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Pilze Pilze Forum Archiv 2011

Kleine weiße haarige Zapfenbewohner.........

Geschrieben von: Ingo Wagner
Datum: 18. Dezember 2011, 00:15 Uhr


......oder "Sind wir nicht alle über irgendwas verwundert?"

Hallo!

Tja, mein Pilzchef wundert sich, dass man Gefallen an Rätseln via Bildausschnitt haben kann und ich wundere mich, wie lange sich veröffentlichte Irrtümer halten.

Es geht mir dabei um einen bei mir häufigen Fichtenzapfenbewohner im Spätherbst bis Vorwinter. Er wächst an der Unterseite von meist halbmorschen Fichtenzapfen, die etwas in der Streu eingebettet sind. Bei guter makroskopischer Auswahl des Substrates finde ich den bei mir locker spätestens an jeden 5. inspizierten Fichtenzapfen.

Er nennt sich Psilocistella conincola (Velen.) Svrcek, wächst meist in kleinen Trüppchen, kann den Zapfen aber auch mal in größerer Anzahl besiedeln. Ist immer kurz gestielt mit hellbrauner Basis.

Bei folgenden Mikros merkt euch nur mal die Haarform und die Sporengestalt samt Inhalt:


Die Haare sind am Becherrand mehr oder weniger zylindrisch und gerade, spazierstockartig gekrümmte findet man hauptsächlich an den Flanken. Die apikalen Haarzellen werden nie allmählich dünner und die Krümmung schafft eigentlich nie 180 Grad.

Trotzdem wird er regelmäßig als Hamathocantoscypha (die Gattung wäre ja in Ordnung wegen der gekrümmten Haare!) laricionis var. laricionis bestimmt.
Im folgenden mal Aufnahmen von dieser Art:

Schon unter der Lupe machen die Haare einen viel feineren Eindruck.
Und hier Sporen und Haare dazu:

Der Ursprung der Vermengung könnte z.B. an der Beurteilung Raitviirs liegen, der die Psilocistella lediglich als Extremform von Hamatocanthoscypha laricionis hält.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen, dass die zum Teil sehr einfach aufgebauten Schlüssel in entsprechenden Werken sehr gut zu einer Lösung kommen lassen, diese aber immer auch mit der Beschreibung verglichen werden muss. Es gibt wirklich zu viel Arten, die es nebenher noch gibt.

Übrigens gibt es auch die Psilocistella conincola noch auf Kiefernzapfen, dann hat sie aber jung wirklich schöne, fast eiförmige Sporen, die reif deutlich breiter sind als die von den Fichtenzapfen-Bechern und deren Erscheinung sich möglicherweise hauptsächlich auf das zeitige Frühjahr beschränkt. Also nochmal was anderes.




Bei dieser Aufsammlung habe ich noch nicht mal am Rand gekrümmte Haare gefunden. Ob es wirklich so ist, muss man an weiteren Funden testen.
Die Paraphysenbilder habe ich zum großen Teil herausgelöscht, die sehen bei allen gezeigten Arten gleich aus. Der mit Lugol rotbraun reaktive Inhalt der Paraphysen ist von der Vitalität abhängig und ziemlich empfindlich.

Wenn wer die Fichtenzapfen-conincola schon mal im Nachwinter gefunden hat oder die Kiefernzapfen-conincola mit den Eiersporen, dann würden mich Rückmeldungen bezüglich des Datums interessieren.

VG Ingo W

Beiträge in diesem Thread

Kleine weiße haarige Zapfenbewohner......... -- Ingo Wagner -- 18. Dezember 2011, 00:15 Uhr
Re: Kleine weiße haarige Zapfenbewohner......... -- Ingo Wagner -- 18. Dezember 2011, 00:57 Uhr
Re: Kleine weiße haarige Zapfenbewohner......... -- Dedimyk -- 18. Dezember 2011, 08:12 Uhr
Danke, Ingo. Tolle Doku ! *oT* -- Trametenlotti -- 18. Dezember 2011, 10:43 Uhr

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