Hallo zusammen,

heute war derart herrlicher Sonnenschein bei gefühlten 20 Grad - da muss man doch raus. Dachte ich.

Zunächst wollte ich einen Versuch starten, ein paar Becher (vielleicht mal auf Zapfen) zu finden, also in Richtung Taunus in einen im Herbst sehr ergiebigen Nadelholzforst. Bereits an der Landstraße fuhr ich fast in den Graben - unnötig weiter zu erzählen, alte Eichen, Buchen, Douglasien, Fichten usw., alles weg, Kahlschlag. Auf die dieses Jahr noch folgenden Erlebnisse hirnloser Zerstörung freue ich mich jetzt schon. Aber das Thema wurde ja schon von HoBis angeregt.
Doch halte ich es für sehr bedenklich, in welche Richtung HoBis Thema geführt wurde. Immer wieder (auch in vielerlei anderer Hinsicht) ernennen sich Böcke selbst zu Gärtnern, werden als solche geduldet und sogar unterstützt, sind weiterhin erfolgreich bemüht, andere davon überzeugen, dass sie die Retter in der Not seien. Die Folgen solchen Irrsinns sind inzwischen hoffentlich hinreichend bekannt.
Bock und Gärtner in einer Person sind für mich widersprüchlich - näher gehe ich glücklicherweise nicht darauf ein, jeder kann sich hinsichtlich Natur- und (Wild-)tierschutz vor Ort oder im Netz informieren. Dieser Abstecher nur, weil ich irgendwie zu diesem Beitrag ständig meinen Namen lese, ohne etwas dazu gesagt zu haben. Also zu den erfreulicheren Dingen, Pflanzen und Pilze.

Nach dem erlebten Kahlschlag fuhr ich an den Rhein, dass die Getigerten noch nicht da waren, war ja eigentlich klar. Nachsehen schadet aber auch nix, normalerweise kommen die Sägeblättlinge erst so gegen April. Trotzdem die Weiden abgesucht, außer ein paar Mini-Samtfüßen gabs nur Porlinge, unter anderen diesen hier:

Ein entrindeter Stamm, schätzungsweise Weide (da ich dort direkt am Rhein nichts anderes gesehen habe), resupinat wachsend, größter FK etwa eine Handfläche groß, feucht zäh, trocken korkig und federleicht. Geruch Null, ich habe gerade noch eine "ordentlich gewachsene" und duftende Anis-Tramete hier, daher gut zu vergleichen. Die Stämme dort sind oft (durch Überschwemmungen?) gedreht, was ich bei anderen Pilzen, deren Fruchtschicht in den Himmel zeigt, feststellen konnte.
Ich komme sicher so schnell nicht drauf, aber vielleicht nur eine resupinate Form von Trametes suaveolens?

Das wars aber auch schon vom Rhein, also weiter Richtung Heidesheim, da war ich erst einmal. Leider waren mir die Stielboviste dort damals nicht aufgefallen, Unmengen davon und zumeist sehr vertrocknet. Größtenteils T. melanocyclum - sofern ich die Unterscheidung inzwischen richtig gelernt habe - aber auch brumale und fimbriatum (im Bild) dazwischen:

Ach, ich hatte ja bunt angesagt:

Auf der anderen Rheinseite kenne ich bisher nur eine Stelle, ein paar Quadratmeter Teppich dieser Pflänzchen, in diesem Trockengebiet hätte ich sie nicht erwartet.

Jetzt zu meinem Wochenend-Problemfund, ich würde mir eine Disciseda erhoffen wollen, obwohl ich die noch nie gefunden habe.
Ein winziges NSG zwischen Autobahn und Landstraße, direkt am Eingang bei den Obstbäumen, leider nur ein FK nach ewiger Suche, etwa 1 cm klein, mit einer ähnlich fädig-wolligen "Scheibe", wie ich sie bislang nur bei Tulostoma melanocyclum gesehen habe:

Vielleicht erbarmt sich ja Wolfgang P. meiner - ich hoffe, zumindest in der richtigen Gattung gelandet zu sein.

Zwischendrin wieder etwas Buntes von dort:

Ein paar Kilometer weiter Richtung Sand nochmal angehalten, erneut war ich etwas überrascht, dass schon gerippte Becher zu finden waren. Ich weiß es nicht, schätze aber, Paxina acetabulum:

Buntes Intermezzo:

Zum Schluss schon wieder etwas "Langweiliges", beim ersten Mal ist es immer noch weitaus spannender... Besonders, wenn man noch rätselt, ob es Pilz oder Dekoration ist. Diesmal bin ich aber ganz sicher, etwa 6 km Luftlinie vom Erstfundort entfernt. Ich habe ca. 2 m davon entfernt geparkt, beim Loslaufen nichts gesehen, erst auf dem Rückweg kurz vorm Wagen für den üblichen Müll gehalten, wieder umgekehrt, und naja, da war wieder Mycenastrum corium:

Normalerweise entgehen mir Pilze kaum, weil ich allem hinterherlaufe, was aus der Ferne irgendwie nach Pilz aussieht - dieser schon, vielleicht weil er da wächst, wo ich nichts vermute. Da ich gelesen habe, dass diese Pilze nicht unbedingt standorttreu sind, würde mich interessieren, ob 2010 vielleicht ein gutes Jahr dafür war? Weitere Funde? Über frische FK in 2011 würde ich mich sehr freuen...

Grüße,
Klaas