieben, wie sich Varietät definiert. Machen Varietäten überhaupt
: VG Ingo W
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