[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2011

Re: Risspilze (subcarpta, soluta)

Geschrieben von: Andreas 2
Datum: 22. Januar 2011, 22:01 Uhr

Antwort auf: Risspilze (subcarpta, soluta) (interhias)

Hallo Hias und Helmut,

die nächste problematische Gruppe. Hier kann ich mich voll und ganz Helmuts Meinung anschließen. So variabel wie ich I. subcarpta kenne, genügt es bei Koll. 1 wenigstens noch zum Arbeitsnamen I. subcarpta. Ich kann auf die schnelle auch nicht sagen, ob ich so glatte Hüte schonmal gesehen habe. Meiner Meinung sind die +/- Faserung und Schuppung wohl eher auf Witterungseinflüsse zurückzuführen, und taxonomisch kaum von Bedeutung. (?). Ein gewisser Anteil von Sporen mit stark vorgezogenen und teils fast glatten Sporen ist auch immer wiedermal zu beobachten, ohne dass dadurch eine Abgrenzung erkenntlich wäre.

Der Hinweis auf I. proximella bei Koll. ist mikroskopisch gar nicht so abwegig, obwohl die Sporen, wie von Helmut ergänzt, zumindest in der Lg. an unterster Grenze liegen. Makroskopisch sieht er eher I. giacomi ähnlich. Fruchtkörper zu klein und Hutfarbe viel zu dunkel. Das Gleiche gilt m. E. für Stangls spitzwarzige Abb.

Der Fund muss wohl erstmal unbestimmt bleiben!

Nachfolgend die wesentlichen Merkmale, aus Lit. und Eigenfunden zusammengestellt

Bestimmende Artmerkmale:
Hut Ø 20 bis 45 mm, meist warzig gebuckelt, kegelig bis konvex, Rand abgebogen, am Scheitel dunkelbraun fein filzig bis glatt, zum Rand hin fein bis wenig bündelig gefasert, deutlich heller als die Hutmitte.
Lamellen jung weißlich, später bis braun; Schneide weißlich bewimpert.
Stiel 35-90 x 2-6 mm, zyl. oder leicht zur Spitze verjüngt, Basis kaum deutlich erweitert, je nach Habitat können die Stiele sehr lang ausgeprägt sein; Spitze flockig bereift, sonst ± faserig, weißlich bis bräunlich.
Auf Hut und Stiel nie deutlich schuppig.
Cortina an jungen Fruchtkörpern vorhanden, aber sehr flüchtig.
Fleisch im Hut meist weißlich, im Stiel weißlich bis bräunlich; Geruch schwach spermatisch, 100827a pelargonienartig (?!)
Sporen vielgestaltig, Höcker nicht einheitlich ausgeprägt, wenig bis stark vorgezogen höckerig, (6) 7,5-10 (11) x (4,5) 5-7 (7,5) µm, im Mittel 8,2-9,3 x 5,5-6,3 Vm 140-190 µm3, Q (1,1) 1,2-1,5 (1,65), Qm 1,3-15. Bei konsequenter Vermessung der Sporen in Seitenlage Qm vermutlich 1,35-1,5!.
Pleurozystiden häufig; überwiegend schmal bis breit fusiform, einige subutriform, seltner sublageniform, zylindrisch oder keulig), der Hals kann ähnlich I. obscurobadia gewellt sein, apikal ist oft eine kopfige Erweiterung zu beobachten (apikale Gabelungen oder schnabelartige Verlängerungen wie bei den Funden von Beyer waren bei meinen Funden kaum nachzuweisen); (40) 45-75 (85) x (6) 11-22 (27), Wandstärke 0,5-1,5 (2), farblos bis minimal gelblich (080606a teils auch mit braunem Inhalt!); in der Regel nur wenig beschopft (bei BK sogar als Hauptmerkmal bewertet).
Cheilozystiden meist sehr häufig, in Häufigkeit allerdings nicht immer gleichmäßig verteilt; ähnlich den Pleurozystiden, meist aber variabler; Parazystiden generell häufig, manchmal aber unscheinbar und schwer zu beobachten, dünnwandig, farblos, keulig bis birnenförmig.
Kaulozystiden – von der äußersten Stielspitze abgesehen – fehlen, oft sind aber im oberen Stielbereich ein paar kaulozystide Haare, ohne Kauloparazystiden vorhanden.
Die Enden der Stielhyphen sind unauffällig zylindrisch und apikal abgerundet.
HDS meist aus liegenden, mäßig langen, zylindrischen bis wenig inflaten Hyphen bestehend. Pigmentierung membranär und aufgelagert inkrustiert ± braun.
Habitat: Feuchte Nadelwaldareale, teils auch direkt in anmorigen Stellen im Sphagnum, vorwiegend montan bis submontan.

Anmerkung: Bei den von mir untersuchten Sippen waren sowohl schmale wie breite, bauchige Pleurozystiden vorhanden, so dass eine taxonomische Relevanz zwischen denen ss. Favre und ss. Karsten eher unwahrscheinlich ist. Da auch beim Fund vom Wank (1750m ü. NN) die schlanken Zystiden nicht dominierten, kann wohl auch nicht von einer Gebirgsform gesprochen werden. (Zusammenstellung: Andreas Vesper)

Zum Thema siehe auch http://www.tham-thueringen.de/ unter Pilzkunde. Per Mail werde ich Hias auch noch eine neuere Arbeit zusenden. Vielleicht hilft sie Dir bei anderen Funden weiter.

Übrigens geht es Dir nicht alleine so. Ich habe alleine bei den höckerig-sporigen Cortinatae vielleicht 50% unsicher oder unbestimmte Exsikkate in meinem Herbarium.

Herzliche Grüße
Andreas

Beiträge in diesem Thread

Risspilze (subcarpta, soluta) -- interhias -- 22. Januar 2011, 18:36 Uhr
Re: Risspilze (subcarpta, soluta) -- Helmut -- 22. Januar 2011, 20:28 Uhr
Kommando zurück -- Helmut -- 22. Januar 2011, 20:32 Uhr
Re: Risspilze (subcarpta, soluta) -- Andreas 2 -- 22. Januar 2011, 22:01 Uhr
Re: Risspilze (subcarpta, soluta) -- interhias -- 23. Januar 2011, 09:19 Uhr
Re: Risspilze (subcarpta, soluta) -- Andreas 2 -- 23. Januar 2011, 12:01 Uhr
Inocybe proximella *PIC* -- Andreas 2 -- 22. Januar 2011, 22:18 Uhr

[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2011 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.