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Re: Risspilz (Inocybe cf. tjallingiorum) *PIC*

Geschrieben von: andreas 2
Datum: 12. Februar 2010, 00:57 Uhr

Antwort auf: Risspilz (Inocybe cf. tjallingiorum) (Interhias)

Hallo Hias,

solche Pilze konnte ich an ähnlichen Standorten schon häufig beobachten. An einer Stelle hatte ich sie standorttreu 7 Jahre lang, oft jährlich in mehreren Schüben und konnte somit die Variationsbreite gut studieren. Lange war ich mir unsicher und traute mich nicht diese Pilze zu benennen. Erst in den letzten Jahren bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es sich hier nur um I. tjalligiorum handeln kann.

Hier eine zusammenfassende Beschreibung vom oben genannten Fundort. Mir liegen zwischenzeitlich aber auch noch andere Funde von ähnlichen Standorten vor.

Inocybe tjallingiorum Kuyper

Hut von 12 bis 28 mm, jung fast halbkugelig, später konisch-konvex bis flachkonvex (nur selten vollkommen flach ausgebreitet oder gar niedergedrückt), ohne oder mit +/- deutlichem, abgerundetem, nur selten warzigem Buckel, Rand jung fast eingerollt bis abgeknickt, aber fast immer abgerundet bleibend; Mitte meist kahl (aber matt) oder filzig, auch fein faserig bis feinschollig aufreißend, dunkelbraun, braun bis haselbraun, nach außen schwach radial faserig-filzig, seltener bis grob faserig (so gar komplett filzig, faserschuppig oder fast rimos möglich), kaum heller als die Hutmitte (Y90, M80, C70 / Y90, M70, C60 / Y90, M60, C60 / Y99, M70, C80 nach Küppers) ; vor allem jung mit dünnen, silbrig-weißlichen bis grauen Velumfasern bedeckt, diese im Alter meist vollkommen fehlend; Cortina an jüngsten Frk. teilweise vorhanden.
Lamellen normal gedrängt, 1 : 1 bis 1 : 3 untermischt, selten gegabelt, gerade bis bauchig, ausgebuchtet,  angewachsen; erst weißlich, dann lange grau, später olivbräunlich bis olivbraun; Schneide jung weiß bewimpert bis fast flockig, eben.
Stiel 15 bis 35 / 1,5 – 5,5 mm, meist zyl., aber auch zur Spitze oder nach unten etwas verdickt, Basis nicht bis deutlich verdickt, aber nie gerandet knollig gesehen; jung weißlich bis blass bräunlich, Spitze später meist gelbbräunlich bis fleischrosabräunlich, Mitte eher rot- bis dunkelrotbraun, zur Basis oft wieder heller (ausnahmsweise auch fast weißlich bleibende, aber auch komplett dunkelbraune Stiele beobachtet), Basis weiß(lich) durch Myzelfilz, komplett (bis zur Mitte deutlich) bereift, im unteren Teil auch  grauweißlich dünn überfasert; mittleres IS zwischen 9 bis 14 (bei vielen Frk. fast immer 11).
Fleisch im Hut weißlich, im Stiel vor allem im Randbereich (rot-)bräunlich; Geruch im frischem Schnitt von kaum wahrnehmbar bis deutlich spermatisch.
Sporen von (7,5) 8,0 – 10,5 (11) / (4,5) 5,0 – 6,2 (6,5) Q (1,2) 1,5 – 1,9 (2,1) µm; im Mittel 8,5-9,2 / 5,3-5,6 Qm 1,6-1,8 Vm 130-150 µm3; mit abgerundetem bis schwach konischem Apex.
Basidien fast ausschließlich 4 – sporig gesehen, schlank keulig, 20 – 32 / 7 – 10 µm.
Pleurozystiden fusi-, subutri- bis sublageniform, (25) 35 – 65 (75) / (8) 10 – 18 (20) µm mit durchschnittlich 1,5 – 2,5 µm dicken, fast farblosen bis gelben Wänden.
Cheilozystiden von den Pleurozystiden kaum verschieden, gedrängt stehend und mit keuligen bis birnenförmigen dünnwandigen Parazystiden untermischt.
Kaulozystiden bis weit unter Stielmitte zu beobachten, (im unteren Stielbereich) meist lageni- bis utri-, seltener fusiform, am Hals oft etwas wellig (wie Pleurozyst. von I. obscurobadia), 25 – 75 / 10 – 20 µm (an der Stielspitze oft etwas schlanker), Wand meist etwas dünner und weniger gelb; Kauloparazyst. dünnwandig, stumpf bis schlank keulig.

Funddaten: viele Kollektionen von 1995 bis 2002 von (April) Mai bis Oktober, Thüringen, Gera, Türkengraben, MTB 5138/14, ca. 230 m ü. NN, wenig exponierter Nordhang, Pioniergehölze, vorwiegend Weide, aber auch Kiefer, Birke, Espe, Ahorn auf nacktem, teils bemoostem, lehmigen Boden. Nach 2002 fehlend!

Bemerkung:

Als sehr konstant ist das bis weit unter die Stielmitte gut ausgebildete „Kaulohymenium“ einzustufen. Jedenfalls war das bei allen untersuchten Proben der verschiedenen Kollektionen der Fall. So dass Arten der Cortinatae ausgeschlossen werden können. Cortina an kleinsten Fruchtkörpern, sind nach meinen Beobachtungen auch bei den meisten Spezies der Marginatae vorhanden. Der durchschnittliche IS war ziemlich konstant und lag zwischen 9 bis 14. Der manchmal sehr dunkel werdende Stiel könnte auf I. tenebrosa deuten. Da gibt es aber grundlegende Abweichungen: keine keuligen Pleurozystiden, die Stielbasis selbst immer weißlich oder zumindest heller als die Stielmitte, nie himbeerrötliche Farbtöne am Myzel oder Stielbasis, Kaulozyst. im unteren Stielbereich nicht braun oder bräunlich inkrustiert.
Inocybe leiocephala unterscheidet sich durch eine fettig wirkende Hutmitte (nach feuchtem Wetter), im Mittel größere Sporen und Hymenialzystiden. Außerdem habe ich I. leiocephala bisher fast nur bei Fichten und selten so kleinwüchsig beobachtet.
I. splendens var. phaeoleuca hat ebenfalls größere Sporen und weiß (hell) bleibende Stiele.

Gruß Andreas

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Risspilz (Inocybe cf. tjallingiorum) -- Interhias -- 11. Februar 2010, 21:11 Uhr
Re: Risspilz (Inocybe cf. tjallingiorum) *PIC* -- andreas 2 -- 12. Februar 2010, 00:57 Uhr
Re: Risspilz (Inocybe cf. tjallingiorum) -- Interhias -- 13. Februar 2010, 09:09 Uhr
Re: Risspilz (Inocybe cf. tjallingiorum) -- Helmut -- 13. Februar 2010, 12:00 Uhr

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