Hallo Stefan,
vielleicht kann auch ich ein paar klärende Worte beitragen:
Ich persönlich fand deine Frage ("Ist es notwendig, auch seltene geschützte Pilze zwecks Fotographie und Bestimmung rauszureißen ?") nicht provozierend, aber doch etwas zu allgemein formuliert.
In deiner Frage kommen zwei Tätigkeiten vor - fotographieren und bestimmen.
FOTOGRAPHIEREN:
Meine Meinung dazu ist, dass man seltene Pilze, wenn man sie denn spontan erkennt - ohne sie aus 'dem Substrat zu entnehmen' - nicht unbedingt nur wegen eines Fotos rausreißen sollte.
Aber in den allerwenigsten Fällen wird man einen Pilz eindeutig erkennen, wenn man ihn nur von oben sieht und - falls er groß genug ist (man denke nur an kleine Arten wie z.B. Delicatula-Arten oder auch Mini-Ascomyceten! da gibts auch seltene darunter... bei einer Delicatula wirst du ohne den Pilz umzudrehen erstmal gar nix zu sagen können) von der Seite/schräg von unten.
BESTIMMEN:
Zum Bestimmen muss man zumindest einen oder wenige Fruchtkörper entnehmen, da man welche mit nach Hause nehmen und präparieren muss. Außerdem sind viele diagnostische Merkmale an der Hutunterseite (genauer Farbton der Lamellen, Lamellen frei oder angewachsen,...) und der oberen Stielregion (wie weit hoch reicht das Stielnetz, Manschette gerieft oder nicht,...) lokalisiert, die man ohne ein "in die Hand nehmen" des Pilzes kaum zu Gesicht bekommen wird bzw. nicht eindeutig und sicher erkennen kann - mal abgesehen von einem 40cm hohen Parasol.
Also nochmal zurück zu deiner Frage: "Ist es notwendig, auch seltene geschützte Pilze zwecks Fotographie und Bestimmung rauszureißen ?"
Ja, wenn die Pilze nicht nur fotographiert, sondern auch ganz eindeutig bestimmt werden sollen.
Nein, wenn sie nur fotographiert werden sollen (dieser Fall dürfte aber im Forum kaum vertreten sein).
Schöne Grüße,
Ulysses