Hallo Forum,

heute der versprochene Nachschlag aus dem Buchenwald bei Wandlitz, genauer gesagt zwischen Parkplatz
und Liepnitzsee. Wie schon gestern erwähnt, fand ich dort eine nie gekannte Artenvielfalt vor.
Dabei beackere ich das Gebiet bereits seit 18 Jahren regelmäßig. In jenem Jahr 1992 fand ich dort
beispielsweise zum letzten und einzigen mal Flockenhexen; genau genommen zwei Stück.

Die Arten, die ich hier im Anschluß zeigen werde, sind allerdings keine, die irgendwie besonders für
den Standort Buchenwald wären. Ich zeige sie vor allem damit Pilzliebhaber, aus unserer Region, die hier
mitlesen, noch einmal das schöne Wetter bei uns, zumindest bis Samstag, nutzen, um vor Ort
ein paar interessante (mykologische) Aussichten zu genießen.(Was ein übler Schachtelsatz!)

Vielleicht noch ein paar Takte zum Boden: sauer ist er auf jeden Fall im Untergrund. Im Buchenwald
selbst dürfte die dicke Humusschicht für, zumindest oberflächlich, basische Verhältnisse sorgen.
Kalk ist eigentlich in allen Teilen auszuschließen.

Den Start soll ein Fund aus einem pottsaurem, nährstoffarmen Buchenwald nahe Greifswald (MV) machen.

Cortinarius bolaris kenne ich bislang nur von dort. In Wandlitz fehlt er völlig. Dafür gab es dort in MV in
den vergangenen Jahren die einzige, mir bekannte Stelle mit Flockies.
In diesem Jahr war der Forst dort oben allerdings eine herbe Enttäuschung. Gerade mal drei abgefressene
Hexen fand ich dort. Dafür in rauen Mengen scharfe Dottertäublinge, Laccaria laccata, Amanita fulva.
sowie gigantische Perlpilze, die einen Vergleich mit den dicksten Boleten nicht zu scheuen brauchten.
Ich ärgere mich soeben, daß von denen nicht wenigstens ein Foto geschossen hatte. Immerhin landeten
die üppigsten von denen in Pilzkorb und Pfanne.

Zurück nach Wandlitz, 30 km nördlich von Berlin:

Banal, aber immer wieder toll anzusehen die Buchen Schleimrüblinge.

Nochmal ein Bild von den Öhrlingen, der Vollständigkeit halber und weil Erstfund Nummer 1:

Ob Esel, oder was anderes, wird sich noch zeigen.

Zwei Bilder einer Russula aus der Schwärztäublingsfamilie:

Fleisch im Schnitt nicht rötend, sondern sofort grau anlaufend. Geschmack und Geruch nicht feststellbar;
allerhöchstens etwas unangenehm an den Lamellen.
Vielleicht R. albonigra; allerdings kenne ich den von zwei Standorten bei Pinus, wo die unmittelbar
schwarz anliefen und auch den typischen Minzegeruch aufwiesen. Begleitbaum hier 100% Buche!
Ich lasse mich hier gerne beraten. Wenn nicht R. albonigra, wäre es ebenfalls ein Erstfund.

Des weiteren standen da in Massen Cortinarien, die ich dort noch nie fand. Eventuelle Dickfüße (ser.)?

Im Schnitt leicht violett –bräunend. Fast wie die aus der vergangenen Woche aus den sandigen
Kiefernwäldern. Allerdings – wären die nicht so zahlreich gewesen, hätte ich einen Bogen drum gemacht.
Geruch: irgendwie leicht unangenehm – erdig. Probiert hatte ich nicht. Hut bis 12 cm!

Ein weiterer Schleierling und sicherer Erstfund Nummer 2 an diesem Tag:

Einfach mal nach der Optik bestimmt, der Reifpilz C. caperatus - schmecken die eigentlich nach irgend was?

Zum Abschluß sei ein kleines Finale gestattet:

Kein Erstfund, aber nach 18 langen Jahren wieder gefunden: Flockenhexen! Insgesamt knapp 20 Stück und
acht edulen als Bonus. Dies an einem Sonntag Nachmittag, nachdem dort hunderte Spaziergänger und
Sammler durch waren.

Die hier vertreten mit zwei Fruchtkörpern innert 10 Metern, Erstfund in diesem Gebiet:

R. botrytis (sl). Wahnsinn – in zwei weit auseinander liegenden MTBQ’ s allein in diesem Jahr.

Diese hier hatte ich nicht so formschön in Erinnerung:

Auf Buchenwurzeln trieb sie ihr Unwesen, zusammen mit einigend dutzend

Artgenossen (auch irre!). Ramaria stricta (auch sl ?)

Ganz am Ende noch ein weiterer Erstfund von diesem Standort:

Ein typischer Kiefernstumpfbewohner. Der Erstfund liegt zwei Jahre zurück. Wer mag sich noch erinnern?

In der Hoffnung, nicht allzu sehr abgenervt zu haben...Grüßlis und ein erfolgreiches Wochenende, wo auch immer. Ingo