: Liebe Freude der kriechenden Schleimer,

: endlich finde ich auch mal Schleimpilze, nicht spektakuläres, aber an
: unerwarteter Stelle, nämlich auf meinem Balkon. Und ich Dödel habe immer
: im Wald danach gesucht...

: Vor vier Wochen entdeckte ich nach mehreren Tagen mit leichten Regenfällen in
: einem Blumenkasten diesen Winzling, bei dem ich mir aber nicht ganz sicher
: bin, ob er überhaupt ein Schleimpilz ist oder 'bloß' eine Art Schimmel.
: Hellgrau bepuderte, am braunen Stiel eingedellte Kugeln würden ja bestimmt
: zu Schleimis passen, aber dürfen die soo winzig sein? Durchmesser war
: weniger als 1mm, Standort waren tote Stängel von Ruccola und Flachs.

:

:

: Gestern abend konnte ich dann erstmalig ein quietschgelbes Plasmodium auf
: Raubzug beobachten, dummerweise mitten unter meinen leckeren
: Zuchtpilzen...
: Der Größe nach dürfte es schon länger im verborgenen gelebt haben und hat
: sich erst jetzt, nach ergiebigen Regenfällen und langanhaltender
: Feuchtigkeit hervorgewagt, ist ausgeschwärmt und hat sich auf die
: Seitlinge konzentriert. War wohl ein Fehler, denn heute morgen konnte es
: sich nicht rechtzeitig zurückziehen und ist größtenteils eingetrocknet.
: (Schon klar, daß es beim nächsten Regen weiterkriecht.) Aufgegessen hatte
: es auch nicht!

: Eigentlich würde ich es am liebsten weiter beobachten, will aber lieber nicht
: riskieren, daß es fruchtet. Wäre zwar interessant, zu sehen, ob es eine
: Lohblüte wird, jedoch soll es mir nicht die gesamte Pilzzucht verseuchen.
: Obwohl... wenn ich es gefangennehme, dunkel, feucht und kühl halte, könnte
: ich es doch mit Pilzabfällen füttern... und wenn es dann groß genug ist,
: bringe ich ihm kleine Kunststückchen bei.

: Grüße, Carsten

:
: gestern abend

:
: heute mittag

:
: heute abend

Hallo Carsten,
Ja, Schleimis gibt es nicht nur im Wald und es gibt auch welche, die sind noch viel kleiner als diese. Es gibt eine ganze Reihe Arten die sich auf pflanzliche Abfälle spezialisiert haben. Bei Deinem Schleimi handelt es sich möglicherweise um eine Didymium-Art. Eine genaue Bestimmung der Art ist aber makroskopisch nicht möglich, da es einige ähnliche Arten gibt. Da müßte man genauer schauen und mikroskopieren.
Bei dem anderen gefräßigen Schleim könnte es sich um das Plasmodium von Badhamia utricularis handeln, der hat Pilze zum Fressen gern. Den sollte man dann sicher lieber nicht in seinen Pilzkulturen ausreifen lassen!
Aber in ein Glas gesperrt (auf feuchtem Zellstoff gebettet und mit Pilzstückchen gefüttert) kann man das krabbelnde Plasmodium möglicherweise gut beobachten (falls es allerdings nicht zusehr gestört ist) und wenn man viel Glück hat bildet er dann vielleicht auch Fruchtkörper (kleine grauweiße Kügelchen auf gelblichen Stielchen, meist kopfüber nach unten hängend wie kleine Trauben).
Fuligo septica habe ich dagegen noch nie auf "lebenden" Pilzen gesehen, besiedelt mehr morsches Holz, Schredder etc.
schönen Abend,
Ulla